Kundendialog
Bio ist Teil des Kundendialogs
Inhaberin schafft mit nachhaltigem Konzept 10 Prozent Bio-Umsatz
Kauffrau Meike Bergmann betreibt in Lüneburg den Edeka im Loewe-Center. Auf 1.450 Quadratmeter Verkaufsfläche präsentiert die Inhaberin 18.000 Artikel, davon rund 2.000 mit Bio-Siegel. Die Bio-Produkte erreichen einen zweistelligen Umsatzanteil und sind Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Mit regionalen Produkten und lokaler Beschaffung werden Kunden gelockt und an den Markt gebunden. Dabei hilft auch die aufwändige regelmäßige Aufklärung über Herkunft und Produktqualität.
Meike Bergmann’s Markt im Loewe Center befindet sich an einem günstigen Standort am südlichen Stadtrand der 70.000 Einwohner-Stadt Lüneburg. Ein Discounter, ein Drogeriemarkt und eine Apotheke im Loewe Center bringen Frequenz. Die Kaufkraft ist überdurchschnittlich.
Das spiegelt sich in der hohen Flächenleistung wieder. An diesem Standort lässt sich Bio verkaufen. Auf mehr als zehn Prozent schätzt Meike Bergmann den Bio-Anteil. Genau auswerten kann sie es im Warenwirtschaftssystem nicht.
Die Familie Bergmann führt zwei weitere Märkte in Lüneburg. Einen Bergmann’s in Adendorf, einer Nachbargemeinde von Lüneburg, und einen E-Neukauf in der Saline gehören zum Unternehmen. Den Edeka im Loewe Center hat Inhaberin Meike Bergmann 2002 eröffnet.
Damals hat sie mit einem Bio-Block begonnen. „Vor zwei Jahren haben wir den Bio-Block aufgelöst und alles zugeordnet. Ich behaupte, wir verkaufen seit dem mehr Bio. Der Block hat nur den Vorteil des einfacheren Handlings für die Mitarbeiter“, erklärt Bergmann.
Der LEH hat Bio-Gelegenheitskäufer, und diese werden durch die Sortimentsplatzierung besser erreicht als durch einen Block. Die Auswahl und Qualität ist beachtlich. Die 76 Mitarbeiter leisten hier gute Arbeit.
Nabu-Preis gewonnen
2012 hat sich der Markt den Nabu-Umweltpreis erarbeitet. In dem nachhaltigen Einkaufskorb ist Bio ein wesentliches Kriterium, ebenso Fairtrade und artgerechte Tierhaltung. Fleisch aus artgerechter Tierhaltung muss nicht unbedingt Bio sein.
Beim Wildfisch kommt es auf nachhaltige Fischerei an, die den Bestand nicht gefährdet und Beifang vermeidet. Hier bietet Bergmann TK mit MSC Siegel an. Lachs, Kabeljau, Scholle und Fischstäbchen sind unter anderem vorhanden. Allein der MSC-Fisch macht schon ein Drittel des Umsatzes bei Fisch und Meeresfrüchten aus.
Bio-Fisch gibt es tiefgekühlt von followfish. Eine Fischtheke betreibt der Markt nicht. Viermal pro Woche steht auf dem Parkplatz vor dem Markt der Fischwagen von Hinrichs, einem bekannten Händler in der Region. Da rechnet sich eine Fischtheke nicht mehr.
Nicht korrekte Produkte hat die Lebensmittelhändlerin zum Teil ausgelistet, wie Eier aus Käfighaltung. 40 Prozent des Eierumsatzes macht sie mit Bio-Eiern, 15 Prozent sind Freilandhaltung, die restlichen 45 Prozent stammen aus Bodenhaltung. Da ist Bio keine Schauveranstaltung, sondern Umsatzträger. Für Eier gibt es die Meibox, die Mehrweg-Verpackung, die Müll reduziert.
Bio aus der Region
Bergmann beschafft regionale Bio-Produkte aus einem Umkreis von 80 Kilometer. Dabei handelt es sich um Gemüse und Milchprodukte. Die Bauckhof-Käserei in Amelinghausen ist in der Theke vertreten. Auf dem SOS Hof Bockum stellen Behinderte in einer Bioland-Käserei Schnittkäse, Frischkäse, Jogurt, Quark und Sahne in der hofeigenen Molkerei her.
Bei Bergmann wird die Bio-Mopro aus der Region für die Region angeboten. Der Hof Dehlwes mit elf Betrieben ist Lieferant von Bioland-Milchprodukten.
Die Höfegemeinschaft Naturdirekt aus Bleckede versorgt den Markt mit Bio-Kartoffeln und vom Hof Büsch im Wendland bezieht Bergmann ebenfalls Bio-Kartoffeln und zusätzlich Zwiebeln. Fünf Erzeuger und Verarbeiter mit regionalen Bio-Produkten liefern direkt.
Bergmann hat noch eine Reihe von Lieferanten in der Region, die in der Region produzieren, ihre Zutaten aber auch überregional beziehen. Der Bauckhof, die Bohlsener Mühle, die Nudelwerkstatt in Altmark, die Safterei Voelkel in Höhbeck und Lütauer Süßmosterei. Bei Bergmann wird Regionalität gelebt und ist mehr als Marketing.
Faire Produkte wie der Hamburger Fairmaster Bio-Kaffee und die Lühnebohne werden im eigenen Handzettel beworben. Die Kunden bekommen zusätzliche Infos. Dort erfährt der Bergmann-Kunde, dass die Lünebohne aus Ruanda kommt, und die dortige Genossenschaft Kopokama gerade auf Bio umstellt. Das sind also keine Preisaktionen, sondern Werbung für Werte.
Im Bio-Sortiment trägt ein großer Teil des Sortiments ein Verbandssiegel: Demeter, Bioland, Naturland sind zu sehen. Aber auch die bei den Verbrauchern weniger bekannten Siegel von Biopark und Gäa sind vertreten.
In einem Prospekt lesen die Kunden, was die Siegel bedeuten: Bio-Siegel, Verbandssiegel, Fairtrade, Neuland, Ohne Gentechnik MSC, NABU, WWF, Blauer Engel, Buy Local und noch mehr. Nachhaltig einkaufen ist ganz schön schwer.
Das Sortiment besteht aus der Eigenmarke Edeka Bio, den Dachmarken und Marken-Produkten „BioGourmet hatten wir von Anfang an. Die Produkte kaufen auch Leute, die sonst nie zu Bio greifen würden“, meint Inhaberin Bergmann. Die Bio-Zentrale ist mit einer dreistelligen Zahl an Produkten vertreten. Pionier Rinatura ist ebenfalls im Sortiment.
Bio in allen Warengruppen
Im Sortiment sind alle Warengruppen vertreten. Der Konsument kann sich von Frühstück, über Mittagessen bis Abendbrot versorgen. „Bei uns kann sich ein Bio-Kunde komplett eindecken“, bestätigt Bergmann.
Bei Brot und Backwaren sind ständig rund 100 Artikel im Markt. Heißgetränke braucht der Mensch zum Frühstück: Bei Bio-Kaffee und Tee bietet Meike Bergmann ihren Kunden 70 bis 80 Artikel an. Gepa Kaffee biologisch und fair ist heute Pflicht im Handel. Müsli gehört zu einem Bio-Frühstück. Da hat Bergmann einiges zu bieten. Bohlsener Mühle, Antersdorfer Mühle, MyMüsli und mehr.
Der Hauptlauf beginnt mit Obst und Gemüse. Rund 50 Artikel waren in Bio vorhanden. Die Zahl schwankt je nach Angebot und Saison. Bis zu 70 Produkte können es sein. Die Banane beim Obst und die Karotte beim Gemüse sind die gängigsten Produkte. Das ist schon am Aufbau erkennbar. Die beiden Produkte nehmen den meisten Raum ein in der Abteilung.
Frische Bio-Backwaren gibt es im Markt in SB von der Vollkornbäckerei Scharnebeck. 30 Artikel bietet der Markt hier seinen Kunden an. Vor sieben Jahren hat Meike Bergmann mit drei Artikeln von der Handwerksbäckerei begonnen. Auch von Industriebäcker Harry gibt es zwei Bio-Brote.
Bei den Dauerbackwaren ist das Bio-Knäcke von Dr. Karg am POS. Bei den abgepackten Broten gibt es Mestemacher in Bio-Qualität. Die Schnitzer-Brote für Allergiker sind zu haben. Da können fast alle Kundenbedürfnisse abgedeckt werden.
Für Heimbäcker gibt es Backmischungen. Bauck packt sie zum Teil in Demeter-Qualität oder glutenfrei ab. Bei den Desserts zum selbst anrühren bietet der Markt Milchreis und Pudding von Bonvita.
Bei den Süßungsmitteln stehen Honige von BioGourmet und der Bio-Zentrale zur Auswahl. Als Alternative gibt es Ahornsirup oder von Arche Gerstenmalz und Reissirup. Bei Nüssen und Trockenfrüchten gibt es Mischungen von Kobima mit Bergmann’s Etikett.
Bei den Süßwaren sind Kekse die Stärke von Bio. Das Süßgebäck der Bohlsener Mühle hat es nicht weit. Getreide aus der Lüneburger Heide wird dort zu Gebäck verarbeitet. Bei den Knabberartikeln gibt es die Lisa’s Kartoffelchips mit dem Bioland-Zeichen.
Starkes Bio-Mopro-Angebot
Das Bio-Angebot im Mopro-Regal ist umfangreich: Andechser, Söbbeke, Hamfelder Hof, Hofmolkerei Dehlwes und die Thise Mejeri sorgen für Auswahl und Abwechslung. Jogurt gibt es im kleinen und großen Becher sowie im Glas. Der Bioland-Schichtkäse von Dehlwes ist traditionell in Papier verpackt.
Die Käsetheke kann sich ebenfalls sehen lassen. Im Sommer ist das Sortiment etwas kleiner als im Winter, auch etwas anders: Da gibt es mehr Frischkäse und weniger Hartkäse. 20 Bio-Käsen, die vom Bauckhof, SOS Hof Bockum und von Naturkostgroßhändler Grell bestückt wird.
An Bio-Fleisch in Bedienung wagt sich nicht jeder ran. Bergmann traut sich. In grünen Schalen ist es gut zu unterscheiden vom herkömmlichen Sortiment. Schwein, Kalb und Rind werden verkauft. Zehn Artikel sind da. Hackfleisch ist auch hier das Hauptprodukt.
In der Grillsaison werden marinierte Steaks angeboten. Leber, Rinder und Kalbsschnitzel gibt es unter anderem. Lieferant ist die Edeka Nord. In Selbstbedienung gibt es Natur Pur, ebenfalls von Edeka. Die Wurst in Bedienung stammt von Rack & Rüther. Der Wursthersteller hat sich hier auf breiter Front durchgesetzt.
An den Aktionstagen Nachhaltigkeit in Lüneburg im Juni 2012 hat sich Bergmann’s beteiligt. „Lüneburg ist Uni-Stadt mit dem Leitthema Nachhaltigkeit. Da sind wir auch als Händler gefordert“, erläuterte Bergmann. Hier gibt es ein Umfeld für Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio.
Nachhaltigkeit ist mehr als ein Wort
Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der mit Leben erfüllt werden muss. Bergmann hat das getan. Mitarbeiter, Regionalität, gesellschaftliches Engagement sowie Energie und Umwelt sind Bereiche, in denen Bergmann nachhaltig arbeitet.
Zukunftsfähig muss es sein, wenn es nachhaltig sein soll. Das beginnt bei der Ausbildung. Als qualifizierte Angestellte sollen sie nach der Prüfung übernommen werden als loyale Mitarbeiter. Zur Ausbildung gehören auch Exkursionen zu Verarbeitern. Der Bauckhof stand bereits auf dem Plan.
Energie soll gespart und die Umwelt geschützt werden durch nachhaltiges Wirtschaften in dem Edeka Markt. Seit 2012 bezieht Bergmann’s Strom nur noch aus erneuerbaren Energien. Die Plastiktüten sind seit Jahren in der Kritik. Bergmann’s bietet umweltfreundliche Stofftragetaschen, die mehrfach verwendet werden.
Die Tiefkühltruhen sind selbstverständlich abgedeckt, wie heute üblich im Handel. Das beugt Kälteverlusten vor und spart Strom. An Sammelstationen werden Batterien, Glühlampen und Kork entgegen genommen.
Gesellschaftliches Engagement ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie. Neben dem Leergutautomaten werden Spenden gesammelt für das Freilichtmuseum am Kiekeberg.
Bergmann’s ist Pate für mehrere Kindergärten und legt mit den Kleinen Gemüsebeete an und unterstützt den Stadtteiltreff Albatros, um nur zwei Beispiele zu nennen. Nachhaltigkeit wird bei Bergmann in Lüneburg nicht nur kommuniziert, sondern mit Bio-Produkten praktiziert.
Anton Großkinsky
Edeka im Löwe Center
21337 Lüneburg
Wulf-Werum-Straße 2
Eröffnet: Nov. 2002
Inhaberin: Meike Bergmann
Mitarbeiter: 76
Verkaufsfläche: 1.450 qm
Artikelanzahl: 18.000
Anzahl Bio-Artikel: 2.000
Umsatz: 10 Millionen €
Bio-Umsatzanteil: ca. 10 Prozent