Messe
30 Jahre Sana, 30 Jahre Bio in Italien
Die Sana hat drei Jahrzehnte Bio in Italien befeuert und legt weiter zu

Die Sana, internationale Messe für Naturprodukte, Ernährung und Gesundheit, ist die bedeutendste ihrer Art in Italien, gerichtet sowohl an die Fachleute der Bio-Branche als auch an das allgemeine Publikum. Anfang September 2018 öffnete sie zum 30sten Mal für vier Tage ihre Pforten in Bologna.
52.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in sieben Pavillons, 1.000 Aussteller, mehr als 950 neue Produkte, rund 2.000 B2B-Meetings mit Einkäufern aus 30 Ländern, Dutzende von Konferenzen, 27 Prozent mehr Schulungsteilnehmer in der Sana Academy und mehr als 100 Initiativen in der Stadt: Die Sana hat zum 30. Jubiläum noch einmal zugelegt.
Bio ist keine Nische mehr
In den letzten drei Jahrzehnten hat sich Bio in Italien aus einem Nischendasein heraus zu einem etablierten und bedeutenden Wirtschaftssektor entwickelt. Inzwischen sind drei Prozent der Lebensmittel in Italien Bio – und der Anteil wächst, sowohl was Produktion als auch Verbrauch angeht.
Mit mehr als 1.400 Fachgeschäften und einem wachsenden Großhandel reagiert der Markt auf eine von Jahr zu Jahr bewusstere und anspruchsvollere Kunden-Nachfrage, bei der Bio- und Naturprodukte für fast jeden zweiten Italiener eine bevorzugte Wahl darstellen.
Die Sana hat über die letzten Jahrzehnte diese Entwicklung zu mehr Bio, zu mehr Achtsamkeit gegenüber der Gesundheit, zu mehr Sicherheit und Qualität der Produkte sowie Respekt vor der Umwelt, nicht nur begleitet; sie hat sie auch befeuert und schlägt die Brücke zum Verbraucher.
Drei Messeschwerpunkte
Die sieben Pavillons der Sana 2018, waren aufgeteilt in die drei Bereiche Organic Food (vier Hallen), Natural Body Care (zwei Hallen) und Green Lifestyle (eine Halle). Nach Aussage des kaufmännischen Direktors Marco Momoli von der Messe Bologna (BolognaFiere spa) zählten etwa 450 Aussteller zu den Bereichen Natur- und Biokosmetik, während zirka 550 Aussteller mit Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln vertreten waren.
Inzwischen ist auf der Sana kein Lebensmittel mehr zu finden, welches nicht Bio-zertifiziert ist. Dies ist ein Unterschied zu den Anfängen; in den ersten 15 Jahren waren noch nicht-zertifizierte, regionale Spezialitäten erlaubt. Heute ist nicht zertifizierte Ware nur noch teilweise bei der Naturkosmetik zu finden.
Mehr ausländische Besucher
Im letzten Jahr zog die Sana über 45.000 Besucher an. Und auch 2018 konnten Tausende - mit einem deutlichen Anstieg der ausländischen Besucherzahl – hier das Beste aus der nationalen und internationalen Bio- und Naturproduktion nicht nur entdecken, sondern auch kaufen.
So hatte die größte italienische Bio-Supermarktkette NaturaSì eine ganze Halle in einen Biomarkt umgewandelt, in dem mehr als 160 Bio-Produzenten ihre Produkte präsentierten und feilboten.
NaturaSì mit Sana-Bio-Supermarkt
Wer vom umfassenden Angebot verlockt wurde, konnte sich am Ende eines Bio-Einkaufsbummels zu den bereitstehenden Kassen begeben, die vor allem an den publikumsoffenen Wochenendtagen viel zu tun hatten.
Bei den angebotenen Lebensmitteln zeigte sich ein anziehendes Potpourri mediterraner Waren: Es ist bekannt, dass die Italiener Wert auf Genuss und gutes Essen legen; hier in Bio-Qualität zu haben und oft dazu noch regionale Spezialitäten.
Kleine und große italienische Hersteller boten unter anderem Früchte, Olivenöl, Essig, Wein, Käse, Schinken, Salami, Pesto und Gebäck. Allein Bio-Pasta war von über vierzig Herstellern zu haben.
Auch ausländische Fachhandelsmarken vertreten
Es waren auch viele ausländische Hersteller mit ihren Fachhandelsmarken vertreten, am stärksten Deutschland mit 24 Produzenten. Es präsentierten sich zum Beispiel Voelkel, Bauck, Neumarkter Lammsbräu, Topas, Rapunzel Naturkost, Allos, Taifun-Tofu, Gautschi Spezialitäten, Ecofinia oder Leeb Biomilch.
Genauso der amerikanische Yogi Tea, Pukka aus Großbritannien oder FZ Organic Food aus den Niederlanden, um nur einige weitere Produzenten zu nennen. Insgesamt fanden sich 70 ausländische Aussteller aus 18 Ländern ein.
Es ging in diesem Messe-Supermarkt nicht nur um Nahrungsmittel, auch Naturkosmetik war vertreten, etwa durch Weleda. Den Kunden von NaturaSì wurden im Vorfeld online reduzierte Eintrittskarten zur Verfügung gestellt.
950 neue Bio-Produkte
Neue Produkte wurden im Bereich Sana Novità präsentiert, in diesem Jahr mehr als 950. Hier fand auch die Verleihung des Sana Novità Awards statt:
Dies ist der Preis für jeweils das innovativste Produkt aus den drei Sana-Bereichen, ausgewählt von den Sana-Besuchern selbst. Im Bereich Organic Food wurde der Preis etwa an einen kaltgetrockneten und zuckerfreien Ingwer der italienischen Firma Azienda Agricola Ama Te Stesso verliehen.
Im Sana Shop konnten Sana-Aussteller ebenfalls exklusiv Produkte verkaufen, darunter auch limitierte Produktionen, die sonst kaum zu finden sind; für die Produzenten auch ein guter Feldtest.
2000 B2B-Gespräche in der Buyers Lounge
Für die Endverbraucher ist die Sana ein Fenster, um die neuen Trends des Marktes kennen zu lernen und um qualitativ hochwertige Einkäufe zu tätigen. Für das Fachpublikum ist sie der Ort, wichtige Kontakte zu knüpfen oder zu halten und neue Kunden zu gewinnen.
So nahm die Präsenz internationaler Einkäufer weiter zu: In diesem Jahr fanden sich Einkäufer aus 30 Ländern vor Ort, die im Rahmen des International Buyer Program auf die Hersteller zugehen konnten. Dieses MatchMaking in der International Buyer Lounge verlief äußerst erfolgreich. Rund 2.000 Treffen fanden an den vier Messetagen statt.
Den B2B-Besuchern wurde nicht nur die entsprechende Räumlichkeit zur Verfügung gestellt. Sie wurden auch im Voraus schon bei der Terminabsprache und vor Ort durch Dolmetscher-Angebote unterstützt.
Fortbildung in der Sana Academy
Zunehmend an Bedeutung gewinnt der Bereich Fortbildung auf der Messe. Die Sana Academy verzeichnete eine Steigerung der Teilnehmerzahl um 27 Prozent.
Sie bot Seminare zu aktuellen Themen von Biotechnologie bis Probiotik, gehalten von anerkannten Experten. So konnten die Teilnehmer sich von Wissenschaftlern der Universität Mailand über die Rolle von pflanzlichen Mitteln und Lebensmitteln bei der Behandlung von Darmerkrankungen informieren lassen.
Reges Medien-Interesse
Es besuchten in diesem Jahr nicht nur 750 Journalisten aus dem In- und Ausland die Messe – vor allem legten auch die Aktivitäten auf der Website und den Social Media-Kanälen zu.
Allein während der Messetage wurden auf der Website 58.000 Besuche gemessen, ein Plus von fünf Prozent zum Vorjahr. Insgesamt 62.000 Nutzer ließen sich auf den Seiten der Sana für Online-Services registrieren.
Zusammenarbeit mit FederBio und AssoBio
Nicht zuletzt waren auf der Messe die bedeutenden Bio-Verbände Italiens und die Vertreter lokaler und nationaler Institutionen vertreten. Unter der Aegide von FederBio (Italienischer Verband für biologischen und biodynamischen Landbau) und Assobio (Italienischer Verband der Verarbeiter und Vertreiber von Bio- und Naturprodukten) wurde auch die jährliche Sana Bio-Umfrage organisiert. Zudem fanden in Kooperation mit beiden Verbänden diverse Vorträge und Diskussionen statt.
So wurde ein Eröffnungsvortrag von Roberto Pinton gehalten, dem ersten Sekretär von AssoBio. Er zeichnete nicht nur den bisherigen erfolgreichen Weg von Bio in Italien nach, den er als Protagonist der ersten Stunde mit verantwortet hat. Er wies auch noch einmal auf die Wichtigkeit von fairem Handel, soliden Rückverfolgbarkeitssystemen und nicht zuletzt einer angemessenen Agrarpolitik hin: „Diejenigen, die Bio produzieren, müssen unterstützt werden, denn die Idee von Bio ist, die Produktionsweise zu ändern, um die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt zu reduzieren.“
Elke Reinecke
Auch 2018 wurden auf der Sana wieder die Ergebnisse des Sana Organic Survey vorgestellt, einer jährlichen Umfrage, die sich mit den Trends des Bio-Marktes beschäftigt. Entwickelt und finanziert von BolognaFiere unter der Schirmherrschaft von FederBio (Italienischer Verband für biologischen und biodynamischen Landbau) und Assobio (Italienischer Verband der Verarbeiter und Vertreiber von Bio- und Naturprodukten), wird die Sana-Bio-Umfrage von dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Nomisma durchgeführt.
2018 lag ein Fokus der Umfrage auf den Kaufgewohnheiten der Verbraucher und den Gründen für die Wahl von Bioprodukten sowie darauf, wie der Fachhandel auf die Anforderungen an Angebot, Verkaufsstrategien und Handelsmanagement reagiert. Befragt wurden zum einen 200 Einzelhandelsverkaufsstellen und zum anderen 800 Familien.
Der italienische Bio-Kunde
Bioprodukte sind in italienischen Haushalten zunehmend verbreitet. Acht von zehn Verbrauchern haben im letzten Jahr ein Bioprodukt erworben, 42 Prozent sind Stammkunden. Für 52 Prozent der Befragten ist die Förderung ihrer Gesundheit treibende Motivation, weitere Gründe sind das Vertrauen in eine garantierte Qualität und Umweltschutzbelange.
Zu den am häufigsten gekauften Kategorien gehören Obst und Gemüse, gefolgt von Milch und Milchprodukten und Eiern (53 Prozent). Und während 44 Prozent der Bio-Nutzer ihre Bio-Waren im Supermarkt kaufen, bevorzugen 19 Prozent den Fachhandel. Für knapp ein Viertel von ihnen ist das breitere Angebotssortiment der Grund, für 19 Prozent das größere Vertrauen in die verkauften Produkte.
Der typische Fachhandelskunde in Italien ist dieser Umfrage nach weiblich und zwischen 35 und 45 Jahren alt, mit einem mittleren bis hohen Einkommen und meist mit Kindern. Sein Einkauf besteht zu 80 bis 100 Prozent aus Bio-Lebensmitteln, die er aus Überzeugung kauft. Zu seinem Fachhandelsmarkt besteht ein Vertrauensverhältnis und er kauft mindestens einmal pro Woche dort ein.
Der italienische Fachhandel
Mit 1.437 Verkaufsstellen gab es im Jahr 2017 13 Prozent mehr Bio-Fachhandelsgeschäfte als vier Jahre zuvor (Quelle: Biobank) und 45 Prozent aller Verkaufsstellen wurden im letzten Jahrzehnt eröffnet.
Die meisten Verkaufsstellen bieten auch Non-Food-Produkte: Bio-Körperpflegeprodukte und Kosmetika führen über drei Viertel von ihnen. Insgesamt umfasst das Sortiment der befragten Fachhandelsstellen rund 2.000 Produkte, 79 Prozent davon verpackte Lebensmittel. In den Kategorien Pasta, Reis, Mehl und Backwaren seien in den letzten zwei bis drei Jahren die meisten Produkte dazu gekommen.
34 Prozent der Verkaufsstellen sehen die Unterscheidung vom Supermarkt-Angebot als Hauptkriterium für ihre Sortimentszusammenstellung. Für 24 Prozent ist es wichtig, durch jeweils neue Produkte die Aufmerksamkeit der Verbraucher zu wecken.
Ökologische Verpackungen wurden von 40 Prozent der Verkaufsstellen als grundlegend für den Erfolg eines Produkts bezeichnet. Besonderes Interesse erweckten als gesundheitsfördernd begriffene oder als vegan ausgezeichnete Waren.
Auf die Nachfrage, welche Maßnahmen der Fachhandel zur Förderung des Vertrauensverhältnisses zum Kunden von seiner Seite aus unternimmt, wurden als die drei häufigsten Initiativen
- Zusatzleistungen wie Kundenkarten,
- Sonderveranstaltungen
- und die Anwesenheit von speziell geschultem Fachpersonal genannt.
Als vor 30 Jahren die erste Sana stattfand, war Bio eine Nische, heute ist es ein etablierter Sektor, der etwa drei Prozent der gesamten Lebensmittel in Italien ausmacht und weiter wächst. Die Zahl der Bioprodukte steigt, sowohl in Bezug auf die Produktion als auch auf den Verbrauch.
Nach den von Sinab (National Information System on Organic Farming) erhobenen Daten überschritt die in Italien bewirtschaftete Bio-Fläche 1,9 Millionen Hektar, was einem Wachstum von 6,3 Prozent gegenüber 2016 entspricht. Damit werden 15,4 Prozent der genutzten landwirtschaftlichen Fläche inzwischen ökologisch bewirtschaftet. Fast 76.000 Betriebe sind biozertifiziert, was einer Steigerung von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Der Gesamtumsatz mit Bioprodukten (einschließlich Catering), lag 2018 bei über 3,5 Milliarden Euro, mit einem Wachstum von acht Prozent gegenüber 2017, während die Exporte zwei Milliarden Euro erreichten.
Hauptabsatzkanal sind SB-Warenhäuser und Supermärkte, auf die 45 Prozent der Einkäufe entfallen. 24 Prozent der Bio-Käufe fanden im Fachhandel statt. Das Bio-Großhandelsgeschäft wuchs 2018 um 14 Prozent (im Vergleich zu 2010 verdreifachte es sich), während es im Fachhandel um drei Prozent zurückging. Der Umsatz von verpackten Bio-Produkten in den Supermärkten hat sich in den Jahren 2010 bis 2015 mehr als verdoppelt.