Start / Business / Themen / Gesellschaft / Zuckersteuer notwendig

Ernährung

Zuckersteuer notwendig

Wissenschaftler fordern Zuckerabgabe auf Softdrinks

Anlässlich des 3. Zuckerreduktionsgipfels Ende Oktober 2020 mahnten die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) verbindliche Maßnahmen gegen den hohen Konsum gezuckerter Softdrinks in Deutschland an. Sie forderten die Einführung einer Softdrinksteuer und wiesen auf deren nachweisliche Erfolge in anderen Ländern hin.

„Freiwillige Vereinbarungen zeigen bei Softdrinks eine zu geringe Wirkung“, sagt DANK-Sprecherin Barbara Bitzer, „es braucht daher eine Abgabe, um die Hersteller zu mehr Innovation zu bewegen.“ Auch die DDG-Präsidentin Monika Kellerer bedauert, die vom BMEL angestoßenen freiwilligen Verpflichtungen seien „leider unzureichend, um eine messbare und zielführende Zuckerreduktion zu erreichen.“

Die Verbände fordern deshalb, auch Deutschland sollte das große gesundheitsfördernde Potential einer Softdrinksteuer nutzen. Großbritannien sei es mit einer solchen Softdrinksteuer gelungen, den durchschnittlichen Zuckergehalt in Softdrinks binnen zwei Jahren um durchschnittlich 34 Prozent zu senken – von 4,4 auf 2,9 Gramm pro 100 Milliliter. Für alle Getränke mit mehr als fünf Prozent Zucker ist in Großbritannien seit April 2018 eine Sonderabgabe über umgerechnet 21 Cent pro Liter fällig. Enthält ein Getränk mindestens acht Prozent Zucker, erhöht sich die Summe nochmals auf 33 Cent pro Liter.

Der Absatz von mittel und stark gezuckerten Getränken habe sich durch die Steuer halbiert, während der Verkauf von Wasser und zuckerarmen Getränken um 40 Prozent gestiegen sei. Die Mehrzahl der britischen Getränkehersteller sehe mittlerweile positive Auswirkungen der Zuckersteuer auf ihr Unternehmen – sie verkaufen mehr neue, zuckerärmere Produkte. Auch in Portugal sei durch eine Steuer das Angebot an stark gezuckerten Produkten von zuvor 60,9 Prozent auf 36,8 Prozent aller Softdrinks gesunken.

Im Dezember 2018 hat das Kabinett in Deutschland eine nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten beschlossen. Für die Zuckerreduktion in Softdrinks finden sich darin allerdings nur niedrige Ziele: Bis 2025 soll der Zuckergehalt um durchschnittlich 15 Prozent sinken. Nach einem ersten Monitoring, das im April 2020 veröffentlicht wurde, sank der Zuckergehalt von Limonaden und Cola-Getränken zwischen 2018 und 2019 lediglich um etwa zwei Prozent. Auch Erfrischungsgetränke enthielten nur 3,2 Prozent weniger Zucker. Dagegen waren es bei fruchthaltigen Getränken mit Zuckerzusatz immerhin knapp zehn Prozent.

Viele Softdrinks würden laut DANK und DDG allerdings auch nach Erreichen der Zielvorgabe noch deutlich zu viel Zucker enthalten. Notwendig sei für Cola und Limonaden eine Zuckerreduktion um 50 Prozent. Bedeutsam sei zudem nicht nur der Durchschnittswert, sondern welches Angebot der Kunde insgesamt zur Verfügung habe und was real gekauft werde. Beides verbessere sich nachweislich durch eine Zuckersteuer.

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte Ernährungsministerin Julia Klöckner zum Handeln auf. „Solange Frau Klöckner sich weigert, ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen, nimmt sie Todesfälle durch zu viel Zucker, Fett und Salz in unseren Lebensmitteln in Kauf." Fast jeder fünfte Todesfall in Deutschland könne auf ungesunde Ernährung zurückgeführt werden.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Foodwatch-Studie: 86 Prozent der Kindergetränke sind überzuckert

Mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter

Foodwatch-Studie: 86 Prozent der Kindergetränke sind überzuckert © Foodwatch

Getränke, die sich besonders an Kinder richten, enthalten weiterhin zu viel Zucker. Das ist das Ergebnis einer neuen Marktstudie der Verbraucherorganisation Foodwatch. Untersucht wurden 136 Limos, Energydrinks und Fruchtsaftgetränke bei Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland, deren Verpackung Kinder und Jugendliche anspricht. 117 davon hatten einen Zuckergehalt von über fünf Gramm pro 100 Milliliter, im Schnitt enthielten die Produkte 7,8 Prozent Zucker.

22.08.2024mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Ernährung, Getränke, Erfrischungsgetränke, Zuckerreduktion, Zuckersteuer

Zuckersteuer würde Milliarden einsparen

Studie der TU München zeigt deutliche Effekte

Zuckersteuer würde Milliarden einsparen

Eine Simulationsstudie der TU München verdeutlicht die positiven Auswirkungen, die eine Abgabe auf zuckerhaltige Getränke in Deutschland haben könnte. Alle simulierten Varianten führten zu weniger Zuckerkonsum, weniger Erkrankungen und einer Entlastung des Gesundheitssystems. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts könnten sogar bis zu 16 Milliarden Euro eingespart werden.

24.11.2023mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Ernährung, Getränke, Erfrischungsgetränke, Zuckerreduktion, Zuckersteuer

Studie: Falsche Ernährung verursacht Milliardenkosten

Überkonsum von Fleisch und Zucker hat drastische Folgen für Umwelt und Gesundheit

Studie: Falsche Ernährung verursacht Milliardenkosten © Lucas Wahl / Greenpeace

Den Folgen von übermäßigem Zucker- und Fleischkonsum in Deutschland ist eine neue Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace auf die Spur gegangen. Fast 50 Milliarden Euro Umwelt- und Gesundheitskosten werden demnach durch eine entsprechende Fehlernährung im Jahr verursacht. In einer Pressekonferenz klärten Experten über die Hintergründe auf.

07.05.2025mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Ernährung, Getränke, Erfrischungsgetränke, Zuckerreduktion, Zuckersteuer


Lemonaid ist ‚Endlich legal‘

Zucker-Mindestgrenze für Limonaden wird gestrichen

29.05.2024mehr...
Stichwörter: Gesundheit, Ernährung, Getränke, Erfrischungsgetränke, Zuckerreduktion, Zuckersteuer