Start / Ausgaben / BioPress 76 - Juli 2013 / HighTec steuert Bewässerung

HighTec steuert Bewässerung

Innovative Bewässerungstechnologie aus Deutschland zur Unterstützung tunesischer Olivenölproduzenten

Deutsche Bewässerungstechnologie trägt zur Linderung eines der gravierendsten Probleme des Olivenanbaus in Tunesien bei. Und wer weiß – vielleicht hat sie dem tunesischen Bio-Olivenölproduzenten Malek Lakhoua nicht nur zu erheblichen Wassereinsparungen, sondern auch zum 1. Platz bei den top 25Best of bioPress Oliveoil 2013 verholfen.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und das tunesische nationale Forschungsinstitut für den Olivenanbau werden künftig eng mit den drei deutschen Firmen Zim Plant Technologie GmbH, Ecotubular AG und Evonik Industries AG zusammenarbeiten.

Am 30. April unterschrieben die Beteiligten im Beisein von Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hierzu eine Vereinbarung.

Ziel der geplanten Entwicklungspartnerschaft ist es, tunesische Olivenölproduzenten durch den Einsatz innovativer Technologien zur Wassereinsparung in der Landwirtschaft zu unterstützen und sich gegen die Bedrohung immer knapper werdender Wasserressourcen zu wappnen.

„Ein spannendes Projekt auch für uns, denn Wassermangel bereitet der tunesischen Landwirtschaft große Sorgen“, erklärt Anselm Duchrow, der Vertragsunterzeichner seitens der GIZ in Tunis.

Olivenbäume soweit das Auge reicht

Es ist wenig bekannt, dass Tunesien nach Spanien, Italien und Griechenland der viertgrößte Olivenölproduzent welt­weit und der drittgrößte Erzeuger von Bio-Olivenöl ist. Rund 60 Millionen Olivenbäume bedecken eine Fläche von 1,6 Millionen Hektar. Davon sind 115.000 Hektar biozertifiziert, die jährlich etwa 25.000 Tonnen Bio-Olivenöl liefern.

Allerdings wachsen 60 Prozent der Bäume in den semi-ariden und ariden Regionen Tunesiens. Diese Tatsache ist alarmierend, wenn man sich die Ergebnisse der Klimaforscher vor Augen führt: eine Beschleunigung der Erderwärmung, einhergehend mit der Abnahme der jährlichen Niederschlagsmenge, die sich direkt auf die verfügbaren Wasserressourcen auswirkt.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Wasserknappheit langfristig einen Rückgang der Olivenölproduktion von bis zu 50 Prozent in den trockenen Gebieten zur Folge haben wird.

Durstmesser als Lösung

Es wird höchste Zeit zu reagieren. Es können Technologien eingesetzt werden, die einen effizienten Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource Wasser ermöglichen. Der Bio-Landwirt Malek Lakhoua ist Vorreiter in Tunesien, was den Einsatz wassereinsparender Technologien betrifft.

Auf der bio-zertifizierten Farm „Domaine Sidi Mrayah“ in der Region Zaghouan hat er zirka 20 Hektar mit Olivenbäumen bepflanzt. Neben weiteren Kulturen wie Aprikosen, Mandeln und Heil- und Aromapflanzen baut er auch trockenresistenten Hartweizen an.

Malek Lakhoua ist der erste Landwirt in Tunesien, der den Wassereinsatz über sogenannte „Durstmesser“ der Firma Zim Plant Technologie steuert. Es handelt sich hierbei um kleine Magnetsonden, die direkt in den Bäumen angebracht sind.

Mittels eines speziell hierfür entwickelten Datenübertragungssystems werden die Informationen zum Wasserbedarf der Pflanzen sowie andere Klimadaten in Echtzeit über große Entfernung auf einen Server übertragen, von dem aus sie vom Benutzer runtergeladen werden können. So kann in Sekundenschnelle - von zu Hause aus - auf ein Alarmsignal einer durstenden Pflanze reagiert werden.

Die innovative Technologie ermöglicht nicht nur eine Wassereinsparung von bis zu 40 Prozent. Indem sie eine Über- oder Unterbewässerung verhindert und somit nur die nötige Wassermenge zugeführt wird, kann auch eine Ertrags- und Qualitätssteigerung erzielt werden und das nicht nur im Olivenanbau.

Malek Lakhoua und Prof. Dr. Ulrich Zimmermann, Gründer des brandenburgischen Unternehmens Zim Plant Technologie, lernten sich 2012 durch Vermittlung der Industrie- und Handelskammer Potsdam und der Auslandshandelskammer (AHK) Tunesien kennen.

Carolin Welzel, seit zwei Jahren als sogenannter EZ-Scout in Brandenburg tätig, hat die innovative Firma auf das Wasserproblem in Tunesien aufmerksam gemacht und mit der AHK zusammengebracht.

Dort wurde sie von Elke Peiler, einer Integrierten Fachkraft, die das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) an die AHK vermittelt hat, empfangen und bei der Durchführung des Forschungsvorhabens unterstützt.

Eine Entwicklungspartnerschaft zum effizienten Wassereinsatz im Olivenanbau

Dass es nach einem Jahr schließlich zur Unterschrift einer Absichtserklärung gekommen ist, ist nicht zuletzt auch Verdienst der Pionierarbeit der beiden Beraterinnen der Entwicklungszusammenarbeit.

Das gemeinsame Projekt zwischen der GIZ, den drei deutschen Firmen und dem Institut de l’Olivier zielt nun darauf ab, die tunesischen Olivenproduzenten mit innovativen Technologien bekannt zu machen und sie in der Anwendung auszubilden.

Während die Firmen die Technologie und das Material beisteuern und bei der Ausbildung der Landwirte unterstützen, beschäftigt sich das Oliveninstitut hauptsächlich mit der wissenschaftlichen Auswertung der Ergebnisse auf den fünf verschiedenen Versuchs- bzw. Anbauflächen, die im ganzen Land verstreut sind.

Der Einfluss der Bewässerung über die innovativen Technologien soll hierbei nicht nur quantitativ ausgewertet werden. Eine qualitative Untersuchung soll auch die Auswirkung auf die physiologischen Eigenschaften und die Zusammensetzung des Olivenöls berücksichtigen.

Die Zusammenarbeit trägt die ersten Früchte

Der tunesische Bio-Landwirt, Malek Lakhoua, hat dieses Jahr den besten Beweis dafür geliefert, dass kontrollierte Wasserversorgung großen Einfluss auf die Qualität des Produktes hat. Die Durstmesser haben ihm ganz sicher in der letzten Saison zu erheblichen Wassereinsparungen verholfen, aber dem Anschein nach sind sie auch für die ausgezeichnete Qualität seines Olivenöls verantwortlich.

Bei den top25 Best of bioPress Oliveoil 2013 haben es beide eingereichten Olivenöle der Domaine Sidi Mrayah ganz nach vorne geschafft (lesen Sie mehr dazu auf den folgenden Seiten). Auf der kommenden Anuga können die Öle der Domaine Sidi Mrayah auf der neuen Sonderschau OliveOil Market verkostet werden.

Elke Peiler


Elke Peiler, bis Ende 2012 Integrierte Fachkraft in der AHK Tunesien, ist seit Januar 2013 als EZ-Scout im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) tätig. Dort berät sie im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) den Verband und dessen Mitgliedsunternehmen dabei, nachhaltige Geschäftsmöglichkeiten in Entwicklungs- und Schwellenländern zu nutzen.

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