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Mehr Ökolandbau in die Berufsschule

Projekt untersucht und fördert das Thema Ökolandbau in der Ausbildung

Mehr Ökolandbau in die Berufsschule © Dieter Schachtschneider
Lehrer sind die Hauptfiguren, wenn es um Ökolandbau im Berufsschulunterricht geht. Auf der Fachtagung in Hofgeismar stellten sie ihren Kollegen als Anregung Unterrichtsbeispiele vor.

Voraussetzung für mehr Ökolandbau ist es, den Nachwuchs gut auszubilden. Zehn Prozent des Unterrichtes in der landwirtschaftlichen Berufsschule ist laut Kultusministerkonferenz für den Ökolandbau reserviert, aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen hat sich fünf Jahre lang mit dem Thema beschäftigt und jetzt die Ergebnisse auf einer Tagung und auf seiner Website veröffentlicht.

„Wenn wir das politische Ziel haben, 20 Prozent Ökolandbau bis 2030 zu erreichen, dann müssen wir die Quantität und Qualität der Ausbildung verbessern“, sagt Carolin Grieshop, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen (KÖN). Die vorgesehenen zehn Prozent oder 80 Stunden sind auch eine Mindestanforderung der Bio-Branche.

Im Projekt ‚Ökolandbau in der Beruflichen Bildung‘ hat das KÖN seit 2016 eine Status-quo-Analyse über die Verankerung des Ökolandbaus an Berufsschulen durchgeführt, ein Konzept zur Vernetzung der Bildungsakteure erarbeitet und Best-Practice-Beispiele aus dem Unterricht zusammengetragen.

In einem ersten Schritt befragte das KÖN rund 200 Experten der Aus- und Fortbildung. Die Antworten waren Grundlage für 14 Treffen (Dialogforen) in verschiedenen Bundesländern. Die Teilnehmer dieser Dialogforen, Lehrer, Bildungsexperten, Regierungsmitarbeiter und Agrarvertreter, formulierten Ideen, wie Ökolandbauthemen stärker in Aus- und Fortbildung einbezogen werden könnten. Im März 2019 wurden die Ergebnisse auf einer Tagung in Fulda präsentiert. Am 16. und 17. September 2021 fand nach weiteren Dialogforen nun in Hofgeismar die zweite Tagung mit rund 130 Teilnehmern statt.

Auf die berufliche Bildung Einfluss zu nehmen, ist laut KÖN kompliziert. Zwar gebe es Lehrpläne, Curricula, Handreichungen und andere Richtlinien, doch die Lehrer entschieden selbst über die Unterrichtsgestaltung. Es sei außerdem schwierig, die von der Kultusministerkonferenz angeratenen 80 Stunden zu erkennen, wenn Ökolandbau integrierter Bestandteil des Fachunterrichtes ist.

Insgesamt gebe es von Schule zu Schule und von Bundesland zu Bundesland Unterschiede. Manche Berufsschulen räumten dem Ökolandbau bereits seit Jahren hohe Priorität ein, in anderen sei er noch wenig integriert. Im Zuge von Öko-Projekttagen und Exkursionen zu Öko-Höfen würden Ökolandbauthemen auch außerhalb des Klassenraumes vermittelt. In der Hälfte der überbetrieblichen Ausbildungsstätten werde manuelle Unkrautbekämpfung gezeigt, Öko-Tierhaltung sei jedoch sehr selten ein Thema.

Damit mehr Ökolandbau in die Ausbildung integriert werde, müssten viele Stellen zusammenarbeiten und Lehrer mehr unterstützt werden. Dazu gehörten Unterrichtsmaterialien wie Weiterbildungsangebote. Öko-Landwirte könnten in den Ausschüssen mitarbeiten, Prüfungen abnehmen, ihren Hof als Exkursionsbetrieb zur Verfügung stellen oder sich auch im Rahmen von Projektwochen in den Unterricht einbinden lassen. Die Ministerien und die nachgelagerten Behörden könnten Koordinierungsaufgaben übernehmen.

Seitdem das KÖN an dem Thema arbeitet, sei die öffentliche Wahrnehmung für die Bedeutung des Ökolandbaus in der regulären Ausbildung deutlich gestiegen. „In den vergangenen Jahren hat sich schon einiges verbessert“, sagt Carolin Grieshop.

In Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben die Landwirtschaftsministerien die Koordination für ‚mehr Ökolandbau in der beruflichen Bildung‘ übernommen. In Nordrhein-Westfalen ist es die Landwirtschaftskammer und in anderen Bundesländern sind auch die Dachorganisationen der Öko-Verbände aktiv.

Die Ergebnisse aus der KÖN-Arbeit mit ‚Ökolandbau in der Beruflichen Bildung‘, Unterrichtsbeispiele und eine Karte mit Exkursionsbetrieben in Deutschland sind hier zu finden. Projektpartner des KÖN waren der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK). Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN) finanziert.

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