Nachhaltigkeit
Länderkaffee schafft Transparenz
Neben dem Aroma zählen Herkunft und Nachhaltigkeit
500 Gramm gemahlen, Espresso, löslicher Kaffee: so sahen die Kaffee-Regale im Supermarkt vor einem Jahrzehnt aus. Heute ist die Auswahl größer. Im LEH und NFH haben Länderkaffees Einzug gehalten. Das sind Produkte, bei denen das Herkunftsland auf der Packung angegeben wird. Der Ruf der Verbraucher nach Transparenz und Qualität schafft diese Differenzierung auf dem Bio-Markt. Der Markt für diese Spezialitäten wächst.
„Kaffeeliebhaber interessieren sich immer mehr für geschmackliche Differenzierungen unterschiedlicher Provenienzen und greifen zu Spezialitäten-Kaffees. Dabei wird auch immer stärker auf eine faire Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd, wie auch auf nachhaltig erzeugte Produkte geachtet.
Ebenso steigt die Nachfrage nach bio-zertifiziertem Kaffee und auch die Bereitschaft, mehr Geld für ein qualitativ besseres Produkt auszugeben. Daher schätzen wir die aktuelle sowie die zukünftige Marktsituation für Bio-Länderkaffees als sehr gut ein“, heißt es bei Original Food aus Freiburg.
biovista misst im Fachhandel den Anteil der Länderkaffees und beziffert ihn auf elf Prozent bei einem Wachstum von zuletzt 16 Prozent. „Kaffee-Spezialitäten erfahren eine immer höhere Nachfrage und sind für Lebensbaum ein wichtiger Bestandteil des Vollsortimentes. Das Angebot von Kaffee mit Herkunftsbezeichnung und Transparenz der Herstellung wird interessant bleiben.
Die Produkte bieten eine gute Differenzierungsmöglichkeit. Da es hochpreisige Produkte sind, die ein Interesse an exquisiter Qualität und sozialem Engagement voraussetzen, wird es aber ein Nischenmarkt bleiben“, teilt NFH-Marktführer Lebensbaum aus Diepholz mit.
Kaffee als Cash Crop
Die Spezialitäten stammen von Kleinbauern, die sich in Genossenschaften organisiert haben. Fair gehandelt ist Kaffee eine Cash Crop, eine Pflanze, die einträglich ist. Die Kaffeesträucher werden in Mischkultur mit Bananen, Zitrus und Kokosnüssen angebaut. Geerntet wird von Hand. Eine Mechanisierung gibt es dort in der Landwirtschaft noch nicht. Im Kaffeegürtel wird auf Bioplantagen umweltfreundlich und nachhaltig gewirtschaftet.
Die Länderkaffees kommen in der Regel aus dem Hochland. Das ist eine Höhe ab 1.200 Meter. Die Kaffees können Mischungen (Blends) aus verschiedenen Anbaugebieten innerhalb des Landes sein oder sortenrein als Single Origin angeboten werden.
Lloyd Caffee aus Bremen hat einen Honduras Marcala im Angebot und hat im Juni einen Wald -Kaffee aus dem gleichen mittelamerikanischen Land auf den Markt gebracht, der in Mischkultur angebaut wird. Der ist nach eigenen Angaben „noch sensationeller“ als unser bisheriger Bio Kaffee aus Honduras.
Das Fairhandelshaus Gepa führt eine blaue Linie mit Länderkaffees aus Mexiko, Guatemala, Nicaragua, Kolumbien, Peru und Ruanda. Lebensbaum offeriert dem Handel den Länderkaffee Mexiko aus dem Hochland von Chiapas.
Rapunzels Länderkaffees haben ihre Heimat in Südamerika und Afrika, Honduras, Peru und Tansania. Die Kleinbauern sind Partner von HAND IN HAND, dem System Rapunzels für faire Beziehungen.
Kaffee vom Himalaya
Einige Marken bieten Kaffees mit Ursprungsbezeichnung an. Die Region ist dabei kleiner als ein Land. Zum Teil sind es sortenreine Kaffees, also Single Origins. Die Gepa hat hier ein Sortiment entwickelt, das an der edel wirkenden schwarzen Verpackung erkennbar ist. Die Raritäten der schwarzen Linie stammen aus Afrika, Asien und Südamerika.
Vom Mount Elgon in Uganda und vom Kilimandscharo in Tansania kommen die afrikanischen Kaffees. Aus Mexiko hat die Gepa mit dem Maragogype, einen sortenreinen Kaffee im Programm. Die Arabica-Sorte Maragogype wird wegen ihrer Größe Elefantenbohne genannt. Vom Himalaya in Nepal kommt der Café Lalitpur, benannt nach der gleichnamigen Stadt.
Wertform hat aus Papua Neuguinea einen Single Origin aus der Region Mount Hagen. Sonnentor ist mit einem sortenreinen Arabica aus Nicaragua auf dem Markt. Caturra heißt die Sorte. Geröstet wird er in Österreich. Schließlich hat Wien eine reiche Kaffee-Tradition.
Lebensbaum vertreibt einen Plantagen Kaffee einer Demeter Finca in Chiapas/Mexiko. Der Espresso Kaapi Kerala aus Südindien enthält einen Anteil Arabica aus Chiapas und ist ebenfalls ein Demeter-Produkt. Bio-Hersteller pflegen und erhalten die Kaffee-Kultur im Ursprung. Die Industrie braucht Plantagen in Monokultur.
Bei der Gepa sind Kaffees der schwarzen Linie bisweilen ausverkauft. Der deutsche Ableger der französischen Genossenschaft Ethiquable vermarktet Fairtrade Bio-Produkte. Darunter sind Ursprungskaffees aus Ecuador, Peru, Honduras und dem Kongo.
Hier kommen dann die kleinen Verarbeiter zum Zug wie Wacker’s Kaffee Rösterei in Frankfurt am Main. Maya Mexiko Organico und Honduras Marcala Organico haben die Hessen im Sortiment. Die Berliner Kaffeerösterei, eine Manufaktur, bietet Äthiopien Sidamo und Sumatra Mandheling an.
Original Food aus Freiburg vermarktet zertifizierten Wildkaffee aus Äthiopien. Unter dem Namen Kaffa wird er in den drei Röstgraden Mild, Medium und Espresso jeweils als ganze Bohne oder gemahlen angeboten. Original Food hat dort vor zehn Jahren ein Entwicklungsprojekt angestoßen.
Die handwerklich strukturierten Bio-Röster pflegen das Langzeitverfahren und können kleine Mengen verarbeiten. Die Bohnen müssen aus dem Hochland stammen, denn nur das bürgt für erstklassige Qualität des Rohstoffs. Die trockene Aufbereitung bedeutet einen weiteren Pluspunkt gegenüber der schnelleren Nass-Aufbereitung mit hohem Wasserverbrauch.
Lebensbaum, die Nummer eins im Fachhandel, vertreibt Spezialitäten, ebenfalls Bio-Pionier Wertform. Viele kleine Röster leben gerade davon. So wie Alt Wien Kaffee mit einem Laden und 200 Gastronomiekunden. Mit Demeter-Kaffee aus Brasilien und Indien punktet Alt Wien gegenüber der Konkurrenz. Noch eine Reihe weiterer Länderkaffees sind im Sortiment.
Die Wiege steht in Äthiopien
Die Wiege des Kaffees steht in Kafa in Äthiopien/Afrika. Dort gibt es heute im wenigen verbliebenen Regenwald noch wilde Kaffeesträucher. In Afrika haben Tansania und Uganda auf dem Bio-Markt noch eine Bedeutung. Die größte Menge des Bio-Kaffees wird in Mittel- und Südamerika angebaut.
Die roten Kaffeekirschen werden nach der Ernte im Ursprungsland aufbereitet, die Bohne in Säcke verpackt und als Rohkaffee exportiert. Geröstet wird erst im Bestimmungsland. So bekommen die Verbraucher röstfrischen Kaffee.
Die Amigos International aus Wageningen in Holland lassen den Länderkaffee aus Ecuador komplett im Ursprungsland herstellen PICO (Produced in Country of Origin) heißt die Linie. Mit dem Rösten und Verpacken bleibt mehr Wertschöpfung in den Entwicklungsländern.
Die meisten Hersteller verpacken im Aromaschutzbeutel. Die Länderkaffees sind überwiegend im kleinen 250 Gramm Beutel auf dem Markt. Der Einstiegspreis für Bio-Kaffee beträgt acht Euro/ Kilo. Die Kilopreise für Länderkaffees liegen im Handel bei 20 Euro und darüber.
Bei sieben Gramm Kaffee pro Tasse bekommt der Verbraucher rund 140 Tassen aus einem Kilo. Da kostet eine Tasse rund 15 Cent. „Unsere Zielgruppe sind bewusste Kunden, die Wert auf eine Rundumqualität legen“, schreibt Brigitte Frommeyer von der Gepa.
Nicht nur Produktqualität und Preiswürdigkeit steht im Fokus. Soziale Nachhaltigkeit durch Fairtrade und biologische umweltverträgliche Anbaumethoden sind gegenüber dem nachhaltigen Verbraucher Verkaufsargumente.
Anton Großkinsky