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Vegan-Pionier AVE will mit mehr Bio punkten

Europas erster veganer Großhandel verzeichnet jährlich zweistelliges Wachstum

Absolute Vegan Empire (AVE) war bei seiner Gründung vor 15 Jahren der erste vegane Großhandel in Europa. Seitdem wächst das Unternehmen im oberpfälzischen Nabburg jährlich zweistellig – zuletzt um 25 Prozent bei einem Umsatz von 15 Millionen Euro. Inzwischen ist die Hälfte des 2.200 Produkte umfassenden Vollsortiments Bio-zertifiziert. Auch regionale Bio-Produkte sollen künftig eine größere Rolle spielen.

Die Anfänge von AVE liegen in den 90er Jahren. Damals verkaufte der Gründer Tobias Graf vegane Schokoriegel auf Konzerten. Um möglichst vielen Menschen eine seiner Überzeugung nach ethischere Ernährungsform zu ermöglichen, gründete er 2001 den veganen Großhandel AVE, angelehnt an den Namen der Tierrechtsgruppe ‚Absolute!‘, der er angehörte.

Ziel: Mehr regionale Bio-Produkte

Nach seinem Tod im Jahr 2014 übernahmen seine Frau Heike Graf als Inhaberin und John Gahlert als Geschäftsführer das Unternehmen. Im letzten Jahr zogen sie mit AVE in ein neues, nachhaltiges Logistik- und Verwaltungszentrum im Nabburger Gewerbegebiet. 

AVE bietet dem Großhandel, LEH und Endverbrauchern mittlerweile 2.200 Produkte an. Das wichtigste Standbein im veganen Gesamtsortiment seien Fleischalternativen, dicht gefolgt von Molkereiersatzprodukten, Nuss- und Pflanzendrinks sowie Jogurts, erklärt Gahlert. Vertrieben würden auch zunehmend Tiernahrung, Reinigungsmittel und Kosmetik.

„Im letzten Jahr haben wir unseren Bio-Anteil von nahezu null auf 50 Prozent hochgeschraubt – sowohl bei unserer Eigenmarke Vantastic Foods als auch bei den restlichen 100 Marken, unter denen sich 20 Exklusivlabels aus aller Welt befinden“, sagt der 34-Jährige.

AVE arbeite fast ausschließlich mit Bio-Herstellern zusammen, die sich auf den vegetarisch-veganen Bereich spezialisiert haben. Seit einiger Zeit verfolgen Graf und Gahlert den Ansatz, vermehrt regionale Bio-Produkte zu beziehen, vor allem für ihre Eigenmarke Vantastic Foods. „Bio und vegan gehören für uns zusammen. Ideal ist es, wenn die Produkte dann noch von regionalen Herstellern kommen. Damit stärken wir einerseits unsere wirtschaftsschwache Region und haben andererseits nach- haltigere Artikel im Sortiment“, so Graf.

Eigenmarken und Online-Shop

Das Sortiment des 2004 eingeführten AVE-Labels Vantastic Foods besteht zurzeit aus 300 Produkten. Einen Großteil machen Fleisch-, Wurst- und Fischalternativen, Snacks, Getränke und Süßwaren aus, wie die handgefertigte ‚Schakalode‘ aus einer kleinen Schokoladenmanufaktur. „Wir lassen Artikel für unsere Eigenmarke hauptsächlich von kleineren Betrieben herstellen“, sagt Gahlert. Alle Produkte seien ohne Gentechnik, Farb- und Konservierungsstoffe sowie künstliche Geschmacksverstärker.

„Durch unsere Partnerschaft mit Rewe wissen wir, dass momentan Mittagspausensnacks wie Bio-Suppen oder Halb-Convenience-Produkte gefragt sind. Aber auch Urzutaten, wie Falafel-Mischungen, Quinoa, Mehle und Pasta sind beliebt“, sagt Gahlert. Jedoch könne man sich auch Modethemen wie Superfoods nicht verschließen.

Ebenfalls 2004 wurde die zweite Eigenmarke Vegan Bakery gegründet. Als erste vegane Backstube Deutschlands stellt sie mittlerweile 30 Kuchen, Dauergebäcke und Schokoladenartikel in Handarbeit her. 

Der 2008 übernommene Online-Shop ‚alles-vegetarisch.de‘ wurde vor einigen Wochen modernisiert und umbenannt in ‚veggie-shop24.com‘. Über ihn können Endkunden weltweit mehr als 2.500 Produkte bestellen.

Sozialer Ansatz: Mensch, Mittel, Methode

„Wir leben in unserer strategischen Ausrichtung von jugendlichem Wahnsinn“, sagt Gahlert und schmunzelt. „Trotzdem sind wir uns der Verantwortung für unsere 85 Mitarbeiter bewusst. Deshalb lassen wir uns von unseren erfahrenen Kollegen von den Finanzen bis zur Logistik beraten.“

Das moderne Logistik- und Verwaltungszentrum sei nach dem AVE-Prinzip ‚Mensch, Mittel, Methode‘ konzipiert worden. „Wir sehen uns als unabhängige Firma im Mittelstand fest verankert und wollen unserer Rolle als attraktiver Arbeitgeber in der Region nachkommen. Schon allein aus sozialer Verantwortung wollen wir nicht alle Arbeitsschritte der Technologie überlassen, sondern den Menschen aus dem Umkreis von Nabburg eine Perspektive bieten.“

Für Abwechslung am Arbeitsplatz sorge das Jobrotation-Konzept. Erleichtert werde die Arbeit durch ergonomische Abläufe. So vermeide ein Rollbandsystem für die Kisten beim Picken größere körperliche Anstrengungen.

Logistik

Rund 2.000 Sendungen wickelt AVE täglich in der rund 5.000 Quadratmeter großen Logistikhalle ab. Das Gebäude wurde so konzipiert, dass es den Anforderungen des Online-Shops sowie des Großhandels entspricht und einen optimalen Warenfluss garantiert – nicht zuletzt durch eine zweigeschossige Stückgut-Dauerlaufregalanlage mit integrierter Fördertechnik und 3.000 Artikelbereitstellplätzen auf Palettenregalen im Trockenbereich.

„Unsere Logistik in Nabburg ist darauf ausgelegt, 24 Stunden am Tag zu liefern“, erklärt Gahlert. 35 Prozent des Umsatzes von 15 Millionen Euro würden über den Online-Shop generiert. Dort finden die Endkunden unter anderem Ware von Rapunzel, Claus-Pural und Zwergenwiese. 65 Prozent mache der Großhandel aus, zu dem der LEH und 5.000 weitere Kunden des Reform- und Naturkosthandels sowie der Gastronomie zählen.
Seit 2009 vertreibe AVE nun schon Waren an den LEH. Dessen Kaufkraft sei für die Hälfte des Großhandel-Umsatzes verantwortlich. Die Logistik übernehme Dachser in Nürnberg. Gesteuert werde sie aber in Nabburg, sagt der Geschäftsführer.

Zu den LEH-Kunden, die über ein Agenturnetzwerk betreut würden, gehörten rund 1.000 Rewe-Filialen, einige Hit- und Wasgau-Märkte und 300 selbstständige Edekaner. Besonders stolz sei Gahlert auf seinen neuesten Kunden, der Metro. Deren vier Zentralläger statte AVE nun mit Trocken- und Frischeprodukten aus.

80 Prozent des Sortiments würden in Deutschland vertrieben. Die Schwerpunkte im Export lägen auf Österreich, Nord- und Südeuropa sowie den USA. Gewachsen sei die Nachfrage nach AVE-Eigenmarken in Spanien, Italien und den Benelux-Ländern.

Vegane Konkurrenz?

In den letzten zwei Jahren ist die Zahl der veganen Markteilnehmer deutlich gestiegen. Doch Gahlert und Graf bleiben optimistisch. „Mein Motto ist: Mach einen guten Job und du wirst überleben“, so Gahlert. „Große Konzerne, die zurzeit mit Fleisch- und Käsealternativen in diesen Markt eintauchen, verrichten für uns eine gewisse Lobbyarbeit. Für die vegane Idee ist das nicht schlecht. Ich denke aber, der reflektierte, aufgeklärte Kunde wird authentischen Herstellern treu bleiben.“

Sina Hindersmann

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