Markt
Sojaanbau: Handel profitiert, Tierhalter verlieren
Aktion Agrar stellt Studie zur Gewinnverteilung vor

5,9 Millionen Tonnen Sojabohnen hat Deutschland im Jahr 2022 importiert, das meiste ging als Schrot in Futtermittel. Der Verein Aktion Agrar wollte wissen, welche Gewinne brasilianisches Billig-Soja für deutsche Unternehmen bringt, das niederländische Forschungsinstitut Profundo hat recherchiert. Beachtliche Gewinnmargen erzielten demnach Lebensmitteleinzelhändler und Fleischkonzerne, allen voran Lidl, Rewe, Edeka und Tönnies. Für Tierhalter sei das Geschäft dagegen eine Minusrechnung.
Profundo hat Betriebs- und Branchendaten ausgewertet, um Rückschlüsse auf das Soja-Geschäft zu ziehen. Einbezogen wurde auch ‚eingebettetes Soja‘, das sich bereits in tierischen Lebensmitteln befindet. Für die Analyse wurden zehn große Unternehmen aus verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette ausgewählt: die Fleischverarbeiter Tönnies und PHW-Gruppe, der Futtermittelhersteller Agravis, der Logistiker J. Müller und die Einzelhändler Lidl, Aldi, Edeka und Rewe.
Zusammen erwirtschafteten die genannten Unternehmen im Jahr 2022 laut Studie über 276 Millionen Euro Bruttogewinn und knapp 24 Millionen Euro Betriebsgewinn mit brasilianischem Soja. Gegenüber dem Weltmarktpreis habe sich der Preis des (eingebetteten) Sojas im Rahmen der Weiterverwendung in Deutschland fast verdoppelt.
Den höchsten Betriebsgewinn fuhr nach der Analyse Lidl ein, mit neun Millionen Euro. Auf Platz 2 landete Rewe mit 4,4 Millionen Euro, gefolgt von Edeka mit 2,9 und Tönnies mit 2,1 Millionen Euro. Auch PHW und Aldi erzielten mit Soja noch über eine Million Euro Gewinn.
Betrachtet man die Gewinnverteilung zwischen den unterschiedlichen Bereichen der Wertschöpfungskette, so bleibt mehr als die Hälfte beim Agrarrohstoffhandel hängen und gut 40 Prozent landen beim Lebensmitteleinzelhandel. Knapp 15 Prozent bekommen Schlachter und Verarbeiter und knapp neun Prozent die Futtermittelherstellung.
Demgegenüber sind Tierhalter mit einem Betriebsminus von rund 17 Prozent erfasst. Mit Blick auf die direkten Produktkosten lägen die Höfe zwar noch im Plus, die weiteren Betriebskosten für Gehälter, Strom etc könnten damit jedoch nicht ausgeglichen werden. Das Überleben hänge daher für die meisten von Subventionen ab. Im europäischen Vergleich erzielten außerdem die Höfe in den Nachbarländern bessere Ergebnisse. „Ganz offensichtlich gelingt es den mächtigen Einkäufern nirgendwo sonst so gut, die Preise für die Erzeuger-Betriebe massiv zu drücken“, folgert Aktion Agrar.