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Äpfel

Stürmische Preis­bewegung nach oben

Weltweite Verknappung von Bio-Äpfeln bewirkt nie erlebte Preissteigerung

Der europäische Bio-Apfelmarkt ist ausverkauft. Die Saison ging Anfang Juni zu Ende. Jetzt läuft Übersee mit argentinischer und chilenischer Ware. Der Endverbraucher-Preis für Bio-Äpfel ist damit kräftig auf 3,30 Euro/ Kilo im Discount und auf 3,50 bis 4 Euro in den Bio-Supermärkten gestiegen.

„Anfang Juni ist der europäische Bio-Apfelmarkt gleichzeitig leergelaufen“, berichtet Markus Schraff, Leiter Bio-Vertrieb bei Obst vom Bodensee. Am Bodensee war die Saison Ende Mai beendet, also einen Monat früher als normal. „Die Saison war so früh zu Ende wie seit sieben Jahren nicht mehr“, erinnert sich Bio-Verkaufsleiter Gerhard Eberhöfer aus dem Vinschgau.

Die Ernte 2012 war kleiner als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. „Die Bio-Apfelmenge in Europa lag 2012 rund 15 Prozent unter dem Vor­jahr.

Die Erzeugerpreise lagen im Schnitt auch 15 Prozent höher als in der Vorsaison“, sagte Markus Schraff. Für die heimischen Erzeuger war es damit wirtschaftlich gesehen ein durchschnittliches Jahr. 

Die Bio-Großhändler zahlen aktuell 2,35 bis 2,60 Euro für das Kilo im Einkauf. Die deutsche Ware lag über die gesamte Saison um die 1,40 Euro, schätzt Gottfried Willmann vom Handelskontor Willmann. Da ist der Bio-Apfel aus Übersee um zwei Drittel teurer.

„Es ist zu wenig Ware auf dem Markt. Übersee nutzt das aus. Wir haben hier eine Preisschwankung wie im konventionellen. Bio hatte bisher recht stabile Preise. Bei Knappheit sind die Preise moderat gestiegen, bei großen Mengen nur leicht gefallen“, merkt Willmann an.

Großhändler Willmann betreibt an seinem Standort in Vaihingen ein Naturkostfachgeschäft und bietet dem Endverbraucher die Bio-Äpfel aus Übersee für 3,20 Euro an. Das ist noch ein Vorzugspreis. Im Fachhandel liegen die Preise eher bei 3,50 Euro und mehr.

„Der hohe Preis drückt schon den Absatz. Unsere Kunden sind ohnehin sensibel bei Wa­re aus Übersee und greifen nicht zu wie bei europäischen Äpfeln“, fährt Willmann fort. Die heimische Ware fühlt sich für den Verbraucher ökologischer an.

In den Superbiomärkten von Michael Radau in Münster kosten die Übersee-Äpfel 3,49 bis 3,99 Euro. Bis Ende Juni gab es daneben noch den Preis-Einstiegsapfel aus dem Alten Land für 1,99 Euro pro Kilo wie Fachbereichsleiter Herbert B. Müller mitteilte.

Der Preis für deutsche Bioland- und Demeter-Äpfel ist in der 25. Woche, kurz vor Druck der bioPress, bei Alnatura auch auf 3,49 Euro gestiegen. Das ist ein bisher unbekannter Mitnahmeeffekt.

Die europäische Ernte wird wegen des kühlen Frühjahres ein bis zwei Wochen später anfangen. „Im Juli und August wird es keine europäischen Bio-Äpfel geben. Die Ernte wird in Südtirol voraussichtlich zehn bis zwölf Tage später beginnen als sonst“, prophezeit Eberhöfer.

Für den Bio-Verkaufsleiter aus dem Vinschgau ist das frühe Saisonende und der spätere Start der neuen Saison eine Ausnahme. „Mittel- und langfristig sind die Chancen für Bio-Äpfel aus Übersee in Europa gering. Der Bezug aus Übersee wurde in den vergangenen Jahren verdrängt als wir mehr Ware hatten“, erklärt Eberhöfer.  

Die Experten erwarten dieses Jahr in den europäischen Bio-Apfelanbaugebieten eine normale Ernte bei leicht gestiegener Bio-Anbaufläche. „Wir rechnen in den nächsten fünf Jahren mit einem jährlichen Wachstum von fünf bis zehn Prozent“, sagt Schraff.

Im September, wenn die neue europäische Bio-Apfel-Ernte in den Handel kommt, werden die Preise wieder sinken. Eberhöfer ist sich sicher: „Der Bio-Apfel wird kein Luxus-Artikel, sondern wird erschwinglich bleiben“.

Anton Großkinsky

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