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Clif-Riegel liefern Kraft und Aroma

Gary Erickson aus Kalifornien erfand den Energie-Riegel neu

Energie-Riegel für Sportler ist das Geschäft von Clif Bar aus San Francisco. Unter Radfahrern, Läufern und Wanderern in Amerika und Europa ist die Marke ein Begriff. Kohlehydrate, Eiweiß und Ballaststoffen packt das US-Unternehmen in handliche Riegel, die beim Ausdauersport schnell Energie liefern und zusätzlich schmecken sollen. Dieser Spagat ist die Kompetenz des Unternehmens.

1992, als Gary Erickson 175 Meilen bei einem Radrennen unterwegs war, hielt er seinen Körper mit Energie-Riegeln bei Kräften. Die schmeckten ihm aber nicht. So quälte er sich doppelt: beim Treten in die Pedale und beim Schlucken der unleckeren Kohlehydrate. Geschmack war bei der Produktentwicklung damals kein Thema. Was zählte war der Nährwert für Ausdauersportler. Die Riegel waren für Astronauten allein unter den Gesichtspunkten des Nährwertes entwickelt worden.

Zuhause ging Erickson in die Küche seiner Mutter und probierte, schmackhafte Energie-Riegel selbst zu machen. Die Experimente gelangen. Die eigenen Rezepturen schmeckten Erickson besser als die Sportlernahrung, die er kaufen konnte.

Die Idee für das spätere Unternehmen war geboren. Erickson entwickelte daraus ein Markenprodukt. Den Namen entlehnte er von Clifford. So hieß sein Vater. Als Bildzeichen verwendete der Firmengründer einen Kletterer in einer Klippe. Das passte sinnbildlich zusammen.

Marke verspricht Spaß

Die Marke verspricht den Sportlern Spaß bei der Bewegung und beim Biss in den Riegel. Das Versprechen wurde in den Augen der Sportler gehalten. Die Energiespender fanden Akzeptanz in Amerika und jenseits des Atlantiks. 2003 leitete das Unternehmen den nächsten großen Schritt ein. Der Markenartikler stellte um auf Bio. „Bio ist der Gold-Standard in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Bio ist das Beste für den Planeten. Wir glauben an die Nachhaltigkeit von Bio“, sagt Matthew Dillon, zuständig für die Anbau-Programme bei Clif.

Schon die Vorteile für die Gesundheit sprechen für die biologische Produktion. Bauern und Landarbeiter auf Bio-Höfen haben nach einer amerikanischen Studie seltener Krebs als in der konventionellen Arbeitsweise. Natürlich ist es fürs Klima besser, da der biologisch bewirtschaftete Boden mehr Wasser und mehr CO2 speichert. Zudem wird Düngemittel eingespart und damit das Wasser nicht belastet. Zudem ist Bio GMO-frei.

In den USA ist das ein gewichtiges Argument angesichts von Baumwolle, Mais, Raps, Soja und Zuckerrüben, die nur noch als GMO angebaut werden. „Wir sind wettbewerbsfähig gegenüber der konventionellen Landwirtschaft“, sagt Dillon. Aus der Stimme des Managers spricht Überzeugung.

20.000 Tonnen Bio-Zutaten sind  in den zehn Jahren von 2003 bis 2013 zu Riegeln verarbeitet wurden. Clif bezieht möglichst national erzeugte Zutaten. Das ist nicht komplett möglich wegen Zutaten wie Kakao und Macadamia, die in Nordamerika nicht angebaut werden können. „Für uns ist Vertrauen und Qualität wichtiger als Herkunft“, macht Dillon deutlich.

Arbeiten im Öko-Gebäude

In der Zentrale in Emeryville in Kalifornien arbeiten 460 Menschen im Marketing, PR, Verkauf, Personal und Finanzen in einem grünen Gebäude. Die ökologische Bauweise hat sich  der Hersteller 2012 zertifizieren lassen. Holz, recycelte Baustoffe, Tageslicht in den Büros und Solarzellen auf dem Dach sind einige der Merkmale.

Zum nachhaltigen Konzept zählt soziale Verantwortung gegenüber den Beschäftigten. Die Mitarbeiter erhalten Prämien, wenn sie zu Fuß, dem Fahrrad oder dem Bus zur Arbeit kommen. Für die Anschaffung umweltfreundlicher PKW, dazu zählen Diesel, Hybrid und E-Autos, zahlt die Firma Zuschüsse bis zu 4.500 Euro.

In der Unternehmenszentrale gibt es einen Fitness-Raum einschließlich Trainer, einen Massageraum, einen Friseur und eine Waschküche. Beim Friseur muss der Mitarbeiter allerdings zahlen. Die anderen Wohltaten sind kostenlos für das Personal. Alternativ können Mitarbeiter während der Arbeitszeit draußen joggen oder Rad fahren.

In drei geräumigen Telefonzellen kann per Festnetz oder dem eigenen Mobil-Telefon privat oder beruflich telefoniert werden. Eine japanische Besucherin staunte ungläubig und wollte wissen, wie denn kontrolliert werde, ob jemand arbeite. Der Firmensprecher verwies auf einen Jahresplan, indem die Aufgaben jeder Abteilung aufgeführt sind. Die Fitness- und Massageräume waren nicht überfüllt. Die große Mehrheit der Mitarbeiter saß am Computer oder am Telefon und arbeitete.

Clif ist in Deutschland auf dem Markt und wird über Fahrrad-, Sportgeschäfte und den Lebensmittelhandel vertrieben. Auf Messen sind die Nordamerikaner unter anderem bei der Eurobike in Friedrichshafen am Bodensee dabei.

Anton Großkinsky

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