Zivilgesellschaft
Tausende demonstrieren für Agrarwende
‚Wir haben es satt!‘ überreicht Protestnote an Özdemir

Am vergangenen Samstag haben wieder tausende Landwirte und Konsumenten im Rahmen der Grünen Woche in Berlin für eine sozial gerechte und ökologische Agrarwende demonstriert: für den Erhalt vieler und vielfältiger Höfe, faire Preise, gesundes Essen sowie Unterstützung für Tier-, Klima- und Umweltschutz. Der Protest wurde vom ‚Wir haben es satt!‘-Bündnis organisiert, in dem rund 60 Organisationen versammelt sind. Laut Angaben der Polizei nahmen etwa 3.500 Personen an der Demonstration teil, die Veranstalter sprachen von rund 9.000 Teilnehmern.
„Die Agrarlobby hat die großen bäuerlichen Proteste des letzten Winters dafür genutzt, die ökologische Wirksamkeit der Agrarpolitik um Jahre zurück zu werfen“, sagte Antje Hollander von der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL). Mit Blick auf die tatsächlichen Ursachen der Proteste – wie fehlender Wertschöpfung der Landwirte – werde dagegen nichts unternommen. Die kommende Bundesregierung müsse endlich eine „mutige und weitsichtige“ Agrarpolitik wagen, die den bestehenden Einigungen zum Umbau der Tierhaltung und der nötigen Ökologisierung gerecht wird – „auch um jungen Bäuer*innen wie mir eine langfristige Perspektive zu geben.“
„733 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger, während die Profite der multinationalen Unternehmen der Agrarindustrie in die Höhe gehen“, sagte Morgan Ody, die als Gastrednerin für La Via Campesina an der Kundgebung teilnahm. Ihre Organisation engagiert sich für internationale bäuerliche Solidarität und „gegen alle Formen kapitalistischer, kolonialer und patriarchaler Herrschaft.“
Schon morgens überreichten Aktivisten vor der Agrarministerkonferenz eine Protestnote an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, in der sie ihn und seine Amtskollegen auffordern, Bauern vor Konzerninteressen zu stellen. „Alle Menschen, die auf dem Land leben und arbeiten, müssen in die politische Gestaltung unserer Ernährungssysteme einbezogen werden“, heißt es in dem Papier. Zu häufig würden Landwirte weltweit vor vollendete politische Tatsachen gestellt.