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Die INNATEX auf dem Weg zur Klimaneutralität

Knapp 240 Aussteller nutzten im August die Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien INNATEX in Hofheim-Wallau bei Frankfurt, um Besuchern aus der Textilbranche ihre Kollektionen für das nächste Jahr zu präsentieren. Im Vergleich zur Sommermesse 2010 bedeutete dies eine Steigerung um erfreuliche acht Prozent. Dabei sei auch das Orderklima wieder sehr gut gewesen, zog Messeleiter Alexander Hitzel (MUVEO GmbH) die zweite positive Bilanz.

Seit der ersten Veranstaltung im Jahr 1997 hat sich die INNATEX heute zur wichtigsten Ordermesse für Naturtextilien und Green Fashion in ganz Europa entwickelt. Die Umbenennung von Messe für Naturtextilien in Messe für nachhaltige Textilien vor einem Jahr kennzeichnet dabei die neue Ausrichtung.

Schon zur Winter-Messe im Januar wurden in diesem Zusammenhang die Zulassungskriterien insofern verschärft, dass der Anteil an Ware aus kontrolliert biologischem Anbau beziehungsweise - Tierhaltung nunmehr mindestens zehn Prozent betragen muss. „Wir möchten die Labels dazu bringen, immer mehr auf Bio umzustellen“, begründet Pressesprecherin Sabine Lydia Müller (Symbiose Eins) die strengeren Kriterien.

Vor und während der Messe überprüft die IMO, ob die Kriterien auch eingehalten werden. Die Statistik spricht dafür, dass dies kein Problem darstellt: Diesmal hatte schon ein Viertel der Aussteller Artikel mit dem strengen internationalen GOTS Siegel im Sortiment; viele arbeiten dabei sogar ausschließlich mit kbA / kbT-Stoffen.

Als nächstes Ziel hat sich die INNATEX den Klimaschutz gesetzt und arbeitet stetig daran, den ökologischen Fußabdruck der Messe zu verkleinern. Um auch die Besucher für die Problematik zu sensibilisieren, konnten diese jetzt den CO2-Fußabdruck ihrer An- und Abreise, die erheblich zu den Emissionen einer Messe beitragen, berechnen.

Jeder der 1.390 Besucher bekam dafür einen Gutschein mit einem QR-Code, der am Gemeinschaftsstand der Initiativen CO2OL und ecoScan über ein Smartphone eingelesen wurde. Nach der anschließenden Eingabe von Heimatort und Verkehrsmittel bekam man die angefallene Menge an dem Klimagas genannt. Gleichzeitig zeigte ein Monitor kontinuierlich die insgesamt verursachte Menge und die Verteilung auf Flugzeit, PKW oder Bus und Bahn an.

Wer wollte, konnte die CO2-Menge zu Gunsten eines Aufforstungsprojektes in Panama ausgleichen. Die Aktion stieß auf viel Interesse. Da auch die INNATEX für jeden Teilnehmer an der Berechnung den Gegenwert von 80 Kilogramm spendete, wurden am Ende über 26 Tonnen CO2 kompensiert. Der Veranstalter rundete die Summe auf 400 Euro auf, die nun an die Klimaschutzprojekte fließt.

Auch den Kunden von morgen im Blick

Die Hersteller haben die Herausforderung, mit individuellen modischen Kollektionen aus ökologischen Stoffen zu begeistern, bestanden. Einen sichtbaren Beweis lieferte das vielgestaltige Ausstellungsprogramm.

Der Stil der Textilien reichte dabei von praktisch und zeitlos über ausgefallen bis zu verspielt, feminin und elegant. Schuhe und Accessoires, Heimtextilien und textiles Spielzeug kamen ergänzend hinzu. Zu den Anbietern gehörten sowohl renommierte Marken als auch neue Brands aus dem In- und Ausland.

Viele der anwesenden Unternehmen haben die Naturtextilbranche und die INNATEX schon von Anfang an mitgeprägt, unter anderem Engel mit Wäsche und Babybekleidung, Disana mit Baby-Windelsystemen, Hirsch-Natur mit Strumpf- und Strickwaren, Bauer-Mützen oder Popolini mit Baby- und Kinderbekleidung, Wickelsystemen und Heimtextilien. Ebenfalls erneut stark vertreten waren traditionsreiche Hersteller von Damenoberbekleidung, wobei es sich oft um Familienunternehmen handelt.

Beispielhaft nennen kann man hier Alkena, Dunque by Schweikard Moden, Lana Natural Wear oder Lanius. „Naturtextilien müssen vor allem gefallen“, bringt es Herrmann Kohnen von Lana auf den Punkt. Der Hersteller, der zusätzlich Kindermode im Sortiment hat, versucht dabei so viel GOTS-zertifizierte Stoffe und Garne zu bekommen wie möglich. Die Produktion erfolgt bevorzugt in Deutschland oder Europa.

Ein Problem für die Branche sieht Kohnen nunmehr darin, dass man als Hersteller die bestehende Kundschaft und die junge Generation gleichzeitig zufrieden stellen müsse. Da-her hat Lana mit M.Desir jetzt eine zweite jüngere Linie ins Programm aufgenommen, designt von der Tochter. Ähnlich gestaltet sich der Weg von Dunque, deren Modelle durch die aufwändigen Jacquards in unverwechselbarem Design und zeitlosem Stil einen ho-hen Wiedererkennungswert besitzen. Bei ihnen ergänzt jetzt die Modelinie Naturalmente aus Leinen und Baumwolle das Angebot.

Hinter den zahlreichen neu­en Labels stehen meist engagierte junge Menschen mit hohem ökologischem Anspruch. Um ihnen durch einen INNATEX-Auftritt den Start zu erleichtern, hatte die Messeleitung 20 so genannte „Design Discoveries“ ausgewählt und diese finanziell und pressetechnisch unterstützt.

Mal hatte die Idee überzeugt, dass man ein Textil auf 50 verschiedene Weise tragen kann, mal die Tatsache, dass für jedes verkaufte Kleidungsstück ein Baum gepflanzt wird. Zum Tragen kam auch der Recycling-Trend, welcher generell zunimmt. HempAge etwa, neben dem Hanf Haus der zweite etablierte Hersteller von ökologischen Hanf-Textilien auf der Messe, verwebt neuerdings Regeneratfasern aus Baumwolle und Hanf in Teilen der neuen, modischen Kollektion.

Sicherheit darüber, ob es sich tatsächlich um echte Naturtextilien handelt, gibt vor allem das weltweit gültige GOTS-Siegel für umweltverträglich hergestellte Kleidung. Es umfasst die komplette textile Kette vom Anbau über umweltfreundliche Verarbeitung bis hin zum sozialgerechten Handel. Mittlerweile ist das grün-weiße Hemd-Symbol vielen Verbrauchern gut bekannt. Daher streben auch immer mehr Händler, unter anderem Living Crafts und Cotton People Organic, selber eine Zertifizierung an. Erstere sind zum Beispiel seit dem Frühsommer als Handelsunternehmen anerkannt, nachdem schon nahezu das ganze Sortiment von Wäsche bis zu Freizeitbekleidung für die ganze Familie das Siegel trug. Rund die Hälfte ist außerdem Naturland-zertifiziert. Nach Meinung von Geschäftsleiter Frank Schell besteht für die Hersteller trotzdem weiterhin die Aufgabe, Händler und Endkunden immer wieder über die Vorteile von Naturtextilien zu informieren. Damit Händler das attraktive Randsortiment dann systematisch und ohne großen Aufwand integrieren können, bietet er neben der Sortimentsberatung auch ein modulares Shop-In-Shop-System an.

Bettina Pabel

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