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Sind wir noch von dieser Welt?

AöL-Hersteller diskutieren über Qualitäts- und Sicherheitsfragen

Liegt die Zukunft der Ernährung im Fooddesign? Kann am Ende nur die Nahrung aus dem Labor vollständig sicher sein? Selbstverständlich ist, dass Lebensmittel sicher sein müssen. Medien, Politik und Behörden fokussieren sich bei Lebensmitteln jedoch fast ausschließlich auf den Aspekt der Sicherheit. Diese Fokussierung bedrängt zunehmend die Lebensmittelunternehmen und gerät in Gegensatz zu den originären Qualitätsbemühungen der Biobranche.

Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) stellte sich dieser Diskussion um ‚Qualität und Sicherheit‘ auf ihrer Herbsttagung in Fulda. Beiträge dazu – und das war wesentliches Anliegen des Verbandes – kamen von verschiedenen Seiten: eingeladen waren nicht nur die Herstellerfirmen, sondern auch Referenten aus Kommunikation, Behörden und Verbraucherschutz. „Wir brauchen genau diese Art von Dialog und den Austausch von Zielvorstellungen, um uns besser zu verstehen und Lösungen zu erarbeiten“, so Dr. Alexander Beck, geschäftsführender Vorstand der AöL, der damit die Tagung eröffnete.

„Die Natur kennt keine absolute Sicherheit“

„Welche Normalität gilt noch, wenn das Synthetische sicherer sein soll, als das natürliche Lebensmittel?“, fragte Dr. Ulrich Mautner, Leiter wissenschaftliches Marketing bei Salus Haus. „Wir beginnen unseren analogen, natürlichen Lebensraum toxisch zu zerlegen. Aber: die Natur kennt keine absolute Sicherheit.“ Die Urteilsfähigkeit des Menschen werde laut Mautner nicht mehr geschult. Der Kunde bekomme ständig vermittelt: „du lebst in einer furchtbar gefährlichen Welt“. Stattdessen müsse man jedoch in eine positive Freiheit übergehen und sagen: „du musst deine Entscheidung selbst fällen und kein Dritter kann das für dich tun“.

Um die Zukunftsfähigkeit im Bilde zu haben, sei zudem die Frage nach den wahren Preisen ganz wesentlich, die man bei der Diskussion um Qualität und Sicherheit unbedingt stellen müsse, so Dr. Ursula Hudson von Slow Food.

Prof. Dr. Georg Ruhrmann, Kommunikationsexperte der Universität Jena, versuchte den Öko-Lebensmittelherstellern einmal die Denkweise der Medien, die oft angeklagt würden, näher zu bringen: „Journalisten spiegeln weniger die „Realität“ wieder, sondern kontextualisieren und (re-)konstruieren soziale Wirklichkeit“, so Ruhrmann. Seit der Aufklärung will moderner Journalismus immer die Geschichte hinter der Geschichte erzählen. Doch von der Presse treiben ließe sich der Verbraucherschutz keineswegs, so Dr. Thomas Beck vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Es verginge laut Beck ein langer Zeitraum von der Feststellung von Kontaminanten bei einem Lebensmittel bis es zu neuen Regeln und dem tatsächlichen Handeln komme.

Kompetenzschulung erforderlich

Ganz entscheidend für die Tagungsdebatte rund um Lebensmittelqualität und -sicherheit ist die Sicht der Verbraucher, die Jutta Jaksche vom Bundesverband der Verbraucherzentralen einbringen konnte. „Verbraucher differenzieren nicht, wo und wie sie sich über solche Themen informieren. Aus Verbrauchersicht ist Sicherheit die Voraussetzung für ein qualitativ hochwertiges Produkt“, so Jaksche. Die Bürger seien bei dem Thema stark verunsichert und überfordert.

Einig waren Podiumsteilnehmer und Auditorium in der Feststellung, dass der Mensch sich stark von der Natur entfremdet habe und auch vom Lebensmittel. Kompetenzfähigkeit zu Ernährung und Lebensmitteln müsse in Schulen und Ausbildung wieder eine viel größere Rolle spielen.  

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