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Veganer Aufschwung bei Claus-Pural
Reformhaus-Großhändler aus Baden-Baden profitiert vom Ernährungstrend
Attila Hildmann, der Guru der Vegan-Szene, hat im November 2013 sein jüngstes Kochbuch Veggie for Youth publiziert. Durch die Vorveröffentlichung hat der Berliner Hildmann zwar keinen Tsumami, aber eine Welle ausgelöst. In Publikumszeitschriften, speziell bei Frauenzeitschriften, aber auch in Nachrichtenmagazinen, gab es ein lautes Echo. Bei Reform- und Bio-Großhändler Claus-Pural in Baden-Baden hat das zum zeitweiligen Ausverkauf einiger Artikel geführt.
„Vegan hat uns 2013 geprägt. Schon vor dem Erscheinen des neuen Buches von Attila Hildmann sind die veganen Produkte explodiert“, berichtet Seniorenchef Heinz Claus. Der Umsatz mit dem veganen Kernsortiment ist zur Freude des Baden-Badener Großhändlers um 253 Prozent gewachsen.
Der Gesamtumsatz des Reformwaren- und Naturkostgroßhändlers stieg 2013 von 122 auf 135 Millionen und damit um 11 Prozent. Davon wurden 83 Millionen im Inland getätigt und 52 Millionen im Ausland überwiegend in Frankreich, der Schweiz und Österreich.
Als traditioneller Reformwaren-Großhändler führt Claus vornehmlich pflanzliche Sortimente. „Vegetarisch ist die Bewegung des Reformhauses. Die Hälfte unseres Sortiment dürfte vegan sein“, schätzt Seniorchef Claus. 80 Prozent davon stammt aus kontrolliert biologischem Anbau. (kbA). Damit ist der Großhändler der kompetente Lieferant, wenn es um vegan geht. Die Vegan-Welle kam allerdings überraschend.
Veganes Label nutzt dem Kunden
Die pflanzlichen Produkte sind nicht unbedingt vegan gekennzeichnet. Nur ein Teil der Hersteller labelt mit einem veganen Zeichen. Einige Hersteller wie Soto, Taifun Soyana, Provamel haben ein vegan-Zeichen auf den Produkten. Claus verwendet auf seiner Eigenmarke Pural ebenfalls ein Veggie-Zeichen.
„Die meisten veganen Produkte sind nicht mit einem Logo gekennzeichnet. Außerdem macht jeder sein eigenes Logo. Als Verkaufshilfe ist ein Logo gut. Zwingend notwendig ist es in vielen Fällen nicht“, so Ziad Chahrouri, Sortimentsmanager bei Claus. Die veganen Kunden beschäftigen sich nämlich intensiv mit Ernährung und haben selbst Produktkenntnisse.
Bei Monoprodukten ist es für den Kunden einfach: Hülsenfrüchte, Nüsse, Kerne, Saaten, Trockenfrüchte erkennt der Verbraucher ohne Logo als vegan. Bei den Multi-Produkten aus mehreren Zutaten ist dagegen eine Kennzeichnung hilfreich, damit sich der Veganer schnell orientieren kann.
Gebäck etwa kann die tierischen Zutaten Milchpulver, Butter und Honig enthalten. Milchschokolade und Gummibärchen mit Gelatine sind ebenfalls tabu. Bei der Wein-Herstellung kann Gelatine als Hilfsstoff verwendet worden sein. Nudeln können Eier enthalten.
Die Auslobung als vegan muss aber nicht nur auf der Verpackung erfolgen. Claus bietet dem Handel Unterstützung an wie Regalstopper oder Zusatzetiketten für die Regalschiene. Damit kann der Handel Vegan-Sortimente am POS sichtbar machen.
Vegan ist in Deutschland ein Esstrend seit 2013. Groß-Britanien hat traditionell mehr Vegetarier. In den USA ist das Thema ebenfalls schon länger aktuell als hier bei uns. In Frankreich ist vegan weniger populär. „Für die Franzosen bedeutet vegan ein Verzicht“, liefert Geschäftsführerin Ulrike Claus eine Erklärung.
Vegan gibt Rohkost Auftrieb
Vegan-Guru Hildmann hat Asien bereist und Produkte aus China und Japan in Deutschland populär gemacht, etwa Reissahne. Rohkost, Superfood und Powerfrüchte sind mit der Vegan-Welle sprunghaft gewachsen und haben für das rasante Wachstum gesorgt. Rohkost ist dabei nicht gleichbedeutend mit Salat und ungekochtem Gemüse. Kakao, Mandelmus, Matcha usw. sind dabei gemeint.
Der Großhändler hat einige vegane Spezialkunden. „Wir schauen, was diese Kunde brauchen, filtern die entsprechend Produkte heraus und machen daraus eine Sortimentsempfehlung“, erläutert Ulrike Claus. Die gibt es schriftlich und enthält bei weitem nicht alle veganen Produkte aus dem umfangreichen Sortiment von 18.000 Artikeln, sondern nur die bei veganen Spezialkunden besonders gefragten Artikel.
„Im Moment sind wir bei einigen Produkten immer wieder ausverkauft“, gibt Ulrike Claus zu erkennen. Ein Beispiel ist Matcha, das Grünteepulver. „Matcha hat früher niemanden interessiert. Jetzt können wir kaum noch Matcha beschaffen. Die Powerfrüchte Acai und Acerola sind aktuell in Bio-Qualität schwer zu bekommen“, berichtet die Geschäftsführerin.
Ganz oben in der Gunst der Veganer stehen Ersatzprodukte für Milch und Fleisch, vom Streichkäse bis zur vegetarischen Entenbrust. Allerdings gehören auch Flexitarier zu den Verwendern. Das sind die Menschen, die freiwillig einen Veggie-Tag einlegen oder vielleicht einen ganzen Veggie-Monat und dann wieder der Fleischeslust nachgeben.
Auch Non-Food bekommt Auftrieb. Das jüngste Buch von Attila Hildmann hat Claus palettenweise abgesetzt. Auch Spiralschneider, um Gemüse in die Form wie Nudeln zu bringen, sind plötzlich gefragt. Die vegane Bewegung verändert die Lebensmittelbranche.
Anton Großkinsky
Link zum Artikel Vegane Kompetenz:
http://www.biopress.de/Mambo/index.php?option=com_content&task=view&id=4630&Itemid=79