Donnerstag-Talk
Rück- und Ausblick auf entstehende Biomärkte
Fünfter Donnerstag-Talk im bioPress Square & Fair Table, jede Woche ab 15 Uhr
Einen großen Bogen spannte der Donnerstags-Talk vom 29. April 2021. Am Ende lief er auf zwei Fragen hinaus: Was kann ein Konsument tun, der konsequent Bio auf seinen Mittagstisch will? Was können Hersteller tun, um ihm dabei entgegenzukommen?
Erich Margrander erinnerte zum Einstieg an die Anuga 2001: Renate Künast hatte den Landwirtschaftsminister wegen der BSE-Krise abgelöst, doch bei der weltgrößten Lebensmittelmesse war Bio nur rudimentär angekommen. Von den zirka 6.000 Ausstellern hatten 70 bis 80 Lebensmittel aus biologischem Anbau im Sortiment. Das sollte sich bald ändern: Das erste Anuga Organic Forum war voll, der Organic Market im Jahr 2003 aus dem Stand erfolgreich. In den letzten Jahren boten zirka ein Viertel aller Aussteller auch Bio an.
Ein Teilnehmer merkte an, dass das jüngst mit dem One World Award geehrte Organic Denmark eine Messlatte vorgebe: In dänischen Supermarktregalen sei Bio oft die Regel, Produkte aus konventionellem Anbau bildeten die Ausnahme. Das beweise, was möglich sei, wenn Politik, in Dänemark alle im Parlament vertretenen sechs Parteien, Verbände, Fachhandel, Supermärkte und Konsumenten in einen gemeinsamen Prozess eingebunden würden.
Grundlegend seien die Verbraucher bereit, für gesunde, nachhaltig hergestellte Produkte mehr zu zahlen. Das bestätigte Silke Reuter, Marketingleiterin bei Haus Rabenhorst: Stammkunden würden durchaus fünf Liter eines Aronia-Safts abnehmen, was auch bezüglich Transport und Verpackung im Sinne der Nachhaltigkeit wäre. Neukunden gewinne man allerdings eher mit kleineren Angeboten.
Größer gedacht wachse Bio in Bereichen, bei denen viele Menschen zuerst an konventionell produzierte Waren denken, warf Erich Margrander ein. Aldi Süd etwa übersteige mit 1,3 Milliarden Euro die Umsätze von Dennree und Alnatura, die ebenfalls die Milliardengrenze überschritten hätten. Ein weiterer Wachstumsmarkt seien die Großküchen und Gastronomie. Auch hier kam der Einwurf, dass Organic Denmark es ermöglicht habe, dass 90 Prozent von ihnen Essen in Bio-Qualität ausgeben.
An dieser Stelle erwähnte Silke Reuter die starke Wachstumsrate in Luxembourg, die möglicherweise auf die hohen Einkommen dort zurückzuführen seien. Kurz: Verbraucher könnten sich Bio leisten. Das rasante Wachstum der Biobranche im letzten Jahr werde vermutlich nicht dauerhaft so steil ansteigen, prognostizierte Erich Margrander, doch sei der Markt in alle Richtungen ausbaufähig. Im Fokus sind momentan oft nur Fachhandel und Supermärkte, daneben gäbe es mehr als 20 Vertriebswege. Aus dem Blickfeld gerieten oft Feinkostläden, im Zuge der Pandemie hätten Hofläden zugelegt, ebenso hätten die Lockdowns den Getränkemärkten einen Wachstumsschub verpasst. Silke Reuter ergänzte, dass Rabenhorst auch Apotheken beliefere. Zudem entwickele sich der Hersteller in die Märkte von Frankreich, Südkorea, Nordamerika und sogar China hinein. Einen Fixpunkt gäbe es jedenfalls für die Zukunft: Das Anuga Organic Forum 2021 werde wieder wichtig sein, um neue Kontakte zu knüpfen und weitere Wege zu gehen.