Agrarwende
Umbau der Tierhaltung: „Wir waren noch nie so weit“
Die BLE präsentiert sich bei ihrem ersten Fachtag

Um die Entwicklung zu mehr Tierwohl in Deutschland voranzutreiben, ist Engagement auf vielen Ebenen gefordert. Auf einem Fachtag in Bonn diskutierte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Praxis darüber, mit welchen Erfolgsfaktoren die Transformation gelingen kann. Das Fazit: Es brauche die Gestaltungsbereitschaft der Politik, ein anwenderfreundliches Förderprogramm und eine langfristig etablierte Haltungskennzeichnung.
„Tierhaltung muss anders werden. Dazu haben wir erstens eine transparente Haltungskennzeichnung vorgelegt, zweitens ein Bundesprogramm Tierhaltung entwickelt“, erklärte Silvia Bender, Staatssekretärin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die BLE habe sich in der Vergangenheit als wichtiger und beratender Partner für das BMEL bewiesen und werde bei der Umsetzung der Tierwohl-Maßnahmen eine zentrale Rolle spielen. „Das ist keine Eintagsfliege. Die BLE wird die Entwicklung der Transformation über viele Jahre begleiten“, so Bender.
Das BMEL plant für kommenden Herbst die Umsetzung eines neuen Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes. Anhand von fünf Stufen (von 0=Stall bis hin zu 5=Bio) sollen Verbraucher auf einen Blick erkennen, wie viel Tierwohl in dem gekauften Fleisch steckt. Harald Grethe, Leiter des Fachgebiets ‚Internationaler Agrarhandel und Entwicklung‘ an der Humboldt-Universität zu Berlin, sieht in der staatlichen Haltungskennzeichnung „langfristig ein Versprechen auf die Zukunft“. Es bedürfe allerdings der Koexistenz mit der privatwirtschaftlichen Kennzeichnung. Derzeit diskutiere die Ampel darüber, welche Form der Finanzierung möglich sei. Für Grethe ist klar: „Wir waren noch nie so weit – es muss aber noch mehr passieren.“
Finanzielle Unterstützung möchte das BMEL der Landwirtschaft in Form des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung geben. Die Richtlinien dafür sehen eine zweistufige Förderung vor: zum einen Investitionsförderung für den Stallumbau, zum anderen Mittel für den Mehraufwand, der im Stall entsteht. Grethe stellte hierzu die Wichtigkeit einer „langfristigen, verlässlichen Tierwohlfinanzierung“ als „Säule des Umbaus“ heraus und appellierte an die BLE: „Sie können das Ganze vom Ende her denken und dem BMEL rückmelden, was funktioniert.“
Diesen Auftrag nahm der an diesem Tag in den Ruhestand verabschiedete BLE-Präsident Hanns-Christoph Eiden gerne entgegen. „Die Kolleginnen und Kollegen in der BLE sind motiviert, das Bundesprogramm umzusetzen. Wir wollen mit einem anwenderfreundlichen Antrags- und Kontrollverfahren einen Beitrag dazu zu leisten, dass der geplante Umbau erfolgreich wird und das Programm eine gute Lösung darstellt.“
Bei der symbolischen Schlüsselübergabe an Eidens Nachfolgerin Margareta Büning-Fesel gratulierte Staatssekretärin Bender der ersten Präsidentin im BMEL-Geschäftsbereich. Büning-Fesel ließ anklingen, worauf es ihr künftig ankommt: die Transformation von Landwirtschaft und Ernährung im teamorientierten Arbeiten voranzubringen und dabei Führung aus der Zukunft heraus zu gestalten.
Dass dies in der BLE auf vielfältige Weise geschehen muss, zeigten diverse Themeninseln, an denen sich die Gäste über die BLE-Aufgaben informieren konnten. Unter dem Motto ‚Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft‘ stellten die einzelnen BLE-Einheiten das breite Aufgabenspektrum der Behörde vor: vom Fokusthema Tierhaltung über Ernährung und Ernährungsnotfallvorsorge bis hin zu Fischerei und Qualitätskontrolle. Verschiedene Mitmach-Aktionen, Kurzführungen in das BLE-eigene Sensoriklabor sowie anschauliche Praxisbeispiele rundeten das Programm ab.