BioNord
Messedauer auf dem Prüfstand - Viele neue Produkte
Die Fachhandelsmesse BioNord wächst: Mit über 4.000 Besuchern kamen Mitte Oktober rund elf Prozent mehr Menschen nach Hannover als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der Aussteller um 20 Prozent auf 434. Allerdings fand die BioNord diesmal an anderthalb Tagen statt, 2010 nur an einem Tag. Dadurch war aus Sicht von Herstellern zumindest am Samstag an den Ständen zu wenig los. Ob zur Eintagesmesse zurückgekehrt wird, soll nach einer Umfrage unter den Ausstellern entschieden werden. In der Planung sind noch anderthalb Tage: 8./9. September 2012.
„Mit 1.200 Besuchern am ersten Tag war die Messe erfolgreicher als die erste BioNord vor sieben Jahren“, entgegnet Messe-Chef Matthias Deppe Klagen von Ausstellern am neuen Messesamstag über mangelnde Beschäftigung an den Ständen. Bei manchen Hausmessen werde diese Zahl überhaupt nicht erreicht, zumindest nicht an einem Samstag. „Einige Aussteller führen an, dass sie nur vier bis zehn Gespräche am Samstagnachmittag geführt haben. Welcher Außendienst hat eine höhere Quote?“, so Deppe. Er stellt damit das oft von Herstellern zu hörende Argument, die Kosten für Personal und Übernachtung seien unverhältnismäßig hoch, in Frage. Grundsätzlich sei das System Messe eine Vertriebsmöglichkeit für Unternehmen, um bestehende Kunden zu pflegen und neue für die Produkte zu begeistern. Dies sei mit bestimmten Aufwendungen verbunden. Wer die Messe vorbereite und zum Beispiel Kundengespräche vereinbare oder durch Gutscheine gezielt zu Verkostungen einlade, könne temporäre Leerläufe verhindern. Für die Unternehmen gelte es, einen Vertriebsmix von effizienten Messen und Außendienst und/oder weiteren Aktivitäten zu finden.
Matthias Deppe misst den Erfolg einer Messe auch an anderen Kriterien: Nach einer „entspannten Atmosphäre beim Aufbau“, hätten die Aussteller selbst Zeit, sich mit ihrer Branche zu beschäftigen. Das taten sie denn auch, aber das Thema Messedauer dominierte viele Gespräche.
Vermutet wurde, dass sich vor allem kleinere Hersteller mit regionaler Verbreitung und wenig Standpersonal für eine Ausdehnung der Messezeit stark gemacht hätten. Dadurch würden sie mehr potenzielle Kunden beraten können. Für die bekannten Hersteller, deren Produkte bereits im Großhandel gelistet sind und beworben werden, sei dies dagegen nicht zwingend.
„Der Markt besteht nicht nur aus den bekannten Marken und dem Angebot des Naturkostgroßhandels. Inhabergeführte Läden leben von den kleinen Anbietern“, argumentiert Matthias Deppe. Es gehe um Authentizität und Individualität beim Warenangebot. Eine Zählung auf der Schwestermesse BioSüd habe zum Beispiel ergeben, dass rund 40 Prozent der Aussteller, die dort vertreten waren, keinen Stand auf der BioFach hatten. Deppe hält es für voreilig zu sagen, dass eine anderthalbtägige Messe keinen Sinn mache. Schließlich sei auch an die Besucher zu denken, die die Möglichkeit haben müssten, das wachsende Warenangebot kennenzulernen. Volle Stände trügen nicht dazu bei.
Besucherspitzen trotz längerer Messe
Aus Sicht von Ausstellern gibt es bei Messen jeweils ausgeprägte Besucherspitzenzeiten, in denen sie viele interessierte Einzelhändler an ihren Ständen vorbeiziehen lassen müssten, weil alle Berater im Gespräch seien. Diese Spitzenzeiten könnten durch Ausdehnung der Messezeit kaum abgebaut werden. Stattdessen verschlechtere sich das Verhältnis von hoher und niedriger Kundenfrequenz an den Ständen. „Ich habe mich bewusst für Samstag einteilen lassen, weil ich weiß, dass ich dann so gut wie nichts zu tun habe“, sagte eine kecke Kundenberaterin und erntete dafür Anerkennung im Kollegenkreis. Ein Aussteller empfahl kleineren regionalen Produzenten, mehr Standpersonal mitzubringen und für eine eintägige Messe zu plädieren: „Die Kosten dafür übernehmen wir anteilig gerne.“ Ob dieser Vorschlag ernst gemeint war, wird sich nach der geplanten Umfrage des Messe-Veranstalters über die künftige Dauer herausstellen.
Großer Andrang bei Hallenparty
Bezüglich der BioNord-Hallenparty am Samstagabend war von mangelnder Fülle keine Rede: Mit 650 Gästen war die Fachhandelsfete restlos ausgebucht. Während der Messe gab es sogar Ansätze für einen Schwarzmarkt, weil Aussteller wiederholt nach Karten für diese Abendveranstaltung befragt wurden. Deppe begründet die begrenzte Kapazität mit der Planung auf Basis von 400 vorbestellten Karten: „Wir hatten mit 500 Teilnehmern geplant, dann aber noch kurzfristig auf 650 erhöht. Der Caterer ist sehr flexibel gewesen, aber der gemietete Raum hat schließlich Grenzen gesetzt.“
Die BioNord wird im nächsten Jahr bereits Anfang September stattfinden. Grund für die Vorverlegung ist laut Deppe der Terminplan der Hannover Messe. Der Septembertermin decke sich optimal mit dem Wunsch der Aussteller, die Sortimente für das Weihnachtsgeschäft vorstellen wollen.