Anuga
Bewusst sein im Supermarkt
Der selbstständige Einzelhandel (SEH) kann den Kunden bei der Suche nach der richtigen Ernährung beraten, wie in einer Podiumsdiskussion im Bio-Kompetenzzentrum auf der Anuga betont wurde. Beratungsbedarf beim Kunden ist gegeben. Dazu müssen geschulte Verkäufer auf der Fläche präsent sein. Der selbstständige Einzelhandel nutzt diese Möglichkeit zur Kundenbindung, wie die Lebensmittelkaufleute Sebastian Aupperle (Rewe) und Benjamin Kirchner (Edeka) darlegten. Der SEH kann sich damit von anonymen Discount unterscheiden. „Der Verkauf im Discount geschieht ohne Kommunikation", so die Ernährungwissenschaftlerin Dr. Petra Kühne.
Von li. n. re. Thomas Männle von der UGB, Sebastian Aupperle will seine Mitarbeiter in Ernährungsberatung ausbilden lassen, Moderator Berward Geier, ehemaliger Geschäftsführer der IFOAM, der junge Kaufmann Kirchner, Ernährungswissenschftlerin Dr. Petra Kühne
Das Team des Selbstständigen Edeka-Händlers Kirchner in Alzenau (Unterfranken) ist vom Ernährungsservice der Edeka Südwest geschult. Permanent wird das Wissen in Workshops aufgefrischt und vertieft. Im Markt wird das mit einer Bio-Woche umgesetzt. „Hier findet dann Aufklärung über richtige Ernährung statt", erkläre Kirchner.
Rewe Aupperle aus Fellbach bei Stuttgart geht mit Aktionen, die von der Zentrale gesteuert werden, in die Schulen, um bereits im Kindesalter bewusste Ernährung zu fördern. An zwei Schlemmerabenden pro Jahr wird auch Bio mit Genuss vermittelt.
Die UGB-Akademie in Wettenberg betreibt Fortbildung durch nachahmendes Lernen, eine für jedermann geeignete Methode. Die Entscheidung für eine andere Ernährung wird per Gaumen getroffen völlig theoriefrei. Probieren geht hier über Studieren. Die Bildungsbürger müssen dagegen über das Bewusstsein erreicht werden. Und zusätzlich über den Gaumen. „Diese Meinungsführer sind Vorreiter, deren Essverhalten wird kopiert", erläutert Thomas Männle das Konzept.
Die Ernährungswissenschaftlerin Petra Kühne erläutert die Notwendigkeit der Beratung: „90 Prozent der Bevölkerung hat k(l)eine Landerfahrung." Vor einer Generation sei das noch anders gewesen. Vor 50 Jahren haben viele Familien noch einen eigenen Garten bestellt oder sich über Verwandte auf dem Land versorgt und bei Erntehilfe-Einsätzen ein Gefühl für die Ernährung bekommen.
Moderator Bernward Geier fasste dies zu dem Motto zusammen: „Raus zum Erzeuger". Rewe Aupperle bietet seinen Kunden Weinberg-Begehungen an: „Die Menschen erkennen die Leistung des Winzers. Das bringt die Bereitschaft, das Produkt adäquat zu bezahlen."
Für Kirchner ist es wichtig, dass seine Mitarbeiter einen Wissensvorsprung vor den Kunden haben. Deshalb führt er seine Mitarbeiter auf einen Demeter-Hof und zu Alsfelder Biofleisch, verbunden mit einer theoretischen Unterweisung.
Zu Kirchner kommt auch der vorinformierte Kunde. Allergiker haben Listen dabei und wollen wissen, ob die Produkte vorhanden sind und wo der Regalplatz ist. Petra Kühne führte aus, dass ernährungsbedingte Krankheiten durch den Lebensstil verursacht werden und eine andere Esskultur verlangen, wie sie von Slow Food propagiert wird
Anton Großkinsky