Okle
Bio und regional aus einer Hand
Nahbesorger und Nahversorger Okle stärkt auch kleinere Gemeinden

Der Lebensmittelgroßhändler und -hersteller Okle in Singen beliefert seit mehr als 80 Jahren selbstständige Nahversorger in Baden-Württemberg und produziert in der eigenen Manufaktur regionale und Bio-Fleisch- und -Wurstwaren. Mit dem Landmarkt-Konzept bietet er Einzelhändlern und Kommunen die Möglichkeit, Märkte für die regionale Versorgung zu erschließen. Okles Gesamtumsatz beträgt 130 Millionen Euro mit einem Bio-Anteil von über 12 Prozent.
„Wo möglich, wollen wir als Großhändler Produkte nah besorgen und die Versorgung des selbstständigen Einzelhandels auch in mittelgroßen Gemeinden sichern“, sagt Geschäftsführer Hans-Philipp Okle, dessen Großvater 1934 das gleichnamige Unternehmen gründete. Damals lag der Fokus noch auf der Vermarktung von Kolonialwaren wie Tabak, Kaffee und Tee.
Heute richtet sich Okle an den konventionellen Nahversorger, der sich durch ein ergänzendes Sortiment aus hochwertigen regionalen und Bio-Produkten von Wettbewerbern abgrenzen will. Inzwischen beliefert das Unternehmen über 200 Einzelhändler, darunter 19 bürgerschaftlich organisierte Handelspartner wie Genossenschaften und Vereine, in Baden-Württemberg und im angrenzenden Allgäu. „Außerdem sind unsere Partner oft Handwerksbetriebe, wie Metzgereien und Bäckereien, in der Funktion als Nahversorger“, sagt Okle.
Die Kernfunktion, mit der sich das Unternehmen von anderen Großhändlern abhebt, sei, „dass wir Lebensmittel zu einem Vollsortiment bündeln und alles aus einer Hand liefern“. Das Okle-Angebot besteht aus 10.000 konventionellen und Bio-Artikeln und zusätzlichen 8.000, die über Streckenbelieferung verrechnet werden. „Über uns kann ein Lebensmittelmarkt bis zu einer Größe von 1.000 Quadratmetern sein gesamtes Sortiment beziehen“, sagt der Geschäftsführer. Einzig frische Backwaren und Zeitschriften liefere er nicht.
Je nach individueller Kundschaft vor Ort, könne der Händler das Sortiment anpassen. „Ausschließlich Bio kaufen zudem die wenigsten Deutschen. Deshalb führen wir für unsere Einzelhandelspartner neben den 900 Bio-Artikeln auch über 1.300 regionale Spezialitäten. Der Verbraucher entscheidet am Regal, ob er Bio oder konventionelle Ware kauft.“
Mit regionalen Eigenmarken beim Kunden punkten
Zu Okles regionalen Eigenmarken gehören Demeter-Frischland, Frischland und Älpler. Unter letzterer vertreibt das Unternehmen aktuell 16 Wurst-, Fleisch- und Käse-Artikel sowie Frisch-Fertigprodukte, die es nach alpenländischen Rezepturen in traditionellen Verfahren in Eigenproduktion herstellen lässt.
Die eigene Wurst- und Fleisch-Manufaktur befindet sich neben dem Verwaltungsgebäude und wurde bereits 1967 in Betrieb genommen. Das damalige konventionelle Fleisch- und Wurstsortiment der Marke Frischland wurde 1985 auf andere Sortimente ausgeweitet. „Wir haben schon damals auf eine qualitativ hochwertige Marke als unvergleichbare exklusive Sortimentsleistung gesetzt und nicht auf eine Preiseinstiegsmarke“, ergänzt Kurt Herl, Geschäftsführer Ware und Logistik. Heute vertreibt Okle unter der Marke Frischland 300 Fleisch- und Wurst-Delikatessen aus der eigenen Manufaktur sowie rund 100 weitere regionale Spezialitäten wie Säfte, Teigwaren und Öle.
Seit 2006 produziert der Großhändler zusätzlich regionale Wurst- und Fleischprodukte unter dem Namen Demeter-Frischland. Okle: „Wir stellen unsere Demeter-Wurst im Warmfleischverfahren her. Dadurch bleiben alle Geschmacks- und Aromastoffe erhalten, sodass wir auf jegliche Zusatzstoffe verzichten können. Da wir kein Phosphat verwenden, das für die rötliche Farbe in Wurst und Fleisch verantwortlich ist, haben unsere Demeter-Produkte eine natürliche Färbung.“ Zurzeit gibt es 70 Demeter-Frischland-Delikatessen, für deren Qualität Okle von der DLG ausgezeichnet wurde. Ihr Umsatzanteil im Bereich Fleisch- und Wurstwaren beträgt knapp 30 Prozent.
Gesucht: Demeter-Schweine aus Baden-Württemberg
„Wir sind stolz darauf, dass die Zutaten unserer Demeter-Frischland-Produkte aus Baden-Württemberg stammen. Daher tragen sie auch das Bio-Siegel mit Bundesland-Angabe“, sagt Okle. Problematisch seien zurzeit jedoch Engpässe in der Beschaffung von Demeter-Schweinefleisch. „Da hilft auch unsere Abnahmegarantie nichts. Wir könnten Demeter-Schweine auch in Mecklenburg-Vorpommern besorgen, aber dann müssten wir auf das baden-württembergische Bio-Zeichen verzichten“, ergänzt Herl. „Deshalb sind wir auf der Suche nach Unterstützern.“
Auf politischer Ebene könnte zum Beispiel die Bereitstellung von Fördermitteln für die Umstellung auf Demeter helfen, wirft Okle ein. „Verbraucher müssen natürlich auch bereit sein, den Mehrwert der Produkte, sprich artgerechte Tierhaltung und Verzicht auf Arzneimittel, zu bezahlen. Das Geschmackserlebnis und die Qualität eines Demeter Bio-Produkts sprechen für sich.“
Lager und Logistik
Neben dem Verwaltungsgebäude befindet sich das knapp 20.000 Quadratmeter große Lager. Okle verfügt über elf eigene Lkw, die restliche Ware wird von Drittanbietern verteilt. Ab Mitte des Jahres beliefert Okle unter anderem auch Tegut mit Demeter-Wurst und -Fleisch im süddeutschen Raum.
„Einige unserer Handelspartner haben weder eine eigene Logistik noch ein eigenes Lager. Wir bieten ihnen ein Vollsortiment und eine flexible Lieferung. Da wir unsere 1.300 Molkereiprodukte sowie 150 Sorten Obst und Gemüse auf den Rollboxen mit einer speziellen Thermohaube umhüllen, bleibt die Kerntemperatur bis zu zwölf Stunden lang erhalten. Bei Bedarf liefern wir mehrmals in der Woche“, erklärt Okle.
Als Logistikdienstleister vertreibt Okle auch deutschlandweit das Demeter-Sortiment von Campo Verde. Unter den 148 Artikeln befinden sich zum Beispiel eingelegte Tomaten, Säfte, Gewürze und Teigwaren.
Austausch und Transparenz
„Austausch und Transparenz zwischen Kunden, Händlern und Großhandel sind uns ein wichtiges Anliegen“, sagt Okle. Deshalb biete er seinen Handelspartnern Besichtigungen des Lagers und der Produktion an. Die Händler wiederum könnten für ihre Kunden Besuchertage bei Okle und seinen Partnern auf Demeter-Höfen organisieren.
Zudem haben regionale Erzeuger die Möglichkeit, Händler im jährlich erscheinenden Sortimentskatalog ‚Orderbuch des Wissens‘ über ihre Betriebe zu informieren. Okle: „Da wir um die wichtige Rolle unserer regionalen und Bio-Spezialitäten wissen, treffen wir uns regelmäßig mit unseren Landwirten zum persönlichen Austausch. Gemeinsam suchen wir weitere Wege der Zusammenarbeit, damit wir unseren Kunden auch in Zukunft neue Besonderheiten anbieten können.“
Sina Hindersmann