Mehr Qualität durch Bio
Frischdienst MIBUSA erwarb durch Phönix-Naturkost mehr Kompetenz
Der Naturkost-Großhandel befindet sich im Wandel: Die MIBUSA AG aus Taunusstein in Hessen hat 2010 die Mehrheit an Phönix-Naturkost erworben und saniert. Weiling expandierte nach Baden-Württemberg. Alnatura gründete die AG Wert, eine Kooperation regionaler Großhändler. Naturkost West beliefert mit der Rewe Dortmund und Rewe West den klassischen LEH. Naturkostgroßhändler Ökoring in Bayern hat sich den Außer-Haus-Markt als neuen Vertriebskanal erschlossen und kooperiert mit Claus Reformwaren. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Lars Oliver Schubert sitzt im Restaurant table am Frankfurter Römer bei einer Tasse Kaffee und gießt nicht homogenisierte frische Bio-Milch in seine Tasse. „Milch kann so unterschiedlich schmecken. Das ist den meisten Menschen heute gar nicht mehr bewusst“, bemerkt der Vorstandsvorsitzende der MIBUSA AG und nippt an seiner Tasse.
In dem Restaurant ist alles Bio, ohne dass der Gast es auf den ersten Blick merkt. Der exzellente Kaffee kommt von der Privatrösterei W & S des Alleininhabers Thomas Schulz. Die Preise orientieren sich am Umfeld im Stadtzentrum von Frankfurt. Von überteuert keine Spur.
Phönix bringt mehr Bio zu MIBUSA
2010 hat MIBUSA den regionalen Bio-Großhändler Phönix erworben. Zwei Jahre hat die Integration gedauert. „2013 soll Phönix eine schwarze Null schreiben“, lautet die Marschroute. MIBUSA, der Lieferant für den Außer-Haus-Markt und den freien Handel, vertreibt ein biologisches und ein konventionelles Qualitätssortiment.
Der Großhändler wollte mehr Bio. Im Rhein-Main-Gebiet war Phönix seit Beginn der Bio-Bewegung auf dem Markt. Dann kam Dennree dazu und auch Weiling drängte in das Gebiet. Der Wettbewerbsdruck hat Phönix Umsätze gekostet.
„Wenn MIBUSA sich als weiterer Bio-Vollsortimenter etablieren würde, gäbe es noch mehr Verdrängungswettbewerb. Deshalb haben wir Kooperationen gesucht und mit Phönix Kontakt aufgenommen. Wir haben über Wochen Gespräche geführt und zu Beginn nicht über Zahlen gesprochen.
Dabei hat sich herausgestellt, dass Phönix auch einen Partner sucht“, blickt Lars Oliver Schubert zurück. Bei Phönix stand ein Generationenwechsel an. Die Gespräche endeten mit der Mehrheitsbeteiligung der MIBUSA AG.
Bei dem Naturkostgroßhändler habe sich in den letzten zehn Jahren wenig verändert, wie Schubert konstatiert. Jetzt hat sich vieles bewegt. Das Standardmittel der Industrie, um Kosten zu senken, gebraucht er aber nicht. „Wir haben nie daran gedacht, Leute zu entlassen“, stellt er klar. Mehr Umsatz heißt seine Strategie. Phönix hat viele engagierte Mitarbeiter, sogenannte Überzeugungstäter, die Naturkosthandel 2.0 betreiben können.
Mehr Dienstleistung fordert der Markt. Das bedeutet längere Öffnungs- und kürzere Lieferzeiten. Zusätzlich hat der Großhändler den Vertrieb aufgestockt, um bestehende Kunden besser zu betreuen. Damit sollen höhere Umsätze generiert werden. Der nächste Punkt heißt Optimierung des Sortiments. MIBUSA hat seinen Ordersatz um Bio-Trockenprodukte von Phönix erweitert und einige konventionelle Produkte durch Bio-Produkte ersetzt.
Die Kunden können damit auf mehr Bio-Produkte zugreifen. Mit dem Zugriff auf das Phönix Bio-Vollsortiment gewinnt MIBUSA ehemalige Kunden zurück, die heute mit den großen Handelsvorstufen kooperieren und ihre klassischen Frischelieferanten aufgegeben hatten. Phönix wird mit den neuen Kundenfeldern überlebensfähig.
Mehr Bio-Frische für Phönix
Außerdem kann Phönix auf biologische Produkte der AG zugreifen. Das sind ursprünglich für den Außer-Haus-Markt konzipierte frische Produkte wie geschnittene Salate oder Thekenprodukte wie Antipasti und andere Feinkost.
Als Großhändler bringt MIBUSA seit langer Zeit auch die Marke Berchtesgadener Land ins Rhein-Main Gebiet. Damit ist durch die Beteiligung ein Synergie-Effekt hergestellt. Im Phönix-Lager in Rosbach wird kommissioniert und MIBUSA liefert mit seinem flexiblen Fuhrpark aus.
„Phönix soll wachsen, aber das hat nicht Priorität. Wir handeln mit Lebensfreude, Genuss und Sinnlichkeit“, so Lars Oliver Schubert. Qualität statt Quantität heißt seine Devise. Der Käse-Genuss ist in Taunusstein stationiert. Dort betreibt der Frische-Spezialist ein Käse-Lager. „Diese Käse-Kompetenz hätten wir gerne in Bio“, nennt er seinen Wunsch. Hier kann MIBUSA von Phönix profitieren.
45 Millionen Euro Umsatz macht die Gruppe mit 150 Mitarbeitern und ist damit regional eine Größe. Systemen mit dem Ziel, den Gewinn zu maximieren, misstraut er. „Wir erwirtschaften keine zweistellige Rendite. Die Banken verstehen aber unser Geschäft. Man kann es erklären“, weiß der MIBUSA-Vorstandsvorsitzende.
Der Hesse will zurück zur regionalen Wirtschaft. „Ich habe Freude an handwerklicher Exzellenz“, sagt der Lebensmittelunternehmer. Er hat nichts gegen Maschinen, aber gegen Produktionsstraßen, die nur Masse produzieren. „Wir wollen Ideen in die Welt setzen und aufklären.
Die Herkunft von Lebensmitteln ist für viele mit Fragezeichen versehen“, sagt Schubert. Über alle Bildungs- und Einkommensschichten ist das Wissen über die Erzeugung und Herstellung des Essens verloren gegangen.
MIBUSA bietet dem Handel nicht nur einen Ordersatz, sondern informiert auch über die Qualität und über alle Hintergründe der Produkte, die gelistet sind. Zusätzlich organisiert MIBUSA auf Anfrage Führungen über den Frankfurter Großmarkt für Fachkunden, Köche und Schulklassen mit Verkostung und Erklärungen zu den Produkten.
MIBUSA besitzt nicht nur Handelskompetenz, sondern entwickelt Produkte und stellt sie selbst her. In dieser Kombination ist das Unternehmen einmalig. „Wir wollen mit unseren Kunden über Qualität reden. Industrieware handeln wir auch. Aber da sind andere besser als wir. Unsere Stärke ist Frische, Regionalität und Bio“, stellt Schubert klar.
Geringer Bio-Anteil in der Gastronomie
Das Unternehmen will die Gastronomie für Bio erschließen. „Im Handel hat Bio ungefähr einen Anteil von 3,5 Prozent. Das ist nicht viel. Im Catering sind es vielleicht 0,5 Prozent. Das Potenzial für Bio in den nächsten fünf bis zehn Jahren schätze ich auf 20 Prozent. Dafür müssen wir neue Schichten erreichen. Die Überzeugungskäufer sind versorgt“, macht er deutlich. Milch, Butter, Sahne war das Geschäftskonzept bei der Gründung im Jahr 1926 im Osten Deutschlands.
Der Name MIBUSA hat darin seinen Ursprung. Nach 1945 wurde der Frischdienst im Rhein-Main-Gebiet neu gegründet. Zusammen mit dem Fruchtgroßhandel Stapf/Sakowski und dem Fachgroßhandel Hicker entstand die MIBUSA AG.
Im Dezember 2009 kam der Caterer Nykke & Kokki dazu, 2010 Phönix und nun kommt der Fleischverarbeiter und -Händler RMF dazu. RMF bringt Fleischkompetenz in die AG ein und profitiert von der vorhandenen Bio-Kompetenz. Die einzelnen Einheiten arbeiten selbstständig unter dem Dach der AG.
Nykke & Kokki betreibt Catering, produziert verschiedene biologische Lebensmittel zum Beispiel geschnittene Salate und betreibt zwei Restaurants: das table in der Kunsthalle Schirn und ein Schnell-Restaurant auf dem Frankfurter Flughafen. Damit setzt das Unternehmen Akzente auf dem qualitätsorientierten Lebensmittelmarkt im Rhein-Main-Gebiet.
Im April 2012 hat Geschäftsführer Michael Frank das table am Frankfurter Römerberg auf Bio umgestellt. Die Ganztagesgastronomie bietet Frühstück, Mittagessen und Abendessen. „In der Abend-Gastronomie kommt niemand wegen Bio. Wichtig ist, dass es schmeckt. Bio machen wir aus Überzeugung“, teilt er mit. Chefköchin Nazhik Sahin macht Bio mit Freude und aus Leidenschaft.
Bio bringt Geschmack in das table
Der Bio-Wareneinsatz ist höher als der konventionelle. In der Gastronomie wird mit Faktor fünf kalkuliert. Eine billige Flasche Wein für drei Euro steht mit 15 bis 18 Euro auf der Karte. Damit wird Bio ausgepreist.
Deshalb kalkuliert das table anders. „Wir nehmen einen guten Bio-Wein für zehn Euro und verlangen 20 Euro. Der Kunde zahlt etwas mehr, bekommt mehr Genuss für sein Geld, ist zufrieden, bestellt nach und kommt wieder. Wir heben uns durch Qualität ab. So werben wir für Bio“, erläutert er das Konzept.
„Im table wird nichts weggeworfen. Aus dem Abfall beim Gemüseschneiden macht die Küche zum Beispiel Brühe“, zeigt er auf. So fallen die Einkaufskosten für Convenience weg. Das Restaurant im Zentrum von Frankfurt funktioniert. Bio steht im table nicht im Vordergrund. Bio sorgt im Hintergrund für Geschmack und Gaumenfreude.
MIBUSA versorgt als Großhandel neben Großverbrauchern die freien Kaufleute. Das reicht vom Markthändler über den Bio-Ladner bis zum SEH. Auch in Bio liefert MIBUSA ein Vollsortiment. „Wir verstehen die Bio-Welt und die konventionelle Welt. Unsere Breite und Tiefe im Sortiment ist einzigartig“.
Anton Großkinsky
MIBUSA investiert in Bio-Produktion und neues Lager
Der Lebensmittel-Großhändler und -Hersteller MIBUSA baut in Rosbach im Taunus Produktionsstätten für Bio-Lebensmittel. Catering-Küche, Fleischverarbeitung und Backwarenproduktion sowie Eis-Herstellung konzentriert Geschäftsführer Lars Oliver Schubert zukünftig an dem Standort. MIBUSA hat auf dem Gelände des ehemaligen Rosbacher Mineralbrunnen Hallen mit einer Fläche von 11.000 Quadratmeter gemietet und baut sie aktuell um. Im Juli sollen die Betriebsstätten bezugsfertig sein.
Die Investitionen belaufen sich auf insgesamt 11,5 Millionen, die sich MIBUSA und Hassia Mineralquellen Bad Vilbel als Eigentümer teilen. MIBUSA hat einen Mietvertrag über 20 Jahre abgeschlossen und schafft dort rund 120 Arbeitsplätze. MIBUSA hat mehrere Betriebsstätten im Rhein-Main-Gebiet. Lars Oliver Schubert war drei Jahre auf der Suche nach einem geeigneten Standort, um die Produktion zusammenzuführen. In Rosbach sind auf Jahre hinaus auch Erweitungsmöglichkeiten vorhanden.
Regionale Rohware, überwiegend biologisch, wird handwerklich zu hochwertigen Produkten verarbeitet. MIBUSA errichtet keinen Industrie-Betrieb. Frische verzehrfertige Convenience in Bio-Qualität wie Obstsalate, Salate oder Wraps, entsteht hier. MIBUSA vertreibt die Produkte auf dem Außer-Haus-Markt, im Naturkostfachhandel und an den freien Lebensmittel-Handel.
In Rosbach hat die MIBUSA-Tochter Phönix Naturkost-Großhandel ihren Sitz. Phönix wird von der Siemensstraße an den neuen Standort umziehen. Die Lager für Obst und Gemüse, Molkerei-Produkte, TK und den Trocken-Bereich liegen um die Produktionsstätten herum. Herzstück ist die Produktion mit kurzen Wegen zu den Rohstoffen. Mit einer modernen Logistik wird der regionale Naturkost-Großhändler seine Leistungskraft verbessern.