BESH
„Gemeinsam werden wir die Krise überwinden“
Zuversicht beim 6. Hohenloher Bauerntag an Lichtmess in Wolpertshausen

Mit dem 6. Hohenloher Bauerntag an Lichtmess hat die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause die Tradition des bäuerlichen Festtags wieder belebt. Mit Speis und Trank, Musik vom Musikverein Fronrot und engagierten Reden, unter anderem von Sarah Wiener, feierten mehr als 800 Bauern und Bürger in den Gemeindehallen Wolpertshausen.
Die Freude am bäuerlichen Festtag trübte die Krise, die auch die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall eingeholt hat. Rund ein Drittel der 1.496 BESH-Mitgliedsbetriebe wirtschaftet ökologisch. „35 Prozent Umsatzeinbruch im Biohandel, einen solchen Einbruch hat es seit 35 Jahren nicht gegeben“, sagte Rudolf Bühler, Gründer und Vorstand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall.
Die Krise lasse sich nur bewältigen, wenn die bäuerliche Gesellschaft zusammensteht. Im Anschluss an die Andacht mit Landesbischof i. R. Frank Otfried July forderte Alt-Bäuerin Luise Wirsching den Schulterschluss unter den Landwirten ein. „Egal wie’s kommt, wenn wir zusammenhalten, wird’s gut“, sagte das Hohenloher Urgestein. Das Prinzip solidarischen Wirtschaftens stehe auch im Mittelpunkt der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. „Wir bieten unseren bäuerlichen Mitgliedsbetrieben stets eine gesicherte Abnahme mit garantierten Preisen“, betonte Rudolf Bühler, „unsere Bauern haben Zukunft, gemeinsam werden wir diese Krise überwinden.“
Bewahrung der Schöpfung ist bäuerliche Kultur, so Bühler. Dies setze eine klimapositive Landwirtschaft voraus, die unsere Natur be- und nicht verwirtschafte. Seit zwei Jahren arbeite die Akademie Schloss Kirchberg an einem Forschungsprojekt, das unter dem Label ‚Climate Fair‘ die externen Leistungen der Bauern honorieren soll: „Wir versprechen uns eine Eigendynamik hin zu klimapositiver Landwirtschaft.“
Bühler dankte auch der Politik: Ein Schutzschirm der Landesregierung mache es möglich, dass die wichtige Arbeit und die Projekte der Organisation auch in der Krise fortgeführt werden können. Dies sei angemessen und nötig, doch es brauche mehr. „Wie will die Politik 30 Prozent Bio-Landwirtschaft erreichen, wenn sie nicht Gegenmaßnahmen ergreift?“ Mittels einer Kampagne müssten die externen Kosten der Food-Industrie offengelegt werden. Bühler schlägt vor, ökologische Lebensmittel von der Mehrwertsteuer zu befreien.
Der BESH-Gründer nimmt aber auch die Bürger in die Pflicht: Nur im Schulterschluss mit der Verbraucherschaft lasse sich die Krise überwinden, damit Bauern weiterhin wertige regionale Lebensmittel erzeugen könnten. Darauf hob auch die ehemalige Staatssekretärin Friederike Gurr-Hirsch ab. Die Vorsitzende der Region Heilbronn-Franken forderte ein neues Denken beim Verbraucher: „Nachhaltigkeit beginnt bei jedem einzelnen“, sagte sie. Bio, regional und saisonal seien die Kriterien für eine nachhaltige Ernährung.
„Kauft ein Stück Heimat und ein Stück Natur“, rief auch Martin Hahn, Vorsitzender im Agrarausschuss des baden-württembergischen Landtags, die Verbraucher auf. „Die Krise betrifft nur einen Teil von uns, knickrig sind die meisten geworden.“ Der Demeter-Landwirt und Grüne brach in seiner Rede auch eine Lanze für die Tierhaltung: „Wer Kreislaufwirtschaft will, braucht Tiere.“ Die Rinder müssten aber auf heimischen Weiden stehen, nicht auf Sojafeldern in Übersee. Eine Bildungsoffensive über die zentrale Bedeutung der Lebensgrundlagen und eine Art Öko-Führerschein für jeden Politiker forderte Hubert Weiger, Ehrenpräsident des BUND Deutschland.
‚Stargast‘ und letzte Rednerin beim Hohenloher Bauerntag war Sarah Wiener, Grüne Europaabgeordnete aus Österreich, Autorin und Fernsehköchin. Lebensmittelqualität bemesse sich nicht an dem, was teuer und selten ist, meinte sie. „Je mehr unterschiedlich Sie essen, desto besser für Ihre Gesundheit.“ Denn das größte Ökosystem des Menschen sei sein Darm. Verarbeitete Lebensmittel oder Clean Meat (Industriefleisch) lehnt die Abgeordnete ab: „Wir leben vom Lebendigen und sollen Lebendiges essen.“