Gesunde Ernährung
Fundament Ernährungsbildung
8. BZfE-Forum beleuchtet Beispiele, Grenzen und Chancen

Bildung ist elementar – wenn auch nicht die alleinige Lösung für gesunde Ernährung. Das wurde beim 8. Forum des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) deutlich, das heute in Bonn stattfand. Über 500 Teilnehmer vor Ort und online diskutierten über den Stellenwert der Ernährungsbildung und ihre Grenzen angesichts gesellschaftlicher und struktureller Herausforderungen.
Silvia Breher, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), betonte in ihrer Videobotschaft die Dringlichkeit des Themas: „Mehr als 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland und rund 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen gelten als übergewichtig – sechs Prozent dieser Kinder sind bereits adipös.“ Sie forderte, Ernährungsbildung müsse gelebt werden, und lobte die Arbeit der Vernetzungsstellen für Kita- und Schulverpflegung in den Ländern sowie die Fortbildungsangebote des BZfE.
BZfE-Leiterin Barbara Kaiser unterstrich die enorme Bedeutung der Ernährungsbildung für gesundheitsförderliches Verhalten, wies aber auch auf strukturelle Hürden hin: Angesichts zahlreicher Einflüsse von familiären Routinen über stark wirkende Peergroups bis hin zu Werbung auf Social Media könnten Individuen auch bei bestem Willen nur eingeschränkt Verantwortung für ihren Konsum übernehmen.
Für faire Ernährungsumgebungen setzt sich die Psychologin Britta Renner, Professorin an der Universität Konstanz, seit Langem ein. „Ihre Bedeutung wird trotz des viel beachteten WBAE-Gutachtens von 2020 nach wie vor unterschätzt und die individuelle Handlungskontrolle überschätzt“, betonte sie. So reiche es etwa nicht aus, im Unterricht etwas über gesunde Ernährung zu lernen, wenn Schulkiosk oder Mensa dann kein entsprechendes Angebot bereithielten. Praxisbeispiele wie eine Modul-Box der Berliner Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung zeigen, wie eine Brücke zwischen Ernährungsbildung im Unterricht und der Schulverpflegung gebaut werden kann.
„Solche Projekte, die Schülerinnen und Schüler direkt einbinden, sind enorm wichtig“, unterstrich der Lehrer und Bildungs-Influencer Bob Blume. „Wir dürfen Kinder und Jugendliche nicht TikTok und Co. überlassen.“ Über das Thema Essen könne man gleichzeitig Ernährungs- und Medienkompetenz vermitteln.
Als weiteres Beispiel für praxisnahe Ernährungsbildung wurde der Ansatz von Ina.Kinder.Garten aus Berlin vorgestellt. In dessen über 20 Kitas bauen die Kinder selbst Kräuter, Obst und Gemüse im eigenen Garten an und verarbeiten die Ernte gemeinsam in der Küche. Hierdurch werde ihre Selbstwirksamkeit und ihr Verständnis für nachhaltige Lebensweisen gefördert, stellte Änne Fresen, Referentin für Ernährung und Gesundheitsförderung, fest. An einer anderen Stelle setzt der Ernährungsrat Köln an, der gemeinsam mit dem Kölner Berufskolleg Unterrichtseinheiten zu nachhaltiger Ernährung für die Ausbildung von Kita-Fachkräften entwickelt.
„Eine zukunftsweisende Ernährungsbildung ist die Basis dafür, dass jeder für die eigene Gesundheit und für die Zukunft der Gesellschaft seinen Weg finden kann. Sie ist damit unverzichtbarer Teil der Allgemeinbildung“, betonte Barbara Kaiser. Dafür dass Ernährungsbildung als selbstverständlicher Aspekt der Schulkultur und der Verpflegung in den Bildungseinrichtungen gelebt werde, gelte es sich einzusetzen.