Verbände
Bioland gründet Insektenlobby
Auftaktveranstaltung in Berlin mit Renate Künast

Bioland hat heute in Berlin eine Insektenlobby gegründet. Ihr Ziel ist es, Verbraucher und politische Akteure sowie Kommunen hinsichtlich des Insektensterbens nachhaltig zu sensibilisieren und zum wirksamen Insektenschutz zu aktivieren. Mit gezielten Forderungen will sie im Namen aller 11.200.000.000.000.000.000 Insekten des Landes Politik und Landwirtschaft zum Handeln aufrufen.
Als Auftakt diente heute ein Pressetermin mit Renate Künast, Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Reinhard Witt Präsident vom Naturgarten e.V. sowie den Vertretern des Bioland-Verbandes, Präsident Jan Plagge, Naturschutzexpertin Katharina Schertler und Geschäftsleiter Agrarpolitik Gerald Wehde. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Moderatorin Susan Link, bekannt aus dem Morgenmagazin.
„Wir möchten so viele Menschen wie möglich erreichen und sie als Mitglied der Lobby gewinnen. Sie sollen zur Stimme der Insekten werden und dazu befähigt, aktiven Insektenschutz zu leben und umzusetzen”, so Jan Plagge. Dazu plant Bioland in den nächsten Jahren zahlreiche Maßnahmen, wie etwa aktuell die Kampagne ‚Hier brummt die Vielfalt, in der über Social-Media-Aktionen auf die Lage der Insekten aufmerksam gemacht und der Unterschied zwischen Bio und konventionell erklärt wird.
Zur Insektenlobby gehört auch Renate Künast, die auf dem Podium ebenfalls für mehr Bio warb. „Insekten schützen, nicht Konzerne!“, rief sie auf. Zahlreiche Lobbyisten arbeiteten daran, das auf teuren Pestiziden und künstlichen Düngemitteln fußende agrarindustrielle System zu beschützen. Stattdessen brauche es eine klare Kurskorrektur zugunsten von mehr Ökolandbau. „Es wird Zeit für eine Insektenlobby!“
„Insekten sind für uns immens wichtig. Sie bestäuben über drei Viertel unserer Nutzpflanzen. Derzeit erleben wir jedoch einen fatalen Rückgang. Bis zu 75 Prozent der Biomasse sind bereits in Teilen Deutschlands verschwunden”, so Katharina Schertler.
„In Gärten und Grünanlagen müssen wir von exotischen Pflanzen wegkommen“, erklärte Reinhard Witt. 90 Prozent der pflanzenfressenden Insekten seien auf bestimmte heimische Pflanzen spezialisiert. Biodiversität im Siedlungsraum entstehe daher nur über heimische Wildpflanzen.
„Eine echte Lobby ist dafür da, denen eine Stimme zu geben, die bisher keine haben”, so Gerald Wehde. Um das Überleben der Insekten zu sichern, müsse der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide um mindestens 50 Prozent reduziert werden. Die Insekten-Lobby fordert auch, dass Betriebe, die sich für den Erhalt der Biodiversität und intakter Ökosysteme einsetzen, entsprechend bei der Verteilung der Agrarsubventionen berücksichtigt werden.