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Rewe

Bio-Kür in Handschuhsheim

Der Rewe-Regiemarkt hat ein beachtliches Bio-Sortiment zusammengestellt

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Die Rewe-Filiale in Handschuhsheim zeichnet sich durch ein umfangreiches Bio-Sortiment aus. Der Markt in dem Heidelberger Stadtteil ist einer der stärksten Standorte der Rewe Südwest, die sich über ganz Baden-Württemberg, das Saarland, sowie Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz erstreckt. Der Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim zählt 19.000 Einwohner, gilt als bio-affin und entsprechend groß ist das Angebot im Handel. Ein Füllhorn Bio-Supermarkt grenzt an das Grundstück an.

Bezirksleiter Götz betreut 15 Märkte im Raum Heidelberg. Der Rewe Handschuhsheim, in der biologisch angehauchten Universitätsstadt, ist das Flaggschiff. Der Rewe-Regiemarkt reagiert mit einem vergrößerten Bio-Sortiment.


In dem Verbrauchermarkt mit 2.800 Quadratmeter Fläche sind 25.000 Artikel untergebracht, davon sind 1.400 Bio-Artikel. Das entspricht etwa sechs Prozent. Wer hier die Kundenwünsche erfüllen will, muss Bio anbieten. Im Markt wird ein erweitertes Bio-Programm gefahren. „Hier haben wir den Umschlag. Da können wir großzügig mit dem Sortiment umgehen“, so Götz.


Bei den Bio-Säften setzt der Rewe Markt auf heimische Lieferanten.
Marktmanager Yalcin Sanlialp nimmt  die Wettbewerber am Ort unter die Lupe. Darunter versteht er auch Bio-Supermärkte und sieht sich in keiner schlechten Position. „Bio läuft bei uns sehr stark. Von Müsli und Säften bis zu O+G. Wir haben hier eine sehr hohe Frequenz“, hat der Marktleiter festgestellt. Aber hier greift das Supermarkt-Prinzip: Es gibt alles, auch Bio. Die Kundschaft ist kaufkräftig und anspruchsvoll, bio-affin und zum Teil prominent. Hoffenheimer Bundesliga-Kicker kaufen hier ein. Namen verrät der Marktleiter nicht.

 

Bio-Schulung für das Personal

„Perfekte Bio-Verkäufer sind wir nicht. Aber wir eignen uns Kenntnisse an“, erklärt Bezirksleiter Götz. Die Rewe bildet die Verkäufer in einem Markt aus und schafft damit eine Zelle. „Wenn das Personal dann in anderen Filialen eingesetzt wird, werden die Kenntnisse weiter getragen“, erläutert der Bezirksleiter.

Auch in Krisenzeiten sieht die Rewe keinen Grund, Sortimentsspitzen wie Bio zu kappen. „Nachhaltigkeit ist vom Konzern vorgegeben als Strategie“, betont Sabine Stachorski, Pressereferentin der Großhandlung Wiesloch.

Im Lebensmittel-Sortiment heißt umfassende Nachhaltigkeit kontrolliert biologischer Anbau (kbA). Im konventionellen sind es immer nur Aspekte wie Schutz des Regenwaldes oder kompostierbare Verpackung, aber zum Beispiel Wasserbelastung durch Düngemittel, finden weiter statt. „Bio ist gefragt, und wir wollen noch mehr machen in Zukunft“, weiß Stachorski.

Etwas ratlos hat die Stiftung Warentest mit ihrer Aussage „Bio ist nicht immer besser“ Marktleiter Sanlialp gemacht. Meistens ist Bio aber besser. Neben den Bio-Kriterien sind noch eine Menge andere Aspekte qualitätsbestimmend, wie Boden, Sortenwahl, Einhaltung der Kühlkette etc. Die Umwelt- und Tierschutzleistungen gehen ebenfalls nicht in die Bewertung ein. Darüber denkt Sanlialp nach, wenn Widersprüchliches durch die Presse wandert.

Bio-Sortiment noch ausbaufähig

Das Bio-Sortiment ist noch nicht ausgereizt. „Man kann noch aufstocken. Es gibt das eine und andere, das gelistet ist und nicht hier steht. Um rund ein Drittel könnten wir die Artikelzahl bei Bio noch erhöhen“, meint Bezirksleiter Götz. Aber viele Artikel sind noch kein gelungenes Sortiment. Götz sieht schon heute zahlreiche Bio-Dubletten.


Abwechslung in den oft eintönigen Gewürzregalen mit Goutess und Rewe Bio. {_umbruch_}{_umbruch_}
Die Eigenmarke Rewe Bio läuft am stärksten. Sie ist preislich in der Mitte angesiedelt und hat natürlich alle Unterstützung, wie tägliche Lieferung über das Zentrallager. Selbst Fernsehwerbung gab es schon. Die Rewe Bio-Eigenmarke ist im Sortiment platziert und konkuriert direkt im Regal mit den konventionellen Nachbarn.

Von den 1.400 Artikeln sind 900 zugeordnet. 500 Artikel der bekannten Dachmarken stehen in einem mächtigen Zwölf-Meter-Block am Ende des Hauptlaufes der Kunden.

Hier sind die Bio-Streckenlieferanten untergebracht. Gepflegt wird der Block von Handelsagenturen. Das Ganze ist arbeitsökonomisch, ob kundenfreundlich ist eine andere Frage. Für die Nur-Bio-Kunden ist das eine praktische Einrichtung, allerdings bevorzugen diese Klientel Fachmärkte, wie die Marktforscher heraus gefunden haben. Der Trend im deutschen Handel zeigt in Richtung einer Integration der Bio-Artikel in die Warengruppen.


Die Glockenbäckerei der Rewe produziert ein umfangreiches Bio-Sortiment.
Auf den Einkaufszetteln steht weder Bio-Zentrale, noch Bio-Gourmet, sondern Essig oder Öl. Aber der Block funktioniert, wie der Marktleiter bestätigt. Auch die Handelsagentur von Bio-Gourmet ist überzeugt, dass der Block die bessere Lösung ist. Die Frage ist noch ungeklärt, für wen und ob sich die Zufriedenheit ändert, wenn vergleichbares verglichen wird. Die Stärke der im Sortiment integrierten Rewe-Bio-Artikel ist ein erster Hinweis.

Bio-Obst und -Gemüse verkauft sich gut

Der Markt ist frischebetont, wie der Umsatz-Anteil von sonst eher 40 Prozent zeigt. Das Bio-Sortiment, trockenlastig im Supermarkt, zeigt sich in Handschuhsheim frisch. Das Bio-Angebot in der Obst und Gemüse-Abteilung kann sich sehen lassen, 45 Artikel gibt es aktuell. Handschuhs­heim bietet alles an, was über die Rewe-Großhandlung Wiesloch zur Verfügung steht, ein- schließlich tagesfrischer Salate. 18 Schnelldreher sind Pflicht im Rewe Vollsortiment.


In der Backstation steht Bio ganz oben.
Die besten Selbstständigen bringen es mit zusätzlichen Lieferanten auf rund 100 Artikel. „Bei Bio-O+G gibt es keinen Artikel der schlecht läuft“, verrät Sanlialp. Beim Apfel sind in Bio zwei oder drei Sorten verfügbar. Langsam bewegt sich auch Bio Richtung Auswahl. Zitronen werden im Netz und stückweise angeboten. Mit Aktionen wird der Appetit auf Bio angeregt: Dole Bio-Ananas wurden mit einer Maschine geschält und verkostet.

Den Deutschen Fruchtpreis 2010 in der Kategorie Verbrauchermarkt hat der Rewe-Markt in Handschuhsheim bei Heidelberg gewonnen. Die Jury nannte auch das gute Bio-Angebot als Kriterium für die Verleihung des Peises. Durch Beratung hebt sich der Markt nach Meinung der Jury ebenfalls von der Konkurrenz ab. Der vom Team erstellte Warenkunde-Ordner informiert über Exoten und die Standards beim Anbau der Bio-Produkte. Die Lounge-Ecke in der Abteilung lädt zum Verweilen ein, der Verkostungstisch zum probieren.

Unter den gekühlten Produkten sind fast 100 Bio-Artikel. Das sind natürlich nicht nur Milchprodukte. Frische Teigwaren, zum Beispiel von Bürger, zählen dazu. Feinkost-Salate, Räucherfisch, SB-Wurst und Fleisch werden verkauft. Tofu ist fester Bestandteil in den Rewe-Kühlregalen geworden. Das Bio-Farm-Fleisch­programm  umfasst 19 SB-Artikel von Rind, Schwein, Hähnchen und Pute. Auch marinierte Stücke für den sommerlichen Grill-Abend werden angeboten.

Bio-Fleisch nicht an der Theke


In die Käsetheke haben sich nur drei biologische Schnittkäse, die deutlich gekennzeichnet sind, verirrt. Bei sieben Thekenmetern ist das noch ausbaufähig. Bio-Fleisch und -Wurst wird nicht in Bedienung angeboten. Dafür gibt es in der vier Meter langen Fischtheke Bio-Produkte von der Deutschen See, wie Tilapia und Pangasius oder Lachs. In der Backstation bekommt der Kunde französische Bio-Brötchen aus Teiglingen der Bäko. Unter sechs Varianten können die Kunden wählen. Im Vorkassen-Bereich verkauft die konzerneigene Rothermel-Bäckerei frisches Bio-Brot. „Ohne Bio geht es nicht. Das ist hier ein Schnelldreher“, berichtet Stachorski.  

Bei den verpackten Broten ist die Rewe-Glockenbäckerei Hauptlieferant in Bio. Das Sortiment ist inzwischen auf 20 Artikel angewachsen. Frische, haltbare Brötchen und Brote zum Fertigbacken sind dabei. Der Vollkorn-Weizentoast war ausverkauft beim bioPress-Besuch.


Das biologische SB-Fleischprogramm der Rewe bietet reichlich Auswahl. {_umbruch_}
Im Trockensortiment erfüllt der Markt die Bio-Bedürfnisse weitgehend. Bio-Müsli ist ein starkes Produkt im Supermarkt. Kölln hat sich hier etabliert. Seitenbacher ist mit einigen wenigen Produkten dabei. Im Bio-Block zeigen sich die Bio-Zentrale und Verival stark bei den Müslis.

Backzutaten sind im Zeitalter der Fertigprodukte nur noch Mitläufer. In Bio-Qualität gibt es für die Heimbäckerei aber eine ganze Anzahl an Produkten, angefangen von Mehl der Heimatsmüh­le in Aalen bis zu Sahnesteif, Vanillezucker und Backmischungen von Ruf.

Bei den Teigwaren findet sich die Bio-Range von Kattus, Zabler und Rewe Bio mit reichlich Abgriffen. „Da sieht man, dass es läuft“, so Sanlialp. Bei den Gewürzen sind Wagner, Easy Gourmet und die gefriergetrockneten Kräuter von Goutess in Bio-Qualität vorhanden.

Viel Bio-Tee im Regal

Das Tee-Regal ist stark biohaltig in Handschuhsheim. Yogi, Bad Heilbrunner, Frutec, Darboven sind nur einige Marken, die in biologischer Qualität vorhanden sind. Beim Bio-Kaffee ist die faire Bohne der Gepa Pflicht. Die Rewe hat in ihrer Feinkost-Eigenmarke feine Welt zwei Sorten Bio-Espressi zum fairen Preis.

Bei den Alkoholfreien Getränken zeigt sich der Markt in Bio von seiner guten Seite. 70 Obst-, Gemüsesäfte, Limonaden und Schorlen stehen für einen heißen Sommer bereit. Jacoby und Jope aus dem Ländle sind mit dabei. Regionale Falter Bio-Säfte in der Ein-Liter-Flasche zählen zum Sortiment. Die praktische Tetra-Packs gefüllt mit Bio-Saft gibt es natürlich auch. Ein ansehnliches biologisches Wein-Sortiment bieten Bezirksleiter Götz und Markleiter Sanlialp ihren Kunden. 50 europäische Bio-Tropfen stehen da in der auch sonst großzügigen Wein-Abteilung.

Am POS wird Bio mit Verkostungen gefördert. Das Bio-Weingut Zähringer lud in dem Markt schon zum Probieren ein, ebenso Bio-Gourmet. Bio braucht Unterstützung. Das Bessere verlangt Aufwand und setzt sich nicht von alleine durch.

Anton Großkinsky

 

 

 

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