Start / Business / Themen / Märkte / Sojaanbau: Handel profitiert, Tierhalter verlieren

Markt

Sojaanbau: Handel profitiert, Tierhalter verlieren

Aktion Agrar stellt Studie zur Gewinnverteilung vor

Sojaanbau: Handel profitiert, Tierhalter verlieren © stock.adobe.com/Dusan Kostic

5,9 Millionen Tonnen Sojabohnen hat Deutschland im Jahr 2022 importiert, das meiste ging als Schrot in Futtermittel. Der Verein Aktion Agrar wollte wissen, welche Gewinne brasilianisches Billig-Soja für deutsche Unternehmen bringt, das niederländische Forschungsinstitut Profundo hat recherchiert. Beachtliche Gewinnmargen erzielten demnach Lebensmitteleinzelhändler und Fleischkonzerne, allen voran Lidl, Rewe, Edeka und Tönnies. Für Tierhalter sei das Geschäft dagegen eine Minusrechnung.

Profundo hat Betriebs- und Branchendaten ausgewertet, um Rückschlüsse auf das Soja-Geschäft zu ziehen. Einbezogen wurde auch ‚eingebettetes Soja‘, das sich bereits in tierischen Lebensmitteln befindet. Für die Analyse wurden zehn große Unternehmen aus verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette ausgewählt: die Fleischverarbeiter Tönnies und PHW-Gruppe, der Futtermittelhersteller Agravis, der Logistiker J. Müller und die Einzelhändler Lidl, Aldi, Edeka und Rewe.

Zusammen erwirtschafteten die genannten Unternehmen im Jahr 2022 laut Studie über 276 Millionen Euro Bruttogewinn und knapp 24 Millionen Euro Betriebsgewinn mit brasilianischem Soja. Gegenüber dem Weltmarktpreis habe sich der Preis des (eingebetteten) Sojas im Rahmen der Weiterverwendung in Deutschland fast verdoppelt.

Den höchsten Betriebsgewinn fuhr nach der Analyse Lidl ein, mit neun Millionen Euro. Auf Platz 2 landete Rewe mit 4,4 Millionen Euro, gefolgt von Edeka mit 2,9 und Tönnies mit 2,1 Millionen Euro. Auch PHW und Aldi erzielten mit Soja noch über eine Million Euro Gewinn.

Betrachtet man die Gewinnverteilung zwischen den unterschiedlichen Bereichen der Wertschöpfungskette, so bleibt mehr als die Hälfte beim Agrarrohstoffhandel hängen und gut 40 Prozent landen beim Lebensmitteleinzelhandel. Knapp 15 Prozent bekommen Schlachter und Verarbeiter und knapp neun Prozent die Futtermittelherstellung.

Demgegenüber sind Tierhalter mit einem Betriebsminus von rund 17 Prozent erfasst. Mit Blick auf die direkten Produktkosten lägen die Höfe zwar noch im Plus, die weiteren Betriebskosten für Gehälter, Strom etc könnten damit jedoch nicht ausgeglichen werden. Das Überleben hänge daher für die meisten von Subventionen ab. Im europäischen Vergleich erzielten außerdem die Höfe in den Nachbarländern bessere Ergebnisse. „Ganz offensichtlich gelingt es den mächtigen Einkäufern nirgendwo sonst so gut, die Preise für die Erzeuger-Betriebe massiv zu drücken“, folgert Aktion Agrar.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Donau Soja erwartet Rekordernte von Soja in Europa mit mehr als 13 Millionen Tonnen

Massive Steigerungen in der Ukraine, aber wetterbedingt teilweise dramatische Einbußen in Mitteleuropa und am Balkan

Donau Soja erwartet Rekordernte von Soja in Europa mit mehr als 13 Millionen Tonnen © Donau Soja

Die Sojaernte in Europa hat sich heuer im Vergleich zu 2023 auf mehr als 13 Millionen Tonnen um fast eine Million Tonnen erhöht, wie der neue Donau Soja Market Report November zeigt. Dieser Rekordwert ist auf die starke Erweiterung der Anbauflächen um 44 % und die Rekordernte in der Ukraine von knapp sechs Millionen Tonnen – eine Steigerung von rund 25 % - zurückzuführen.

04.12.2024mehr...
Stichwörter: Markt, Sojaanbau

Ohne-Gentechnik-Gipfel 2024: Transparenz weltweit sicherstellen

Treffen der internationalen Non-GMO-Branche in Frankfurt

Ohne-Gentechnik-Gipfel 2024: Transparenz weltweit sicherstellen © Nina Werth

Wie bedrohlich sind die aktuellen Entwicklungen im Bereich Neue Gentechnik? Was ist nötig, um langfristig Transparenz und Wahlfreiheit für Verbraucher zu garantieren, die Koexistenz gentechnikfreier Artikel zu sichern und das Vorsorgeprinzip zu wahren? Und wie ist es um die GMO-freie Verfügbarkeit beim ‚Sorgenkind Soja‘ bestellt? Am 7. und 8. Oktober trafen sich mehr als 160 Vertreter der Ohne-Gentechnik-Branche aus 23 Ländern und vier Kontinenten zum ‚International Non-GMO Summit 2024‘ in Frankfurt und diskutierten über aktuelle Herausforderungen.

17.10.2024mehr...
Stichwörter: Markt, Sojaanbau

Donau Soja erwartet Rekordernte beim Sojaanbau

11,5 Millionen Tonnen in Europa

Donau Soja erwartet Rekordernte beim Sojaanbau © stock.adobe.com/Przemyslaw Iciak

Vor dem diesjährigen Erntebeginn rechnet die Organisation Donau Soja mit einem Rekordjahr beim europäischen Sojaanbau. Lag die Gesamternte 2022 bei 9,9 Millionen Tonnen, soll sie jetzt 16 Prozent mehr, das heißt 11,5 Tonnen erreichen. Allein in den EU-Ländern werde sich die Ernte bei einer Fläche von 1,1 Millionen Hektar auf knapp drei Millionen Tonnen und damit 750.000 Tonnen mehr als im Vorjahr belaufen.

26.09.2023mehr...
Stichwörter: Markt, Sojaanbau