Baumwolle
Bio-Baumwolle hat Modellcharakter
Bio-Anteil in Kirgisistan mit 2,3 Prozent überdurchschnittlich hoch

Baumwolle wird in Kirgisistan seit 2003 auch biologisch angebaut. Das Projekt startete mit 38 Bauern, heute sind es mehr als 1.400, die in der Erzeugergemeinschaft Bio Farmer Baumwolle anbauen. Die Wertschöpfungskette vom Anbau bis zur Vermarktung steht. Die Schweizer Entwicklungshilfe hat das Projekt ins Leben gerufen. Weltweit wird nur ein Prozent der Baumwolle biologisch angebaut. In Kirgisistan ist der Anteil mit 2,3 Prozent deutlich höher. In Dschalalabat liegt Bio-Baumwolle im Trend: Die Fläche wächst, während konventionell rückläufig ist. Das Beratungsunternehmen Bio Service unterstützt die Bio-Bauern. Inspektor Altynbek Bekjanov hat eine Anleitung zur Qualitätssicherung erarbeitet, die den Bauern hilft, das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
In der Region Dschalalabat steht die weiße Baumwolle auf den Feldern. Im September ist Erntezeit. Bei Cotton Textile Factory (CTF) liefern die Bauern ab. Die Fabrik in Dschalalabat ist eine alte Anlage aus der Türkei von 1997, wie das Typenschild verrät. Sie wurde nach Zentralasien geschafft und wieder aufgebaut. Ursprünglich war CTF ein türkisches Unternehmen, wurde inzwischen aber von kirgisischen Investoren gekauft, wie Manager Mayrambek Turduev erläutert. 70 Menschen arbeiten in der Fabrik. Der Lärm ist beträchtlich, aber Gehörschutz trägt hier noch keiner.
Chinesische und weißrussiche Schlepper bringen die Ernte auf den Hof der Fabrik. Im Baumwoll-Anbau ist die Mechanisierung schon weiter als in anderen Bereichen. Die Baumwolle wird auf einer Halde gesammelt. Eine Plane schützt die Ernte vor Nässe. Zwölf Prozent Feuchtigkeit darf die Baumwolle enthalten. Enthält sie mehr Feuchtigkeit, muss sie getrocknet werden.
Die Fabrik verarbeitet konventionelle und Bio-Baumwolle. Die Ernte wird getrennt gesammelt. Die Bio-Baumwolle wird unverwechselbar mit einer grünen Plane abgedeckt und separat verarbeitet. Über Rohre wird die Rohware angesaugt und in der Fabrik gereinigt. „Die Saat wird von der Wolle getrennt. Die Saat ist ebenfalls wieder ein Rohstoff, der zu Öl ausgepresst wird. Der Rest gibt Viehfutter“, erklärt Manager Mayrambek Turduev den Prozess. Gelagert wird Bio in einer eigenen Halle mit einem grünem Dach, damit keine Verwechslungen vorkommen. Anfang Oktober 2016 ist die noch leer. Die erste Bio-Baumwolle durchläuft gerade die Fabrik.
Zu den Abnehmern zählen Paul Reinhart, ein Traditionsunternehmen aus der Schweiz und Elmer und Zweifel aus Bempfingen in Baden-Württemberg. Sie zahlen für Bio-Baumwolle zwischen 20 und 30 Prozent mehr als für konventionelle Ware. Die Bauern erzielen durch Bio am Ende einen Mehrwert. Das Projekt zeigt, Bio ist möglich in Kirgisistan. Die Bio-Baumwolle hat Modell-Charakter für die Landwirtschaft in dem Gebirgsland.
Anton Großkinsky