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Bio-Ukraine – Erfolgreich Handeln in Kriegszeiten

Bio-Ukraine – Erfolgreich Handeln in Kriegszeiten

Die zweite internationale Online-Konferenz über den Export von ukrainischen Bio-Produkten zeigte: Jenseits der Schlagzeilen und Frontberichte ist die Aufrechterhaltung des Biohandels gerade jetzt besonders wichtig.

Die Veranstaltung ‚Organic Export During the War‘ versammelte 160 Teilnehmer, darunter mehr als 50 Vertreter ausländischer Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Österreich, Belgien, Polen und anderen Ländern. Im Rahmen der Online-Veranstaltung präsentierten die Verantwortlichen eine Übersicht der ukrainischen Bio-Exporteure 2022 mit rund 100 Profilen zu den konkreten Angeboten.

Kooperationen im Kriegs- und Krisentest

Organisiert wurde der Online-Austausch durch das ukrainische ‚Entrepreneurship and Export Promotion Office‘ in enger Kooperation mit vielfältigen Partnern. Die Konferenz wurde dazu genutzt, um im Austausch mit Behördenvertretungen der EU, der Ukraine und Fachleuten der Biobranche praxisfähige und flexible Lösungen zu etablieren. Dabei stellt sich die große Herausforderung, die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Grundlagen und der zertifizierten Bioqualität vom ukrainischen Anbau entlang der ganzen Wertschöpfungskette auch in Krisen- und Kriegszeiten zu garantieren.

Fachleute aus der Biobranche stellten anhand von Erfolgsbeispielen wie dem schweizerisch-ukrainischen Programm ‚Higher Value Added Trade from the Organic and Dairy Sector in Ukraine‘ (QFTP) und der Initiative ‚Organic Trade 4 Development in Eastern Europe‘ vor, wie sich diese Anforderungen mit langfristig und gut vernetzten Partnerschaften erreichen und unter erschwerten Bedingungen erhalten lassen. Beiträge seitens des seit einem guten Jahrzehnt vor Ort engagierten Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) und Inputs weiterer ukrainischer und internationaler Fachleute zeigten die Probleme des Bio-Sektors der Ukraine und gleichzeitig praxiserprobte Lösungen auf.

Vielfältige Wege beim Export

Die Aussaat-Saison 2022 im ukrainischen Ackerbau verlief mit je nach Region mehr oder weniger starken Einschränkungen, auch für die Biobranche. Besonders betroffen sind die durch die russische Armee besetzten Ackerbau-Gebiete, beispielsweise in der Region Cherson. Stark beeinträchtigt sind generell die großen Agrargebiete des ukrainischen Südostens. Dieser Landesteil ist bekanntlich derzeit am stärksten von russischen Angriffen betroffen. In vielen Gebieten, aus denen die russische Armee zurückgedrängt wurde, stellten verminte Ackerflächen nach wie vor eine große Gefahr dar. 

Bereits im Frühling wiesen die ukrainischen Behörden und Landwirtschaftsorganisationen auf die Problematik der blockierten Schwarzmeer-Häfen hin. Noch immer liegen Getreide und weitere Ackerbau-Produkte aus früheren Jahren in großen Mengen in den Lagersilos. Auf den Landwirtschaftsbetrieben verschärft sich daher angesichts der anlaufenden Sommerernte aktuell neben den ausfallenden Finanzerträgen die konkrete Herausforderung der sicheren und lebensmittelkonformen Einlagerung. Mittelfristig drohen ernsthafte Verluste mit Blick auf die beschränkten Lagerkapazitäten.

In den besetzten Agrargebieten ist dieses Problem weniger vorhanden, aber aus einem keineswegs erfreulichen Grund. Wie die Informationsplattform ‚Ukrinform.net‘ in vielen Fällen nachweisen konnte, werden viele Silobestände schlichtweg leergeraubt. Verschiedene Medien auch außerhalb der Ukraine konnten mittlerweile durch Satellitenbilder belegte Raubexporte beispielsweise via Krim-Häfen direkt in die Getreide-Reserven des syrischen Assad-Regimes nachweisen.

Neue Exportkooperationen für die Zukunft

Der russische Angriffskrieg verstärkt die Wirtschaftskooperationen primär mit den unmittelbaren Nachbarländern. Eine kurzfristige Steigerung der Exporte via Schiene und Straße ist bis zu einem gewissen Maß machbar, stößt jedoch an Kapazitätsgrenzen. Dies gilt auch für die lange Zeit vernachlässigten Transportwege über die europäischen Fluss-Wege. Laut Rückmeldungen aus der Biobranche stehen die Chancen dann am besten, wenn der Auf- und Ausbau der europäischen Lieferwege bereits früher in Angriff genommen wurde. Mittel- und langfristig bestehen für den Ausbau alternativer Logistik- und Lieferketten gute Chancen. In Kooperation mit dem polnischen Agrarministerium wird laut ‚Ukrinform.net‘ die Nutzung der polnischen Hafeninfrastruktur als zumindest Ersatzweg zu den durch den Krieg wohl noch auf lange Zeit bedrohten Auslieferungen in den ukrainischen Schwarzmeer-Häfen verstärkt.

Peter Jossi

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