Start / Ausgaben / BioPress 54 - Februar 2008 / Der französische Bio-Markt

Frankreich

Der französische Bio-Markt

Der Biomarkt in Frankreich wächst seit Jahren stetig. Die Bioabsatzstellen sind vielfältig. Was für Deutschland in den 90-er Jahren prognostiziert wurde, ist in Frankreich jetzt sichtbar. Biofachgeschäfte setzen stark auf Bio-Feinkost.


Der französische Lebensmittelmarkt unterscheidet sich von den Gewohnheiten hierzulande. Ähnliche Verhältnisse werden auch in der Biovermarktung beobachtet. Die Verbraucher bevorzugen in Frankreich für ihren Bioeinkauf den Supermarkt.

Umsatzanteile der Warengruppen

Die Bio-Branche erstreckt sich über alle Lebensmittelbereiche, prozentual verteilen sie sich im Jahr 2006 folgendermaßen: 
- 16 Prozent auf Obst und Gemüse (mit einem Wert von 264 Millionen Euro) 
- 15 Prozent auf Milch und Milchprodukte (zusammen mit Bio-Eier mit einem Verkaufswert von 326 Millionen Euro)
- Zwölf Prozent auf Brot und Getreideprodukte (mit einem Wert von 190 Millionen Euro)
- Zwölf Prozent auf Wein (mit einem Wert von 189 Millionen Euro)
- Elf Prozent auf Fleisch und Geflügel (mit einem Wert von 179 Millionen Euro)
- Elf Prozent auf süße Feinkostprodukte (mit einem Wert von 166 Millionen Euro)
- Neun Prozent auf salzige Feinkostprodukte (mit einem Wert von 134 Millionen Euro)
- Sechs Prozent auf Eier
- Vier Prozent auf Getränke
- Drei Prozent auf Wurstwaren und Terrinen
- Ein Prozent auf  Tiefkühlkost

Bio-Vertriebsstruktur

In Frankreich läuft der Vertrieb von Bio-Lebensmitteln über drei Schienen: Spezialgeschäfte, Supermärkte und Direktverkauf (Märkte, Bauernhöfe).

Je nach Produktbereich sind einzelne  Vertriebswege füh­rend: 
- Spezialgeschäfte: breites Sortiment, besonders im Be­reich Feinkost
- Supermarkt: Milch, Eier, ­Kaffee, Fleisch
- Direktverkauf: Wein, Obst und Gemüse

Bio-Vermarktung in Frankreich

Der Markt für Bio-Produkte ist in Frankreich im Aufschwung. Neue Spezialgeschäfte oder Bio-Abteilungen kommen laufend hinzu. Die schon bestehenden wollen ihr Angebot erweitern (63 Prozent der Befragten einer Studie aus dem Jahr 2006) oder ihr Geschäft vergrößern (41 Prozent der Befragten). Dahinter steckt ein großes Potenzial, das durch eine weitere Studie bestätigt wird: 71 Prozent der Bio-Käufer holen sich diese Produkte aus dem Supermarkt.

Die Supermärkte liegen besonders beim Verkauf von Milchprodukten, Eiern, Feinkost sowie Fleischprodukten, Ge­tränken und Soja-Produkten aus Bio-Produktion vorn. Die lokalen Märkte punkten bei Obst und Gemüse sowie Käse und Fisch aus kontrollierter ökologischer Produktion. Spezielle Bio-Läden bieten ein breites Sortiment und sind daher in allen Bereichen vertreten. Auch der Online-Verkauf von Bio-Produkte sowie die Bio-Gastronomie entwickeln sich positiv.

Eine Erhebung aus dem Jahr 2006 bestätigt, dass 93 Prozent aller französischen Supermärkte Bio-Milch und 91 Prozent Bio-Eier führen. In 35 Prozent findet man Bio-Hähnchen. Das weitverbreitetste Gemüse in Supermärkten sind Karotten (37 Prozent) gefolgt von (Kartoffeln) 31 Prozent.

Konsumeigenschaften der Franzosen

Laut einer Studie aus 2006 geben 43 Prozent der Franzosen an, mindestens einmal im Monat ein Bio-Produkt zu konsumieren. Sieben Prozent essen sogar jeden Tag Bio-Lebensmittel. Dabei wurden Obst und Gemüse am meisten genannt.

Anbau und Produktion

Frankreichs Biofläche vergrößerte sich zwischen 2001 und 2006 um 31 Prozent auf 552.824 Hektar und nimmt damit zwei Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. Der Markt wuchs in den letzten Jahren konstant. Seit 1999 ist ein durchschnittliches Wachstum von 9,5 Prozent zu verzeichnen.

Die französischen Bio-Erzeuger erwirtschaften nach Schätzungen zwischen 1,6 und zwei Milliarden Euro im Jahr. Der französischen Marktbeobachtungs­stelle für Biolandwirtschaft (Observatoire National de l'Agriculture Biologique) zufolge sind die Erträge aus der biologischen Landwirtschaft in den letzten fünf Jahren (2001-2006) im Durchschnitt um 2,5 Prozent gestiegen, während im gleichen Zeitraum die landwirtschaftliche Produktion insgesamt zurückging.

Im Jahr 2006 gab es in Frankreich 11.640 Bioerzeuger, Tendenz steigend, wie ein Rückblick auf die letzten fünf Jahre zeigt. In dieser Zeit nahm die Anzahl um jährlich rund 2,5 Prozent zu.

Im vergangenen Jahr entschlossen sich 874 Betriebe, ihre Landwirtschaft auf biologische Produktion umzustellen. In den Regionen Rhône-Alpes, Midi-Pyrénées, Languedoc-Roussillon, sowie Provence-Alpes-Côte-d'Azur kamen die meisten neuen Biobauer hinzu.

Am höchsten ist die Zahl der biologisch zertifizierten Betriebe in den Regionen Rhône-Alpes (1.336), Midi-Pyrénées (1.214) und den Pays de la Loire (1.092). Bei der ökologisch bewirtschafteten Fläche sind Midi-Pyrénées mit 65.954 Hektar und die Pays de la Loire mit 62.965 Hektar führend.

Das Gütesiegel Agriculture Biologique

Mit einem Dekret vom 10. März 1981 wurde die biologische Landwirtschaft vom französischen Landwirtschaftsministerium anerkannt und genau definiert. Das daraus entwickelte AB-Logo zeichnet Nahrungsmittel aus, deren Zutaten zu mindestens 95 Prozent aus biologischer Produktion stammen. Es garantiert zudem eine umweltfreundliche Produktionsweise ohne Chemikalieneinsatz. Auch die Rohstoffe müssen von einem AB-zertifizierten Produzenten hergestellt bzw. importiert sein.

Im Bewusstsein der französischen Verbraucher ist das grüne AB-Zeichen fest verankert. Eine Studie aus dem Jahr 2003 zeigt, dass 96 Prozent der Verbraucher das Logo von Molkereiprodukten kennen und über 66 Prozent identifizieren biologische Molkereierzeugnisse an­hand dieses Logos.

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