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Die Konsequenzen des Wachstums

Wie entwickelt sich der Bio-Markt?

Mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln wollen Verbraucher schon längst nicht mehr nur der Umwelt etwas Gutes tun. Bio-Produkte bieten Qualität und gesunden Genuss. Diese Erkenntnis hat sich in den vergangenen Jahren bei immer mehr Konsumenten durchgesetzt und dazu geführt, dass der Umsatz von Bio-Lebensmitteln stetig steigt, während er bei den konventionellen Lebensmitteln stagniert.


Hier hatte der Druckteufel bei der Erstellung der Tabelle zugeschlagen.{_umbruch_}Die Jahresangabe der Prognose in der gedruckten bioPress-Ausgabe vom Mai 2007 ist 2011 und nicht 2006.

Schon längst bieten konventionelle Vollsortimenter und Discounter das ehemalige Nischenprodukt „bio“ an. In den nächsten Jahren wird sich das Wachstum des Bio-Markts in vielfacher Weise auf Hersteller, Handelsunternehmen und die Produkte selbst auswirken. Auch wenn Verbraucher von vielen dieser Entwicklungen profitieren, wird sich zeigen, ob alle Auswirkungen des Bio-Booms positiv sind.

Wachstum weckt Begehrlichkeiten

Durch sein Wachstum wird der deutsche Bio-Markt auch für ausländische Erzeuger zunehmend attraktiver. Sie werden mit importierten Bio-Produkten für mehr Wettbewerb unter den Produzenten sorgen. Doch durch die steigende Nachfrage könnte auch die Gefahr von Manipulationen wachsen. Deshalb ist es wichtig und unumgänglich, dass Händler den Produktionsweg ihrer Waren nachvollziehen können und bei Verhandlungen mit Zulieferern realistisch kalkulierte Preise vereinbaren, die diese nicht zu sehr unter Druck setzen. Allerdings ist bei knappem Rohstoffmarkt auch im Bio-Bereich mit den „Schweinezyklus-Effekten“ zu rechnen, die wiederum Konsequenzen für die Preise haben.

Angesichts der größeren wirtschaftlichen Bedeutung des Bio-Marktes ist auch zu erwarten, dass die Diskussion über den Sinn des ökologischen Grundgedankens neu aufflammt. Es wird in der öffentlichen Diskussion in den Medien häufiger als bisher zu Vergleichen zwischen konventionellen, ökologisch erzeugten und genveränderten Produkten kommen.

Wachstum führt zu mehr Kreativität

Viele Hersteller von Bio-Lebensmitteln werden durch das stete Wachstum zu weiteren Innovationen ermutigt. Vor allem in den Bereichen Bio-Convenience und Bio-Feinkost ist zu erwarten, dass die Angebotsvielfalt wächst. Darüber hinaus wird auch bei Bio-Waren die Qualitätsdifferenzierung offensichtlich: Kunden können bald aus einer großen Bandbreite von Preiseinstiegs- bis hin zu Premiumprodukten wählen. Die Verpackungsweise von Bio-Produkten wird sich ebenfalls weiter entwickeln: Verpackungsmaterial entsteht auch aus nachwachsenden Rohstoffen als ökologische Alternative zu Folien und Plastikverpackungen.

Wachstum verändert Strukturen

Die gesamte Marktstruktur verändert sich. Eine steigende Zahl traditioneller Produzenten von ökologischen Lebensmitteln wird in Zukunft Waren über alle Vertriebskanäle hinweg parallel im Naturkostfachhandel und im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) anbieten. Auch große konventionelle Lebensmittelunternehmen werden versuchen, ihr Image durch die Herstellung von Bio-Produkten zu verbessern.

Bessere Kapitalausstattungen könnten es sogar einem der etablierten konventionellen Handelsunternehmen ermöglichen, die Bio-Marktführerschaft zu übernehmen. Und einige Markenhersteller werden Bio-Unternehmen aufkaufen, um ihre Position in diesem Markt zu festigen. Ausländische Fachhändler sorgen wahrscheinlich schon bald für zusätzliche Konkurrenz, während Naturkostfachhandel und LEH sich in ihrer Sortimentsgestaltung einander annähern.

Wie in der Entwicklung des konventionellen LEH wird es im Fachhandel außerdem verstärkt zu horizontalen und vertikalen Kooperationen kommen. Allerdings müssen sich viele Kleinanbieter für weiteren Erfolg zwischen zwei Optionen entscheiden: Entweder sie vergrößern ihr Angebot oder sie spezialisieren sich - zum Beispiel als Bio-Feinkostanbieter.

Wachstum erfordert Handeln

Die überwiegende Zahl der Akteure des Bio-Marktes muss sich weiter professionalisieren – unter anderem um den Zusatznutzen von Bio-Produkten besser für das Marketing zu nutzen oder um schneller auf Markttrends reagieren zu können. Vor allem der LEH wird sich in Zukunft klarer positionieren und für das Marketing von Bio-Waren sämtliche Kommunikationsinstrumente einsetzen. Im Bio-Markt werden Vernetzungen und mittelfristige Partnerschaften entstehen.

Über den Erfolg auf dem Bio-Markt entscheidet in Zukunft neben Faktoren wie Produktqualität und Beratungskompetenz vor allem die Fähigkeit, schnell auf die Veränderungen einer boomenden Branche zu reagieren.

Christoph Soika

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