LEH
Mehr Bio-Vielfalt im LEH
Shop-in-Shop: Fachhandel biokultur im Rewe Center Dachau
Vor einem Jahr hat Andreas Abele seinen Markt biokultur mit einem Shop-in-Shop-Konzept im Rewe Center Dachau integriert. Mit seinen Produkten erweitert er das Bio-Angebot um 1.200 Fachhandelsartikel. Die Bilanz:
Sowohl Händler als auch Kunden profitieren.
Die Idee, biokultur im Rewe Center zu integrieren, sei zufällig entstanden, sagt Abele, der zwei Bioläden in Stockdorf und am Münchener Hauptbahnhof betreibt. In Letzterem habe er Kontakt mit Rewe-Kaufleuten geknüpft und mit ihnen einige Zeit später das Shop-in-Shop-Konzept entwickelt.
Abele: „Für mich war der Schritt, eine Verkaufsfläche von biokultur bei Rewe zu etablieren, nicht so groß, weil ich die Zukunft des Bio-Fachhandels in der Veränderung sehe. Das Sortiment von biokultur gibt es bei Rewe bereits in konventionell oder Bio. Das Neue an unserem Konzept ist, den Kunden zusätzlich Fachhandelsmarken und Verbandsware von Demeter, Bioland und Naturland zugänglich zu machen. Unsere Preise sind die normalen UVP der Hersteller, wie wir sie auch im Fachhandel führen.“
Jedoch seien am Anfang nicht alle Lieferanten mit dem Konzept einverstanden gewesen. Es habe ihn schon etwas Überzeugungsarbeit gekostet, deutlich zu machen, dass er sich mit dem Shop-in-Shop-Konzept nicht gegen die Fachhandelstreue stelle. „biokultur grenzt sich auf der Fläche klar vom LEH ab. Wir vertreiben die Produkte unserer Hersteller und Lieferanten direkt an den Endkunden. Die biokultur-Artikel werden lediglich über das Kassensystem von Rewe abgerechnet. Auf dem Bon werden sie extra aufgeführt.“
Ein- bis zweimal pro Woche werde das Sortiment auf der 120 Quadratmeter großen Fläche neu aufgefüllt. „Oft werden einzelne Produkte aus dem Rewe-Sortiment in unseren Regalen abgelegt. Wir können also davon ausgehen, dass manche Kunden die Produkte von Rewe austauschen, wenn sie bei biokultur vorbeikommen. Unsere Artikel sind gefragt und die Kunden sind bereit, mehr Geld für eine hochwertigere Qualität auszugeben“, sagt Abele.
Beliebt seien vor allem vegane Aufstriche und Marmeladen von Allos, Zwergenwiese und Rapunzel. Auch zu Milchersatzprodukten wie Hafer-, Mandel- und Reis-Drinks von Natumi und Provamel werde häufig gegriffen. „Bio bietet gerade bei diesen Produkten eine größere Vielfalt als konventionelle Marken“, so Abele.
Gewürze von Lebensbaum und Hülsenfrüchte von Davert seien weitere Kassenschlager. „Unser breites Tee-Angebot von Sonnentor, Pukka, Lebensbaum und Cupper ist schon wegen des modernen Designs ein Blickfang und landet ebenso oft in den Einkaufskörben. Weniger gefragt sind dagegen Produkte, von denen Rewe bereits verschiedene Marken anbietet, wie zum Beispiel Tomatensoße.“
Zum weiteren biokultur-Sortiment zählen Pasta von Felicia Bio, Lazzaertti, Alb Gold und Naturata, Öle und Essige von byodo, Riegel von Rawbite, Lubs, Barnhouse Naturkost, Roo’bar und foodlose sowie Frühstücksbreie von Davert, Barnhouse, Govinda, Bauck und Rapunzel.
Konfekte gibt es von Govinda und Flores Farm, Nüsse von Morgenland, Schokoladen von Vego, Vivani, Global Sweets, Naturata und Rosengarten. Gebäcke werden von Sommer und Chips von Rosengarten und Trafo angeboten.
Im Frische-SB-Regal stehen Säfte von Voelkel, Fleischersatzprodukte von Alberts, Wheaty, Sotu und Taifun, Hummus von Green Heart sowie Joghurts von Provamel. „Wir experimentieren noch viel mit unserem Sortiment und passen es nach und nach an das Rew Angebot an.“
Abele: „Wir konnten für das letzte Jahr einen konstanten Abverkauf im Rewe Center verzeichnen. Innerstädtisch wäre dieses Konzept sicher noch vielversprechender. In unserem Laden am Hauptbahnhof, der 365 Tage im Jahr geöffnet hat, sind die Menschen bereit, mehr Geld für ein hochwertiges Bio-Produkt auszugeben.“
Der Markt am Hauptbahnhof verfügt über ein Vollsortiment von 3.000 Produkten, verteilt auf 150 Quadratmetern. 90 Prozent seien Stammkunden, so Abele. Die Nachfrage halte auch trotz eines kürzlich eröffneten Edeka-Markts an. Drei verschiedene Bäcker und Großhändler lieferten jede Nacht neue Ware.
Breites Bio-Angebot im Rewe Center
Rewe-Marktleiter Andreas Steinwand kommt das Konzept von biokultur sehr entgegen. Das Bio-Sortiment ergänze das breit und tief gefächerte Rewe-Angebot und biete den Kunden mehr Vielfalt – „eben das, was sie von einer Großfläche erwarten“, sagt er. Dadurch könne er sich auch besser von der Konkurrenz abheben.
Auf einer Fläche von 7.000 Quadratmetern finden die Kunden rund 40.000 Lebensmittel, darunter zwei Prozent in Bio-Qualität. In der Mitte des 2015 umgebauten Marktes sind mit Butlers und F&F zwei weitere Shop-in-Shop-Konzepte integriert.
Das Brotregal bietet frische Produkte von Männl, Fritz Mühlenbäckerei sowie der Gottschaller Biohofbäckerei. Aufback-Brötchen gibt es in fünf verschiedenen Sorten von Rewe Bio. Eine größere Auswahl an verpackten Broten liefern Mestemacher, Pema Vollkorn- Spezialitäten und Rewe Bio.
Reiswaffeln gibt es ebenfalls von der Bio-Eigenmarke, Verival, Bio-Zentrale, foodeko und Bio Back. Je drei Sorten Knäckebrote werden von Rewe Bio angeboten.
Direkt dahinter befindet sich die Obst- und Gemüseabteilung. Das Bio-Obst-Sortiment umfasst Mangos, Birnen, Äpfel, Pflaumen, Orangen, zwei Sorten Zitronen, Limetten, Grapefruits, Kiwis, Trauben und Fair-Trade-Bananen von Sweet Peel Organic (1,49 Euro/kg).
Unter dem Bio-Gemüse befinden sich Hokkaido-Kürbisse aus Deutschland (Aktionspreis 1,79 Euro) und Dachau (2,79 Euro), Spaghetti-Kürbisse (2,29 Euro/kg), Süßkartoffeln (3 Euro/650 g), Kartoffeln (1,99 Euro/kg), Knoblauch, Schalotten, zwei Sorten Zwiebeln, drei Sorten Möhren, fünf Sorten Tomaten, Gurken, Paprika, Fenchel, Auberginen, Brokkoli, Zucchini, Wurzelpetersilie, Pastinaken und Staudensellerie.
Im dahinter stehenden SB-Kühlregal stehen abgepackte Salate, Karottenstifte und ein Dressing von Rewe Bio sowie Orangensaft von Nature’s Best.
Unter den Bio-Kräutern aus der Region befinden sich Basilikum, Kerbel, Oregano, Kresse, Salbei und Thymian. Zudem gibt es Kartoffeln von Unser Land im 2-Kilo-Sack. Regionale Äpfel von Unser Land werden für 5,31 Euro pro Kilo angeboten. Außerdem können die Kunden noch zu abgepackten Champignons, einem Blattsalat-Mix sowie Rucola-, Feld- und Eisbergsalat von Rewe Bio greifen.
Im nächsten Gang befindet sich ein Bio-Block mit einem Trockensortiment von Whole Earth, Alnavit und vantastic foods. Kaffee wird von Gepa und Equitable angeboten, Müslis von Verival, Trockenfrüchte und Gebäcke von BioGourmet.
Ins Sortiment integriert werden unter anderem Konfitüren von bionella, Maintal und Rewe Bio sowie zwei Honige vom Erlbacher Honighaus. Im Müsli-Regal stehen Produkte von my muesli, Seitenbacher, Vispo, Kölln Flocken und Rewe Bio.
Das Bio-Tee-Sortiment umfasst Yogi Tea, stick & lembke, Bünting Tee und Goldmännchen. Die Auswahl an Ölen besteht aus Produkten von Rewe Bio, Teutoburger Ölmühle, BioGourmet und Corovita.
Rewe setzt Fokus auf Regionalität
„Unsere Bio-Produkte sind nach wie vor gefragt“, sagt Steinwand. Artikel von BioGourmet und Bio-Zentrale würden weiterhin 14-tägig geliefert. „Unser Fokus liegt auch verstärkt auf Regionalität. Damit die Produkte aus der Umgebung nicht übersehen werden, platzieren wir sie meist separat.“ 380 regionale Erzeuger belieferten Rewe in Bayern mit ihren Produkten.
Weniger Bio-, dafür mehr regionales Fleisch, findet sich etwa in der Bedientheke. Schweine-, Rind- und Putenfleisch sind nach dem staatlichen Qualitätssiegel ‚Geprüfte Qualität Bayern‘ zertifiziert. Ergänzt wird dieses Angebot um Spezialitäten wie zum Beispiel Fleisch vom Alm-Ochsen aus der Steiermark. Auch Schinken vom spanischen Iberico Schwein und Rindfleisch aus den USA seien gefragt. Einzig das Naturland-zertifizierte Geflügel hat Bio-Qualität.
Abele: „Die Nachfrage nach Bio-Geflügel ist wegen des bezahlbaren Preises sehr gut. Anders ist es bei rotem Fleisch, das fast doppelt so teuer ist wie konventionelles. Meiner Ansicht nach ist abgepacktes Fleisch zukunftsträchtig, weil die Drehzahl in der offenen Fleischtheke fehlt. Herkunftsstempel und Mindesthaltbarkeitsdatum sind für Händler und Verbraucher eine ‚saubere‘ Sache.“
Die Nachfrage nach Bio-Produkten aus dem Rewe-Sortiment sei durch biokultur nicht zurückgegangen, so Steinwand. Im Gegenteil: „Vom neuen Bio-Angebot profitieren Händler und Kunden gleichermaßen.“ Die Zukunft von Bio sieht er gerade deshalb klar im LEH.
Sina Hindersmann