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Verbraucherschutz

Regional und Bio oder Fake?

Verbraucherschutz durch Lebensmittelanalyse

Regional und Bio oder Fake? © Christian Wißler

Universität Bayreuth,  13. Februar 2017  |   Falsche Herkunfts- und Qualitätsangaben bei Getreide aufdecken: Das ist das Ziel eines durch das Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Forschungsvorhabens der Uni Bayreuth und der ALNuMed GmbH im Gesamtvolumen von 1,4 Millionen Euro.

Wissen wir wirklich, was wir täglich mit Appetit verzehren? Lebensmittelskandale verunsichern immer wieder die Verbraucher. Ein Forschungsvorhaben an der Universität Bayreuth in Zusammenarbeit mit der ALNuMed GmbH sorgt dafür, dass falsch deklarierte Backwaren entlarvt und nicht länger als teure Premiumprodukte angepriesen und verkauft werden können. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat nach einem bundesweiten Wettbewerb entschieden, das Bayreuther Projekt mit einem Umfang von insgesamt 1,4 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren zu fördern.

Heute überreichte Ministerialdirigent Dr. Michael Winter, Leiter der Abteilung „Gesundheitlicher Verbraucherschutz – Sicherheit der Lebensmittelkette“, den offiziellen Förderbescheid. Beteiligt an dem Projekt sind nicht nur die Universität Bayreuth und die Uni-Ausgründung ALNuMed GmbH, sondern auch die privatwirtschaftlichen Akteure IREKS GmbH (Kulmbach) und die AGROLAB GROUP GmbH (Bad Nauheim).

Modernste Forschungstechnologien im Dienst des Verbraucherschutzes

Das Forschungsvorhaben ist in drei große Arbeitsschritte gegliedert. Zunächst werden Getreideproben bekannter Herkunft und Qualität umfassend analysiert und erfasst. Hierfür werden bewährte Forschungstechnologien miteinander kombiniert. Dazu zählen insbesondere ein bei ALNuMed eingesetztes Magnetresonanz-Spektrometer, das speziell auf Lebensmittelanalysen abgestimmt ist, sowie die an der Universität Bayreuth angesiedelte Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie.

Zusätzlich verfügt die Universität Bayreuth über modernste mobile Geräte für optische Spektroskopie, die auch außerhalb von Laboratorien zum Einsatz kommen können. Die empirischen Daten, die so gewonnen werden, bilden dann die Grundlage für den Aufbau einer Datenbank. Schließlich werden die Daten statistisch ausgewertet und auf Handelsware, insbesondere auf Mehl und Bäckereiprodukte, übertragen. So kann man die Herkunft des darin verwendeten Getreides – beispielsweise Franken oder Norddeutschland – präzise bestimmen. Und auch in Bezug auf die Qualität lassen sich belastbare Informationen gewinnen. Schließlich soll mit den neu zu entwickelnden Methoden festgestellt werden können, ob Produkte aus biologischem oder aus konventionellem Anbau stammen.

„In den letzten Jahren haben wir spektroskopische Verfahren bereits sehr erfolgreich eingesetzt, um zum Beispiel die Qualität und die Herkunft von Honig, Fruchtsäften und neuerdings auch von Speiseöl zu bestimmen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden uns in dem neuen Projekt zur Getreideforschung zugute kommen“, sagt Prof. Schwarzinger vom Forschungszentrum für Biomakromoleküle, der das Projekt wissenschaftlich koordiniert und Mitgründer der ALNuMed GmbH ist. Auch im Bereich der Getreideprodukte werde es schon bald erheblich schwieriger werden, die Verbraucher durch falsche Angaben in die Irre zu führen und dafür überhöhte Preise zu verlangen, kündigt Schwarzinger an.

„Die enge Zusammenarbeit von Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft bündelt verschiedenste Kompetenzen auf dem Gebiet der Lebensmittelanalytik. Nur auf diese Weise ist gewährleistet, dass Forschungsergebnisse aus der Lebensmittelanalytik direkt in den Verbraucherschutz einfließen können“, erklärt Stefanie Hellbach, Geschäftsführerin der federführenden ALNuMed GmbH, weiter.

„Es freut uns sehr, dass das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nach einem bundesweiten Wettbewerb entschieden hat, dieses zukunftsweisende Vorhaben hier in Bayreuth anzusiedeln“, betont Prof. Dr. Paul Rösch. Er leitet an der Universität Bayreuth den Lehrstuhl Biopolymere sowie das Forschungszentrum für Biomakromoleküle und ist für die Koordination des Projekts seitens der Universität Bayreuth verantwortlich. An der Universität Bayreuth sind zudem die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Gerhard Gebauer im Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung sowie die Arbeitsgruppe von Dr. Heinar Schmidt in der Forschungsstelle für Nahrungsmittelqualität an dem Projekt einbezogen.

An der Uni Bayreuth ist man seit fast zwei Jahrzehnten auf dem Feld aktiv. „Begonnen hat das Projekt eigentlich mit der High-Tech Offensive Bayern um die Jahrtausendwende“, erläutert Prof. Paul Rösch. Er ist sicher, „dass sich in Zukunft weitere innovative Kooperationen zwischen Universität und Wirtschaft entwickeln werden, die von der Infrastruktur auf dem Bayreuther Campus und dem hier vorhandenen Wissen genauso getrieben werden wie vom Willen der Industrie nach Qualitätssicherung und Verbraucherschutz.

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