Projekte
Müller testet Bio-Shop
Pilotprojekt in Heidelberg erfolgreich angelaufen
Das Handelsunternehmen Müller hat in der Filiale Heidelberg ein Pilotprojekt mit einem anspruchsvollen hochwertigen Shop-in-Shop für Bio-Lebensmittel geschaffen. Auf 160 Quadratmeter präsentiert das Ulmer Unternehmen ein kompetentes Bio-Trockensortiment. Corinna Müller, Vertriebsleiterin der Naturshops, hat maßgeblich am Konzept mitgewirkt. Sie war Reformhausbetreiberin und kennt das Thema Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik aus dem eff-eff.
„Qualität, eine ansprechende Einrichtung, geschultes Personal und ein bewusst zusammengestelltes Sortiment sind uns wichtig. Wir wollen Werte transportieren“, nennt Corinna Müller ihre Prioritäten. Mensch und Markt sollen im Einklang sein.
Müller wird meist in der Schublade Drogerie abgelegt. Das Handelsunternehmen ist aber weit mehr. Parfümerie, Haushalts-, Schreib- und Spielwaren und Medien machen es zu einem Kaufhaus. Seit 2010 kommen die Naturshops für 4.000 Artikel von 47 Marken Naturkosmetik hinzu. Die Flächen von 800 bis 4.000 Quadratmeter pro Markt liegen weit über den Drogeriemärkten, die bei plus-minus 700 Quadratmeter angesiedelt sind. Ein Müller-Markt erstreckt sich über mehrere Etagen, anders als ein Drogeriemarkt.
Die Eigenmarke Bio Primo für Lebensmittel führt Müller schon seit zehn Jahren in allen Märkten. Einen ersten Bio-Shop mit einem umfangreichen Trockensortiment mit großer Bio-Marken Vielfalt gibt es in Heidelberg als Pilotprojekt. Frische bietet Müller nicht an. Kann er nicht, und will er nicht. Das Handelshaus hat keine Logistik dafür und wird auch nicht investieren. „Wir haben die Kompetenz für ein Bio-Trockensortiment“, stellt Meier fest. Heil-Tees, Babynahrung und Nahrungsergänzung gehören zum klassischen Drogeriesegment.
„Unser Ziel ist ein Trockensortiment für den täglichen Bedarf anzubieten. Wir haben hierfür ein Fachhandelskonzept erarbeitet und mit den Bio-Herstellern anstrengende Gespräche geführt. Nicht alle haben mitgemacht“, berichtet Müller. Aber die Meisten haben Ja gesagt. Das Sortiment, das Corinna Müller zusammengestellt hat, ist umfangreich, vielfältig und bunt.
Für Bio-Frühstück gerüstet
Für das Frühstück gibt es zahlreiche Getreideprodukte: Flocken, Müsli und Crunchy. So ist Crunchy Spezialist Barnhouse im Regal. Heißgetränke wie Tee und Kaffee. Bei Tee kann der Kunde auf Pukka, Yogi, Sonnentor und Aschebrenner und Kräuterhexe zugreifen; bei Kaffee auf Gepa und Darboven. Wer Saft wünscht zum Frühstück, dem stehen Rabenhorst Frucht- Eden und Biotta Gemüsesäfte zur Verfügung. Marmelade ist noch ein klassisches deutsches Frühstücksprodukt. Müller bietet hier die Allos-Produkte an.
Für ein Mittagessen stehen Komponenten wie Teigwaren, Hülsenfrüchte, Tomatenprodukte bereit, Die passenden Gewürze dazu von Herbaria und Sonnentor sind ebenfalls vorhanden. Außerdem führt der Naturshop Convenience wie Risotto-Mischungen, Polenta und Couscous.
Öl ist ein Grundprodukt in jeder Küche. Müller hat hier auch Spezialprodukte wie das hochpreisige Amanprana im Programm. „Das ist hoch erhitzbar und bei Veganern beliebt“, teilt Müller mit. Leinöl erlebt in Folge der Veggie-Welle eine Renaissance und ist ebenfalls im Sortiment.
Fürs Abendessen sind pikante Aufstriche gefragt. Hier kann Müller mit den Produkten von Sarah Wiener dienen. Die sind nicht nur vegan, sondern auch würzig und schmackhaft. Erfrischungsgetränke wie die Limo Bionade und Kokos-Drinks von Dr. Martins zählen zum Sortiment. Süßwaren sind in Drogerien stark vertreten. Hier macht Müller eine bessere Figur als die meisten Supermärkte.
Die Gestaltung der Verpackung von Bio-Süßwaren spricht meistens Erwachsene an. Zotter ist Schokolade für Fortgeschrittene, Schönenberger eine Qualitätsschokolade in der Schweizer Tradition. TerraSana steuert Lakritz zum Süßwaren-Sortiment bei. Selbst Bio-Kaugummi von Chicza ist erhältlich. Um Kinder an Bio heranzuführen wurde das Mogli-Sortiment geschaffen. Bei Müller ist es drin.
Spezial-Bedürfnisse werden bedient. So ist Lima mit dem makrobiotischen Sortiment dabei. Nahrungsergänzungsmittel mit Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) gehören dazu. Hübner und Hoyer sind hier renommierte Marken. Ein glutenfreies Sortiment wird ebenfalls angeboten.
Das Geschäft mit Bio-Lebensmitteln funktioniert bei Müller, wie Unternehmessprecherin Tatjana Meier durchblicken lässt. Wenn der Bio-Shop-in-Shop erfolgreich ist, wird er sicher multipliziert werden und ein neuer Player im Bio-Markt ist erstanden.
Kompetenz bei Naturkosmetik
Naturkosmetik gehört natürlich zur Kernkompetenz von Müller. Hier profiliert sich das Unternehmen seit 2010 mit seinen Naturshops. 4.000 Artikel werden auf der Fläche in Heidelberg vom Personal mit Beratung verkauft. Das gesamte Sortiment umfasst 185.000 Artikel. Vier Milliarden Umsatz erwirtschaftet das Ulmer Unternehmen mit 708 Filialen, 511 davon in Deutschland. In der Schweiz, Kroatien und Slowenien ist das Haus noch präsent.
Mit der Sonnentor Range ist eine Insel für Tees und Gewürze aufgebaut, die Emotionen wecken soll beim Käufer. Einkaufen soll schließlich ein Erlebnis sein.
Die Basic Eigenmarke vertreibt Müller auf drei Regalmeter. „Basic verkauft sich gut. Alles, was bekannt und gelernt ist, funktioniert“, erläutert Müller. Heidelberg ist bisher die einzige Müller-Filiale mit basic-Produkten. Wenn das Experiment weiter nach Wunsch läuft, könnte basic im Filialnetz ausgerollt werden.
Ökologischen Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln (WPR) wird genügend Regalplatz eingeräumt. Das Handelshaus führt die Marke Klar des baden-württembergischen Herstellers Almawin. Ein besonderes Produkt von Klar ist die flüssige Waschnuss. So wird das natürliche Waschmittel convenient.
Ecover, der belgische Marktführer, gehört zur Pflicht für ein Handelsunternehmen mit Nachhaltigkeitsanspruch. Alle Bedürfnisse von Waschpulver, über Geschirrspülmittel bis zum Allzweckreiniger werden abgedeckt. WPR von Sonett, dem Pionier aus Deutschland, steht ebenfalls zur Auswahl. Für Waschpulver oder die flüssige Variante kann sich der Kunde entscheiden.
Der Ansatz des Kaufhauses Müller mit einem Sortiment an Bio-Marken geht weit über das hinaus, was die Drogeriemärkte mit ihrer Beschränkung auf eine Handelsmarke sonst leisten. Hier entsteht ein neuer Bio-Markenbotschafter. Eine dreistellige Anzahl an Bio-Shops wären eine Bereicherung des Marktes.
Anton Großkinsky