Vegan
Veganz erobert Europa
Jan Bredack baut Geschäfte weiter aus
Seit 2014 setzt das Berliner Unternehmen Veganz seinen Fokus auf den Ausbau seiner Eigenmarke und seines Großhandelsgeschäfts. Mittlerweile stattet Gründer und Geschäftsführer Jan Bredack den Großteil des deutschen Lebensmitteleinzelhandels mit seinem veganen Vollsortiment aus. Jetzt will er weiter ins europäische Ausland expandieren. Für dieses Jahr rechnet er mit einem Anstieg des Umsatzes von 24 Millionen auf 70 Millionen Euro.
Veganz startete seine Kooperation mit dem Großhandel vor zwei Jahren mit zehn Pilotbetrieben von Kaisers Tengelmann in Berlin. Innerhalb von fünf Monaten war sein Sortiment in 200 Filialen vertreten. Parallel schloss das Unternehmen einen Zehn-Jahresvertrag mit Globus. Angefangen mit einem Trockenregal, stehen mittlerweile 200 Produkte in den SB-Warenhäusern.
Seit einem Jahr ist das vegane Startup mit 230 Veganz- und Fremdprodukten in 1.400 Edeka-Märkten vertreten. Zugleich stehen 45 Artikel der Marke Veganz in den Regalen von dm in Deutschland und Österreich. In Deutschland wachse das Unternehmen nur noch durch den Launch neuer Produkte, da es nicht mehr viele mögliche Kooperationspartner im deutschen LEH gebe. Artikel von Veganz seien bereits an rund 3.800 Distributionspunkten erhältlich, so Bredack. „In spätestens zwei Jahren müssen wir Veganz als Marke soweit etabliert haben, dass sie überall erkannt wird.“
Mittlerweile bietet das Unternehmen dem Großhandel ein Vollsortiment aus 600 Produkten, davon 90 Artikel seiner Eigenmarke. Bis Ende 2017 soll das Angebot der Marke Veganz auf über 300 Produkte anwachsen. „dm und andere Einzelhändler sind nur an unserer Dachmarke interessiert, weil sie im LEH sehr beliebt ist und heraussticht“, sagt Bredack. Trotzdem werde Veganz immer auch Partnermarken anbieten.
„dm versteht uns als Innovationstreiber.“ Für den Drogeriemarkt seien bereits neue Bio-Produkte entwickelt oder bereits bestehende in Bio-Qualität hergestellt worden, wie ‚Der Keks‘ als Antwort auf den Leibnitz Butterkeks, mit biologisch hergestelltem Butteraroma, ohne Palmöl und Zusatzstoffe.
Vegan wird Bio
„Unsere Kekse sind überall im LEH Bestseller“, so Bredack. Ziel sei es, den Kunden durch guten Geschmack von der Qualität der Produkte zu überzeugen. Die Tatsache, dass sie vegan seien, trage dazu bei, dass viele mit gutem Gewissen immer wiederkehrten.
„Wenn es möglich ist, stellen wir unsere Marke immer in Bio-Qualität her. Mittlerweile sind das 63 Prozent. Bei uns wird vegan zu Bio.“ Noch sei der LEH nicht so sehr auf Bio-Produkte von Veganz bedacht, aber es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Nachfrage zunehme. dm setze indessen schon jetzt auf vegane Bio-Produkte.
Das Dachmarken-Sortiment stamme zu 46 Prozent von Herstellern in Deutschland. Die restlichen Artikel würden in Holland, Frankreich, England, Bulgarien, Österreich und der Schweiz produziert.
Abgrenzung des BNN
„Viele Bio-Partner haben uns die Freundschaft gekündigt, weil wir mit dem LEH zusammenarbeiten“, sagt Bredack. „Wir sind angetreten, um pflanzliche Produkte so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Im Gegensatz zum BNN. Wir mussten miterleben, wie sich Hersteller von uns abgrenzen, indem sie uns ihre Marken nicht mehr liefern. Dadurch können sie aber nicht verhindern, dass die Konsumenten in Supermärkten und Discountern einkaufen.“
Kooperationen in Europa
In diesem Jahr wurden Kooperationen mit Coop in der Schweiz und Spar in Österreich geschlossen. „Unser Sortiment ist in 1.500 Spar-Märkten gelistet. In den großen Interspar-Märkten sind wir mit über 70 Veganz-Produkten vertreten. Bei Coop sind wird mit 34 Veganz-Artikeln in über 190 Märkten an den Start gegangen. Der Bio-Anteil beträgt 75 Prozent“, sagt er. Für die langfristig angelegten Kooperationen liegt der Fokus auf den Artikeln der im Einzelhandel breit verfügbaren Veganz-Marke.
„Wir sind dabei Europa für uns einzunehmen“, sagt Bredack mit einem Augenzwinkern. „Unsere Produkte sind derzeitig in Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Österreich, Frankreich und Schweden erhältlich. Die Expansion unserer Geschäftstätigkeiten hat jedoch das Ziel die große Nachfrage nach veganen Produkten in England, Holland, Spanien und Italien bereits in sehr naher Zukunft zu bedienen.“
Das Lager in Hamburg ist sowohl für die Belieferung der dm-Zentrallager, als auch für kleinteilige Streckenlieferungen, etwa für Globus und Edeka-Märkte in den Gebieten Südwest, Rhein-Ruhr und Bayern zuständig. Tiefkühlwaren werden aus dem Lager in Hannöversch Münden versandt. Der Broker Ruwisch & Zuck übernimmt die Distribution in Hannover-Minden und Berlin.
Expansion nach Amerika
Auch die Belieferung von Veganz Artikeln an Amerikas Ostküste steht bereits in der Pipeline. Der genaue Starttermin sei jedoch noch nicht gesetzt. Handgemachte Produkte ‚made in Germany‘ seien dort sehr gefragt. Dass es sich bei seinem Sortiment um vegane Lebensmittel handle, mache sein Angebot zusätzlich zu etwas Besonderem.
E-Commerce
Zusätzlich zum Kerngeschäft gibt es seit Kurzem auch einen B2C-Shop auf der Homepage veganz.de. „In Deutschland ist die Bereitschaft, Lebensmittel online zu bestellen nicht so groß wie in den USA und in England, wo mittlerweile schon 14 Prozent der Endkunden über das Internet einkaufen“, so Bredack. „Unser Online-Shop wird aus unserer Hamburger Filiale gesteuert.“ Ein B2B-Shop folge demnächst. Die bestellte Ware werde im Erfurter Lager zusammengestellt und weltweit zu den Kaufleuten geliefert.
Veganz-Filialen im Ausland?
Mehr als die bestehenden neun Veganz-Filialen in Deutschland wolle Bredack nicht eröffnen. „Wir betrachten unsere Filialen als Labore, in denen wir die Resonanz der Kunden auf neue Produkte testen. Davon profitieren auch unsere Partner“, sagt er. Vorstellbar seien jedoch Kooperationen mit Kaufleuten im Ausland. In der Schweiz und in Österreich liefen bereits Gespräche über die mögliche Etablierung von Veganz-Märkten.
Aktuell arbeiten 220 Mitarbeiter bei Veganz, davon 100 in der Berliner Zentrale und 110 in den Filialen.
Sina Hindersmann