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Menüplan, um den Planeten zu retten?

WWF-Deutschland gibt basierend auf einer Studie Ernährungsrichtlinien aus

Menüplan, um den Planeten zu retten?
Mehr Gemüse auf dem Teller ist gut fürs Klima. Neben dieser Erkenntnis gibt die Studie Empfehlungen etwa für öffentliche Einrichtungen.

Von fleischreduziert bis zu vegan: Eine Studie des WWF-Deutschland untersuchte, wie sich eine veränderte Essenszusammensetzung auf die Umwelt auswirkt. Daraus leitete sie Forderungen an die Politik und Wirtschaft sowie Empfehlungen an die Verbraucher ab.

Ob mittags ein Schnitzel oder Tofu-Hack auf den Teller kommt, entscheidet jede Familie selbst. Letztere Variante  bevorzugen immerhin 6,50 Millionen Deutsche, was 7,8 Prozent der Gesamtbevölkerung ergibt – Tendenz steigend (Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse aus dem Jahr 2020). Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Großverbrauchern wie etwa Schulküchen oder Mensen. Sie richten sich vorrangig nach den Kundenwünschen, folgerichtig ist auch hier der Trend eindeutig: Nach einer Marktforschung der Internorga   (Internationale Fachmesse für Gastronomie und Hotellerie) von 2016 rechnen 70 Prozent von 300 befragten Betrieben damit, dass die Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Gerichten steigen wird. Beim Deutschen Studentenwerk (DSW) beispielsweise rennt man diesbezüglich offene Türen ein: Laut Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde sind inzwischen 50 Prozent aller Mensa-Essen vegetarisch oder vegan.

Insofern sagt die Studie des WWF-Deutschland, die gemeinsam mit der corsus - corporate sustainability GmbH durchgeführt wurde, nichts revolutionär Neues. Verkürzt bestätigen die gegenwärtigen Auswertungen, dass eine flexitarische, vegetarische oder vegane Ernährung in aufsteigender Wirksamkeit die Treibhausgasemissionen ebenso wie den ernährungsbedingten Flächenbedarf vermindern.

Als Grundlage diente der durchschnittliche Lebensmittelwarenkorb der deutschen Bürger und Bürgerinnen zwischen 2015 und 2018. Ihm wurden als erwünschter Richtwert die Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission für eine ‚Planetary Health Diet‘, gegenübergestellt. Aus dem Vergleich des Warenkorbs (Ist-Wert) mit der Diät (Soll-Wert) sind insgesamt sieben Analysen in Arbeit, bislang liegen die oben erwähnten zur Flächennutzung und Klimawirksamkeit vor. Sämtliche Details sind auf der Website www.wwf.de unter ‚Themen & Projekte – Schwerpunkte –Landwirtschaft – Ernährung & Konsum‘ nachzulesen.

Eine Forderung an die Politik ist, bis spätestens 2022 eine ressortübergreifende Ernährungsstrategie auf den Weg zu bringen. Dazu gehört unter anderem die Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen. Ein konkretes Beispiel wäre das Catering für Veranstaltungen oder auf Reisen, auf denen automatisch ein vegetarisches Menü vorgesehen sei, während  Fleisch extra angekreuzt werden müsse, so Tanja Dräger de Teran, Referentin für Ernährung und Landwirtschaft beim WWF Deutschland.

Doch bedeutet beispielsweise ‚vegan‘ noch lange nicht ‚Bio‘. Das WWF-Positionspapier ‚So schmeckt Zukunft – Gesunde Ernährung für eine gesunde Erde‘ gibt auch hierzu Empfehlungen. Um nur zwei aus dem weitreichenden Katalog herauszugreifen: Bei Ausschreibungen und Vergabeverfahren für öffentliche Einrichtungen des Bundes und der Länder sollen gemäß Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 2025 verpflichtend 30 Prozent Bioprodukte vorgeschrieben sein. Zudem soll die ökologische Landwirtschaft auf mindestens 30 Prozent bis 2030 verstärkt werden, auf zehn Prozent mehr, als die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie als Minimum anstrebt.

Auf Großverbraucher bezogen geht das WWF-Positionspapier kaum über Überlegungen etwa des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) hinaus. Ferner decken die Analysen und Forderungen so weite Felder wie Klimaschutz, Fair Trade und nachhaltige Fischerei ab. Festzuhalten bleibt, dass sich die WWF-Studie in zahlreiche andere Stimmen einreiht, die zumindest eine fleischarme Ernährung zum Wohl des Planeten anraten.

Dirk Hartmann

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