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Ökolandbau

Niedersachsen erreicht sechs Prozent Bio-Fläche

Marktdaten 2024 des Kompetenzzentrums Ökolandbau zeigen stabile Entwicklung

Niedersachsen erreicht sechs Prozent Bio-Fläche © Lars Wendlandt
KÖN-Geschäftsführerin Carolin Grieshop überreicht der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte das erste Exemplar der Marktdaten 2024.

Im Jahr 2023 erreichte die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Niedersachsen mit über 154.000 Hektar die sechs-Prozent-Marke (der gesamten Landwirtschaftsfläche). Während die Anzahl der Bio-Höfe in Deutschland 2023 das erste Mal seit Jahren leicht zurückging, gab es in Niedersachsen eine geringe Zunahme um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Umgestellt haben vor allem Grünlandbetriebe. Diese und weitere Zahlen zur Entwicklung von Ökolandbau und Bio-Markt liefern die Marktdaten 2024 des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen (KÖN).

„Der Ökolandbau lebt und hat die Krise der vergangenen Ausnahmejahre fast überstanden. Es geht wieder aufwärts“, kommentiert KÖN-Geschäftsführerin Carolin Grieshop. Über 6.000 Hektar mehr als im Vorjahr wurden 2023 in Niedersachsen ökologisch bewirtschaftet, was mit 4,1 Prozent ein etwas stärkeres Flächenwachstum als in den beiden Vorjahren bedeutet.

Allerdings bleibt die Entwicklung weiterhin deutlich hinter dem Niveau des letzten Jahrzehnts zurück. Wie das KÖN feststellt, wird Niedersachsen sein Ziel von 15 Prozent Ökolandbaufläche im Jahr 2030 praktisch nicht mehr erreichen können.

Große Umstellungsbereitschaft bei Grünlandbetrieben

Die Zunahme der Bio-Betriebe um 41 Höfe oder 1,6 Prozent stellt das geringste Wachstum seit 2014 dar. Zwischen 2015 und 2021 lag die Wachstumsrate bei über sieben Prozent. Dabei wurden 2023 insgesamt 212 neue Bio-Höfe angemeldet – ihnen standen allerdings 171 Betriebe gegenüber, die ihr Zertifikat zurückgaben. „Das ist nicht außergewöhnlich“, so Grieshop. Das Zusammenlegen von Betrieben oder Hofübernahmen, die nicht gelingen, seien Gründe, die Öko-Zertifizierung zurückzugeben. Manche Umsteller meldeten sich außerdem zum Jahresende wieder vom Kontrollverfahren ab, wenn sie bemerken, dass der Markt derzeit schwieriger ist als erwartet.

Rückläufig ist in Niedersachsen laut den Marktdaten auch das Interesse, Mitglied in einem Bio-Anbauverband zu werden. Noch knapp 46 Prozent gehörten 2023 einem Verband an – rund 28 Prozent Bioland, zehn Prozent Naturland und fünf Prozent Demeter. 51 Prozent der Bio-Höfe, die in Niedersachsen als Einzelbetrieb geführt werden, waren 2023 Nebenerwerbsbetriebe.

Die meisten Umsteller gab es im Westen und Norden Niedersachsens und im Bereich des Grünlands (gut 40 Prozent). Das führt das KÖN vor allem auf die Umstellungsförderung für Grünland zurück, die 2022 um 51 Prozent auf 609 Euro pro Hektar angehoben wurde. Im Vorjahr waren nur 28 Prozent der Umsteller Grünlandbetriebe. Dagegen ging der Anteil des Ackerbaus unter den neuen Bio-Betrieben 2023 von 33 Prozent auf 22 Prozent zurück. Dabei wurde auch hier die Umstellungsprämie erhöht – um 36 Prozent auf 548 Euro pro Hektar. Von den neuen Bio-Tierhaltungsbetrieben (15 Prozent der Umsteller) hält die überwiegende Mehrheit Rinder, während die Umstellungsbereitschaft unter den Geflügelbetrieben besonders zurückgegangen ist: Nur sechs der neuen Bio-Höfe hielten 2023 Legehennen oder Mastgeflügel. Denn bleibt die Produktion von Bio-Eiern im niedersächsischen Ökolandbau mit großem Abstand der wirtschaftlich wichtigste Betriebszweig: 214 Millionen Euro wurden 2023 mit Bio-Eiern umgesetzt.

Umstellungsbremsen: Pachtpreise und Bürokratie

Als Bremser für die Umstellungsbereitschaft identifiziert das KÖN die niedersächsischen Pachtpreise für Ökoflächen, die zu den höchsten in Deutschland gehörten und etwa ein Drittel über dem Bundesdurchschnitt lägen. Das Thema hat besondere Relevanz, weil 71 Prozent der Bio-Fläche in Niedersachsen gepachtet ist. Für Ackerbaubetriebe lag der Preis 2023 bei 450 Euro pro Hektar, für Futterbaubetriebe bei 279 Euro.

Die dringlichste Stellschraube bleibt nach Ansicht Grieshops allerdings weiterhin der Bürokratieabbau. Bürokratische Hürden stünden der Entwicklung im Weg und kosteten die Erzeuger wertvolle Zeit und Ressourcen. Die KÖN-Geschäftsführerin wünscht sich daher „weniger Vorschriften und mehr Vertrauen in die landwirtschaftliche Praxis“.

Als Ausgleich zur Pacht gehören laut KÖN auch die Bio-Prämien in Niedersachsen zu den höchsten in Deutschland. Wie Grieshop betont, müsse darauf geachtet werden, dass Subventionen gezielt auf die Schaffung eines funktionierenden Marktes abzielen und nicht in die Hände des Handels fließen, ohne dass die Landwirte davon profitieren. Ein wichtiger Schritt sind für sie zudem Investitionen in die Verarbeitungskapazitäten vor Ort, um Brücken zwischen Landwirten und Verbrauchern zu bauen.

Aktuell stagniert die positive Entwicklung im Bereich der Verarbeitung. 2023 ließen sich in Niedersachsen 84 Lebensmittelverarbeiter zertifizieren, wobei es sich laut KÖN vor allem um konventionelle Produzenten handelt, die ihr Sortiment um Bio-Produkte erweitern. 16 Unternehmen meldeten sich aus der Gruppe ‚Gewürze und Kräuterprodukte‘ an, zweitgrößte Gruppe sind die Verarbeiter von Obst, Gemüse und Kartoffeln.

Zusammen mit aufbereitenden Lebensmitteleinzelhändlern und der Gastronomie liegt die Zahl der neuen Zertifizierungen für Verarbeiter bei 198, im Saldo erhöhte sich die Anzahl allerdings nur um 54 – deutlich weniger als in den Vorjahren. 2022 betrug die Zunahme zum Beispiel 218 Unternehmen. Von 102 neu zertifizierten Lebensmitteleinzelhändlern gehören 48 Prozent zur Rewe und 29 Prozent zur Edeka. Bei acht Prozent handelt es sich um Bioläden.

Weitere Informationen zu Bio-Verarbeitern, Umstellern, Bio-Flächenentwicklung, Pachtpreisen, Bio-Erzeugerpreisen und Bio-Verbraucherpreisen finden Sie in den Marktdaten 2024, die hier kostenlos heruntergeladen werden können.

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