Nachhaltigkeit
Kleinbauern profitieren von Gruppenzertifizierung
Fibl-Studie zu Chancen und Herausforderungen der Gruppenzertifizierung
Eine neue Studie des Schweizer FiBL zu Relevanz, Chancen und Herausforderungen von Gruppenzertifizierungen zeigt deren große Verbreitung und die wesentlichen Vorteile für die Bioproduzenten auf. Zum einen seien dies die sinkenden Kosten; vor allem, da für die weltweit etwa 80 Prozent Kleinbauern aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen eine individuelle Kontrolle kaum finanzierbar sei. Dazu kämen aber auch noch ein besserer Marktzugang und ein effektiver Wissensaustausch.
Global gesehen spielen kleinbäuerliche Betriebe für die Lebensmittelerzeugung eine bedeutende Rolle. Sie produzieren den Hauptteil des Kaffees, Kakaos oder der Baumwolle. In Afrika, Asien und Lateinamerika könnten aber Kleinbetriebe aus finanziellen Gründen nur dank Gruppenzertifizierung auf die biologische Wirtschaftsweise umstellen und seien meist in Produzentengruppen zusammengeschlossen. Schätzungen der Studie zufolge gäbe es rund 2,6 Millionen Bioproduzenten in etwa 5.900 ICS-zertifizierten Gruppen: Bei Gruppenzertifizierungen werden die einzelnen Bauern über ein sogenanntes Internes Kontrollsystem (ICS) überprüft, welches dann wiederum von einer externen Zertifizierungsstelle kontrolliert wird. Jede Gruppe besteht aus zwischen 20 und 40.000 Mitgliedern.
Momentan finden sich solche ICS-zertifizierten Gruppen in 58 Ländern, vornehmlich in Afrika, Asien und Lateinamerika, doch mit Inkrafttreten der neuen Bioverordnung der Europäischen Union 2021 wird das ICS auch für Kleinbauern in Europa gesetzlich anerkannt. Zurzeit dürfte die von ihnen bewirtschaftete Gesamtfläche bei rund 4,5 Millionen Hektar liegen. Ihre Anzahl hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Die Studie stellte aber auch einen Bedarf für eine konkretere Regulierung der Gruppenzertifizierung fest. Ebenso sollte mehr Wert gelegt werden auf die interne Schulung der Landwirte in Bezug auf gute ökologische Produktionspraktiken. Aufgrund festgestellter Unterschiede in der Zertifizierungspraxis empfehlen die Studien-Autoren zudem, die Zertifizierungsstellen besser zu schulen und Richtlinien zu harmonisieren.