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Bio-Milchkühe

Elternzeit für Kühe:

Landwirte aus Schleswig-Holstein praktizieren erfolgreich muttergebundene Kälberaufzucht

Auf den Höfen von De Öko Melkburen bleiben Aufzuchtkälber mindestens drei Monate bei ihren Müttern. Begleitet von der Tierschutzstiftung Vier Pfoten haben drei Bio-Landwirte aus Schleswig-Holstein ihre Betriebe auf muttergebundene Kälberaufzucht umgestellt. Die dort produzierte ‚Vier-Jahreszeiten-Milch‘ ist bundesweit die erste im Einzelhandel erhältliche Milch, die ausschließlich aus muttergebundener Kälberaufzucht stammt. Das Projekt wird von der Regionalwert AG Hamburg unterstützt.

„Muttergebunde Kälberaufzucht ist aus Tierschutzsicht die optimale Lösung für eine besonders tiergerechte Aufzuchtmethode von Kälbern. Vier Pfoten begleitet die drei Betriebe im Prozess der Weiterentwicklung nun schon seit rund zwei Jahren. Wir finden es phänomenal, dass beispielsweise übliche tiergesundheitliche Probleme aus der Milchviehhaltung in diesem System fast gar nicht auftreten. Hier ist die Kuh eine Kuh und ein Kalb ein Kalb. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Jedes Kalb braucht seine Mutter“, sagt Martin Lipka, Agrarbetriebswirt für ökologischen Landbau, von Vier Pfoten.

Hans Möller, Geschäftsführer und Landwirt von De Öko Melkburen betont, dass Kälber in der konventionellen Haltung schon nach den ersten Lebenstagen von der Mutter getrennt würden. „Bei uns bleiben alle Aufzuchtkälber drei Monate lang durchgehend in der Herde bei ihren Müttern.“ So könnten sie miteinander spielen, aber auch jederzeit bei ihren Müttern trinken. Nach drei Monaten könnten sich die Kälber selbst ernähren und werden abgesetzt. „Dafür bringen wir die Kälber gemeinsam auf eine eigene Weide. Nach zwei bis drei Tagen haben sich Kälber und Mutterkühe daran gewöhnt.“

Vor- und Nachteile der muttergebundenen Kälberhaltung

Vor- und Nachteile der muttergebundenen Kälberhaltung
Bei muttergebundener Kälberaufzucht ist die abgelieferte Milchmenge bis zum Absetzen des Kalbs zwangsläufig niedriger. Jedoch werden die Tiere seltener krank. Zum Beispiel gibt es kaum noch typische haltungs- und fütterungsbedingte Krankheiten wie Euterentzündungen und Milchfieber bei den Kühen oder Durchfallerkrankungen bei den Kälbern.

Probleme der konventionellen Milchkuhhaltung
Deutschland ist mit 4,3 Millionen Milchkühen der größte Milchproduzent der EU. Der Großteil der Tiere leidet in konventioneller Haltung, insbesondere die Kälber. In der konventionellen Milchkuhhaltung werden die Kälber in der Regel schon nach 24 Stunden von der Mutter getrennt. Durch die Trennung von der Mutterkuh und die Fütterung mit Milchaustauscher haben die Kälber oft mit Durchfallerkrankungen zu kämpfen. Auch entwickeln sich Verhaltensstörungen, da das Kalb in Einzelhaltung sein natürliches Bedürfnis, am Euter der Mutter zu saugen, nicht befriedigen kann.

Schluss mit ‚Milchmädchenrechnungen‘
Die Umstellung der Haltung ist mit einer Preiserhöhung um rund 30 Cent für die ‚Vier-Jahreszeiten-Milch‘ der Öko Melkburen verbunden. Der Liter kostet im Einzelhandel jetzt 1,79 bis 1,99 Euro. Ulf Schönheim, Vorstand der Regionalwert AG Hamburg, sagt: „An der ‚Vier-Jahreszeiten-Milch' kann man gut sehen, was ein hochwertiges regionales Lebensmittel wirklich kostet. Bei billiger Milch zahlen letztlich einfach nur andere den wahren Preis: Soja-Erzeuger in Südamerika, die Tiere, die Bauern in unserer Region – und letztlich auch die Verbraucher selbst, weil sie ein minderwertiges Produkt bekommen. Aus dieser Milchmädchenrechnung müssen wir raus.“

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