Hersteller
Mittelständler an einem Strang
FoodCo vereint Lebensmittelspezialisten unter einem Dach

Kostspielige IT, aufwendige Qualitätssicherung und hohe bürokratische Auflagen: Die Anforderungen an Hersteller in der Lebensmittelbranche bringen viele mittelständische Betriebe in Bedrängnis. Die Idee der FoodCo: Eine Muttergesellschaft übernimmt alles, was nicht zum Kerngeschäft gehört, sodass sich die Tochtergesellschaften auf das Wesentliche, ihre Stärken konzentrieren können. Malte Benesch, im fünften Jahr geschäftsführender Gesellschafter bei Parlasca, der Keimzelle der FoodCo, hat sich der Aufgabe angenommen, das Projekt mit Leben zu füllen.
Die Georg Parlasca Keksfabrik GmbH existiert bereits seit 1897 und erwirtschaftet heute gut 80 Prozent ihres Umsatzes mit Bio-Produkten. Das Kernsegment der Kekse wurde im Zuge einer strategischen Partnerschaft mit der Otto Beier Waffelfabrik GmbH um Fruchtriegel für Baby und Kleinkinder ergänzt.
Um zukunftsfähig zu bleiben, holte die Familie Parlasca im Jahr 2020 die renditestarke Beteiligungsgesellschaft Auc- tus Capital Partner AG als Mehrheitsgesellschafter an Bord und engagierte ein Jahr später Malte Benesch als familienfremden Geschäftsführer. Von Beginn an gab es die Idee, eine kleine Unternehmensgruppe von Lebensmittelherstellern zu entwickeln und seit 2024 verfolgt Benesch die Umsetzung der FOODco GmbH.
Die Gründungsidee ist auch auf den eigenen Werdegang des Unternehmers zurückzuführen. Als Produkt- und Markenmanager der Costa Meeresspezialitäten habe Benesch mit dem Mutterkonzern Dr. Oetker professionell und erfolgreich agieren können. Später als Co-Geschäftsführer von Gelato Classico sei die Arbeit im Vergleich dazu „unfassbar hart“ gewesen – ähnlich wie anschließend bei dem mittelständischen Parlasca.
Vernetzt zu Synergie-Effekten
FoodCo-Töchter sollen es einfacher haben und von Synergie-Effekten bei allem, was nicht zur Kern-Wertschöpfungskette gehört, profitieren: sei es beim strategischen Controlling, beim Nachhaltigkeitsmanagement, bei den Finanzen oder im Bereich der IT.
„Man kann sich nicht für alles einen Spezialisten leisten“, stellt Benesch fest. So stünden Mittelständler etwa vor dem Dilemma, in ein neues ERP-System zur Unternehmenssteuerung investieren zu müssen, um eine Zukunft zu haben – „aber es gibt durchaus auch die berechtigte Befürchtung, das Unternehmen dabei an den Rand der Existenz zu bringen“, so der FoodCo-Initiator. „Selbst Haribo hatte bei der Umstellung auf SAP vor ein paar Jahren erhebliche Probleme“, erinnert er sich.
IT-Aufgaben sollen jetzt mit eigenen Tochtergesellschaften gelöst werden, die für die FoodCo-Unternehmen günstiger sind als externe Dienstleister und sie mit „echter Expertise“ unterstützen, sodass sie nicht „Scharlatanen ausgeliefert sind, die das gefährliche Halbwissen von Generalisten ausnutzen“, stellt Benesch klar. „Wir wollen das Geschäftsfeld von Unternehmensberatern, die das Immergleiche zu horrenden Tagessätzen verkaufen, etwas beschneiden.“
Als Unternehmen mit Expertise in der IT ist zum Beispiel bereits die HTE IT-Service GmbH mit im Boot. Der beteiligte Digitalisierungsspezialist Bawoit GmbH hat seinen Schwerpunkt in der Prozessberatung, das Startup Embano E-Commerce GmbH im Online-Handel, während die Agentur Heartbrands auf Markenentwicklung spezialisiert ist.
Geschwindigkeit eines Kleinen, Know-how eines Großen
„Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen“, stellt Benesch fest. Die FoodCo soll eine Wissens- und Erfahrungsgemeinschaft sein, die sich gegenseitig befruchtet. „Die Ansprüche an Qualitätsmanagement, Nachhaltigkeit und EDI sind immer gleich“, erklärt der Parlasca-Chef. Kleine und mittelständische Unternehmen seien allerdings mit den zahlreichen Anforderungen oftmals so gefordert, dass zu wenig Zeit für das eigentliche Kerngeschäft bleibt.
Auch der strategische Einkauf – die nachhaltige Sicherung von Rohstoffquellen – werde in Zeiten des Klimawandels ein zunehmend wichtiger Erfolgsfaktor, aber die Geschäftsführung – bestehend aus Generalisten – habe nicht ausreichend Zeit dafür.
Als kleiner, feiner Spezialist die Ansprüche bewältigen und die Vielfalt des Sortiments beibehalten und erweitern können, indem man sich in etwas Größeres begibt, Kontinuität absichern und die Geschwindigkeit eines Kleinen mit dem Know-how eines Großen kombinieren – darum geht es bei der FoodCo.
Eigenständige Firmen unter einem Dach
Auctus, der Hauptgesellschafter und Investor bei Parlasca, ist auch Mehrheitsgesellschafter der FoodCo. Das Unternehmen versteht sich als Ideengeber für Wachstumsstrategien, eine Einmischung in das operative Tagesgeschäft finde nicht statt.
Die Grundintention der FoodCo ist es, eine Mehrheitsbeteiligung an den Mitgliedsunternehmen zu erzielen. „Dann ist es einfacher, an einem Strang zu ziehen“, erläutert Benesch. Der Hersteller Parlasca ist die Keimzelle der FoodCo und fungiert als Prototyp, bei dem Standards entwickelt werden, die man auf Schwesterunternehmen und strategische Partner übertragen will.
Vor allem für die vielen Mittelständler, die im Moment keinen Nachfolger finden, die sich fragen, wie es in den nächsten Jahren weitergeht, und mit dem Gedanken spielen, ihr Unternehmen zu verkaufen, sei die FoodCo interessant, betont der Gründer. Sie könnten selbst noch beteiligt bleiben, wie es die Familie Parlasca immer noch ist, Marke, Sortiment und Standort erhalten und dabei gleichzeitig die Zukunft des Betriebs sichern.
Die FoodCo soll nur als schützendes Dach fungieren, für verschiedene Schwesterbetriebe, die darunter ihre Eigenständigkeit behalten. Die GmbH übernimmt die Unternehmensakquisitionen und unterstützt ihre Töchter – wenn gewünscht.
Einladung an alle Lebensmittelspezialisten
Zielgruppe des Zusammenschlusses sind Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 und 50 Millionen Euro. „Bei denen können wir Nutzen stiften“, erklärt Benesch. „Größere können sich einen Spezialisten selbst leisten.“ Parlasca selbst rangiert aktuell bei einem Umsatz von rund 35 Millionen Euro.
Mit Blick auf die Warengruppe seien grundsätzlich alle Bio-Hersteller mit Freude an hochwertigen Lebensmitteln willkommen – Spezialisten, die als Vorreiter in ihrer jeweiligen Sparte einen Nischenmarkt bedienen. Im Idealfall würden die Produktgruppen Snacks und Getreideprodukte gut ins Portfolio passen, Fleischverarbeiter oder Getränke eher weniger.
Als „kleine feine Markenvertriebs GmbH“ hat die FoodCo die Tochter jollyfood gegründet. Sie fungiert sowohl als Ideengeber als auch Entwickler und Vermarkter und sei gerade dabei, ein Konzept für die Feinlogistik aufzubauen.
Das Projekt ist noch jung. „In den nächsten fünf Jahren werden wir schauen, wie die Umsetzung klappt und wie viel Resonanz es gibt“, so Benesch. Parlasca freut sich auf viele gleichgesinnte Schwesterunternehmen.
Lena Renner