Gesundheit
Gesundheitsfachkräfte für Schulen in Deutschland gefordert
Bündnis veröffentlicht Positionspapier zum Weltkindertag
Eine Allianz medizinischer Fachgesellschaften fordert anlässlich des heutigen Weltkindertages den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften in Deutschland. Diese könnten chronisch kranke Kinder, etwa mit Diabetes mellitus Typ 1, unterstützen, Eltern und Lehrer entlasten, Erste Hilfe leisten, eine Anlaufstelle bei gesundheitlichen und psychischen Problemen sein und den Verdacht auf Misshandlung oder Vernachlässigung melden.
Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erkranken hierzulande jährlich 3.500 Kinder und Jugendliche neu an einem Typ-1-Diabetes, immer mehr bereits im Vorschulalter. Obwohl die Versorgung diabeteskranker Kinder dank moderner Insulinpumpen und kontinuierlicher Glukosemessung einfacher geworden sei, benötigten die Patienten im Grundschulalter Unterstützung. Lehrkräften fehle dazu das medizinische Wissen, häufig müssten Eltern selbst einspringen und dadurch ihre Berufstätigkeit einschränken.
Aus diesem Grund plädieren DDG und die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) in der DDG gemeinsam mit diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) sowie dem Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD) für die flächendeckende Etablierung von Schulgesundheitsfachkräften.
In einem Positionspapier fordern die Experten Verantwortliche in Gesundheits- und Kultuspolitik auf, in einem ersten Schritt alle öffentlichen und privaten Grundschulen verbindlich mit einer Gesundheitsfachkraft auszustatten. Damit würde Deutschland dem Beispiel anderer Nationen folgen. In skandinavischen und angloamerikanischen Ländern sind seit Jahren spezialisierte Pflegekräfte in Schulen tätig, die als ‚school nurses‘ Kinder und Jugendliche in allen gesundheitlichen Angelegenheiten betreuen.
Nach Studien würden alle Beteiligten der Schulgemeinde davon profitieren. Auch in Deutschland sind zwei Modellprojekte in Brandenburg und Hessen evaluiert worden: Es gab weniger Unfälle und Rettungswageneinsätze sowie geringere Behandlungskosten. Demnach sei die Einrichtung von Gesundheitsfachkräften an Schulen machbar und ökonomisch sinnvoll.
Zur Finanzierung der Schulgesundheitsfachkräfte sind aus Expertensicht Anstrengungen von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungsträgern erforderlich. „Zunächst sollte die Lebenswelt Schule ins Präventionsgesetz aufgenommen werden“, erläutert DDG Präsident und Kinderdiabetologe Andreas Neu. So könnten die Krankenkassen mit einem Euro pro Versichertem einen Beitrag in Höhe von rund 57 Millionen Euro in einen Fonds einzahlen, der über die Länder an die Schulen weitergegeben werden kann. Auch Länder und Unfallkassen könnten sich beteiligen, der Bund einen 'GesundheitsPakt Schule' auflegen oder eine Bundesstiftung 'Schulgesundheit' gründen.