Start / Ausgaben / BioPress 58 - Februar 2009 / Für den Bio-Export gerüstet

Dänemark

Für den Bio-Export gerüstet

Dänische Öko-Hersteller stark durch einen entwickelten Binnenmarkt

Die dänischen Bio-Hersteller kommen aus einem starken Binnenmarkt und kennen die Anforderungen von Handel und Verbraucher aus nächster Nähe. Professionalität und Marktorientierung, die in Jahrzehnten gewachsen sind, zeichnen sie aus. Die Stärke reicht bis zum ästhetischen und praktischen Verpackungsdesign. So sind die Betriebe stark genug für den Export. Sie haben keine Vorbehalte gegen den Lebensmitteleinzelhandel und verfolgen keine Niedrigpreis-Strategie. Die dänische Landwirtschaft ist stark in der Milch- und Fleisch-Erzeugung. Die Bauern orientieren sich am Markt und denken biologisch und unternehmerisch.
 


Mogens Poulsen von der Thise Mejeri stellte in der Bio-Messe der dänischen Botschaft in Berlin Bio-Butter und -Käse für den deutschen Markt.
Der blonde Hüne Nicolaj Peter­sen aus Jütland ist Bio-Schweinezüchter. „Mir gefällt es, auf diese andere Art und Wei­se mit der Natur zu arbei­ten“, erläutert er seine Einstel­lung zur Landwirtschaft. Auf seinem 60 Hektar Hof hält er 550 Bio-Sauen im Freiland und versorgt sie zusammen mit seinen sechs Mitarbeitern. Die Muttertiere werfen 12.000 Fer­kel im Jahr, die artgerecht im Freien aufwachsen und in isolierten Blechhütten Unter­schlupf finden. Nach sieben Wochen werden die Ferkel an Mäster abgegeben.

Das Fleisch wird von Friland, Teil des Fleischkonzerns Danish Crown, vermarktet. „Wir sind der größte Großhändler für biologisches Schweine- und Rindfleisch in Euro­pa“, teilt Birgitte Bahat mit. Friland betreibt eine deutsche Tochter, bei der Fleischprofi Jürgen Hansen die Geschäfte führt. Für den Handel gibt es ein biologisches SB-Sortiment vom Rind, Schwein und Lamm.  

Bei Aalbaek geht es um die Wurst

In Dänemark geht es auch um die Wurst. Aalbaek Specialiteter verarbeitet Fleisch zu einem internationalen Sortiment an Bio-Wurst, wie Geschäftsführer Henry Franzen bemerkt. Er hat einen modernen, messerlosen Bio-Betrieb errichtet. Das Fleisch wird wie zum Verarbeiten benötigt eingekauft, eine Zerlegung mit dem Messer findet nicht statt. 40 Tonnen Salami, Pastete, Schinken und Wurst werden wöchentlich produziert. 20 Prozent der Bio-Wurstwaren geht aktuell ins Ausland.    

Arla, die größte Molkerei Eu­ropas, erfasste jährlich 420 Mil­lionen Kilo Bio-Milch da­von 120 Millionen in Schweden. Größter Abnehmer in Deutschland ist der Discoun­ter Lidl. Nach Angaben der Molkerei könnten weitere 100 Millionen Kilo problemlos abgesetzt werden. Bisher beschränkt sich Arla auf Bio-Handelsmarken. Allerdings wird in der Unternehmenszen­trale auch über Markenartikel nachgedacht, wie Senior Manager Jesper Fries erklärt.

Die Thise Mejeri wurde 1988 von Pionieren im dänischen Milchsektor als Dorfmolkerei auf genossenschaftlicher Basis im nördlichen Jütland gegrün­det. Die 10.000 Bio-Kühe der 90 Mitglieder geben jährlich 80 Millionen Kilo Milch. Da­mit werden 69 Millionen Euro umgesetzt. Das sprengt die Vorstellung der Bio-Szene von ei­ner Dorfmolkerei deutlich. Thise hat die Kraft, um den LEH in den nördlichen Bundesländern zu bedienen.   Kon­summilch und Sauermilchprodukte werden primär auf dem dänischen Markt abgesetzt. Butter und Käse hingegen sind große Exportartikel. Die Mejeri bietet nicht nur das, was jeder hat. Milch der Rassen Jersey und Holsteinisch-friesisch wird nicht gemischt, da jede ihren eigenen typischen Geschmack hat, wie Verkaufsdirektor Mogens Poulsen erzählt. Butter wird traditionell im Fass hergestellt. Das sind zwei der Merkmale, mit denen sich die Molkerei abhebt. Es gibt noch mehr.

Wo viel Milch ist, können sich auch Eis-Hersteller etablieren. Skee Eis bezieht Milch und Rahm von Thise und macht daraus sieben Eis-Sorten wie Kaffee und Holunder. Mit Hansens gibt es einen weiteren biologischen Premium-Eishersteller, der nach Familien-Rezepturen von 1922  produziert. Mit Eis am Stiel oder in der Waffel-Tüte bedient er auch ein jüngeres Publikum. Die Verpackungen sind markant und geradlinig gestaltet. Auf der Insel Skaerö stellt Britta Tarp eine wahre Spezialität her: Eis aus Birkensaft. Für die meisten dürfte das eine Neuheit sein

Bio-Gänse von der fuchsfreien Insel

Wer auf der Suche nach Spezialitäten ist,
Bio-Bauer Nicolaj Pedersen hält seine Schweine im Freien.
wird bei Island Organics fündig. 27 kleine Inseln haben sich unter diesem Marken-Dach zusammen geschlossen. Von  Sejerö, einer der Inseln,  kommen Gänse, die keine natürlichen Feinde zu fürchten haben, da auf der Insel keine Füchse leben. Der hohe Salzgehalt in der Luft soll eine typische Fleisch-Qualität hervorbringen.

Urtekram dagegen ist in Deutschland seit über zwei Jahrzehnten als Hersteller von Naturkosmetik bekannt. In Dänemark ist das Unternehmen auch als Naturkostgroßhändler für  Trockenpro­dukte tätig. Beliefert werden rund 1.500 Supermärkte, 450 Naturkostgeschäfte und Reformhäuser. Auf dem dänischen Markt geht das Unternehmen für 2008 von einem Wachstum von 30 Prozent, beim Export von 40 Prozent aus.

Die Hoyers Bageri aus Kopenhagen hat mit Le Ble d'Or ein Tochterunternehmen, das sich während der letzten 15 Jahre zum größten Bio-Backwaren-Hersteller des Landes entwickelt hat. Im Sortiment sind biologische TK-Teiglinge für die Backstationen des Handels. Einfaches Handling ohne Dampf und Temperaturvariation zeichnen das Sortiment aus.

„Dänisches Feingebäck ist überall beliebt und berühmt, aber es schmeckt nirgendwo so wie in Dänemark“, meint Verkaufsleiter Erik Brandt. Das Unternehmen stellt ein Sortiment orginal dänisches Gebäck für  den Handel her, zum Beispiel Kopenhager mit Vanillecreme, Kirschmarmelade  oder Apfel in Bio-Qualität. „Dänisches Feingebäck ist ein Leuchtturm. Statt es selbst herzustellen sollte man es einfach dazukaufen“, empfiehlt Ulrich Rueben von der Agentur Nordland Bio, die das Unternehmen vertritt. Die Bäckerei kann die Bio-Hochburgen Hamburg und Berlin beliefern.  

Moderne Convenience

Geschäftsführer Thomas  Hart­mann von Fields of  Flavours entwickelt mit seinem Team seit dem Jahr 2000 frische Fertig-Suppen für den Einzelhandel. Die Alternativen zu Tüte und Dose sind vegetarisch bei einem Fettgehalt un­ter drei Prozent. Die vier Vari­anten Tomate-Basilikum, Curry-Kokos,  Kartoffel-Lauch-Thymian und Kürbis-Ingwer werden in 0,5 Liter Bechern angeboten und sind gekühlt mehr als vier Wochen haltbar. Piktogramme erläutern die Handgriffe zum Erwärmen. Das ist moderne Convenience.

Früher ging es nur darum, hungrigen Mägen gutes Brot zu liefern. Heute dient Brot auch zum Knabbern und als Zwischenmahlzeit. Nyker Brød entwickelt in Kooperation mit Kunden Knäckebrot und Crackers, die nur wenig gesalzen sind, und moderne Bedürfnisse befriedigen. Die einzelnen Artikel sind durch ein Farbleitsystem kenntlich gemacht. Die Verpackung bietet Sicht auf das Produkt. Die Cracker sind  in einer wieder­verschließbaren Schale, in der sie ohne umzufüllen direkt serviert werden können. Das ist ein kleiner Convenience am Rande, den der moderne Kunde schätzt.

Galla Food produziert die Salatklassiker der dänischen Küche in Bio-Qualität für das Kühlregal. Darunter ist ein ökologischer  Forellen-Salat mit Fisch dänischer Teichwirtschaft. Der Ökologische Sommersalat ist gemischt aus Räucherkäse und Gurken aus dänischer Bio-Erzeugung. Kartoffel-  und  Rote-Beete-Salat machen das Quartett komplett. Eine biologische Mayonnaise und drei TK-Suppen werden ebenfalls produziert.

Die Bio-Forelle hat Zukunft

Potenzial steckt auch in Bio-Fisch. Denn die Dänen besitzen als Land am Meer Fisch-Kompetenz. Mit Larsen ist ein bekannter konventioneller Hersteller ins Bio-Fischgeschäft eingestiegen mit gekühlten Naturland-Garnelen. Bisher sind die Meeresfrüchte überwiegend tiefgekühlt auf dem Markt. Aber auch die Teichwirtschaft mit Bio-Forellen, dem mit Abstand beliebtesten Süßwasserfisch, ist zukunftsträchtig ob geräuchert, frisch, tiefgekühlt oder als Salat.

Dänemark kann dem europä­ischen Bio-Markt neue Impul­se geben. Ohne Belebung verliert eine Idee mit der  Zeit an Aus­strahlungskraft und Attraktivität.

Anton Großkinsky

 

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