Afrika

Organic Africa

Die Entwicklungsmöglichkeiten des afrikanischen Bio-Marktes

Über hundert Teilnehmer aus 13 afrikanischen Ländern nutzten die BioFach 2008, um in dem großzügigen Ambiente des Afrika Pavillons ihre Erzeugnisse vorzustellen. Zugleich informierten sie sich über konkrete Wünsche ihrer vorhandenen oder möglichen europäischen Handelspartner.


Auf einem Gemeinschaftsstand präsentierten sich bei der letzten BioFach afrikanische Länder wie Uganda, Tanzania und Bukina
Zur Ergänzung fand ein ganztätiges Vortragssymposium statt. In der von Gerald Hermann, Ex-IFOAM-Präsident, moderierten Vormittagssession gab ein hochkarätig besetztes Rednerteam einen Einblick über den aktuellen Stand des ökologischen Landbaus in Afrika. Dabei machten sie mit unterschiedlichen Gesichtspunkten klar, welch großes Potenzial der Handel mit dem 'schwarzen Kontinent' birgt.


Die Life-Performance "Mama Africa" mit original afrikanischen Musikinstrumenten war ein optimaler Auftakt für den Einführungsvortrag von Gunnar Rundgren vom  Beratungsunternehmen Grolink aus Schweden. Als einer der Initiatoren für das Symposium konnte Lundgren berichten, auf welch großes Interesse die Idee des Pavillons bei den exportierenden Nationen gestoßen war. Er verschwieg aber auch nicht die Probleme bei der Realisierung, seien sie finanzieller Art oder bei der rechtzeitigen Visa-Beschaffung. Lohnt sich überhaupt der Bio-Handel mit Afrika? Er lohnt sich gleich in mehreren Richtungen, meinte Lundgren. Schließlich steige durch die höheren Preise nicht nur das Einkommen der überwiegend kleinbäuerlichen Betriebe, sondern der Bio-Anbau trage generell zu einer besseren und sicheren Nahrungsmittelversorgung bei. Dabei könnten die Anbautechniken die landwirtschaftliche Produktivität nachhaltig steigern. Dem Erhalt der Biodiversität dienten unter anderem die bevorzugte Verwendung von heimischem Saatgut oder der Verzicht auf Monokulturen. Ebenso wichtig seien die positiven ethischen Aspekte des Bio-Handels, zum Beispiel, dass er soziale Minderheiten unterstützt.

"It's time for partnering"


Das sagte Okasai Opolot in seinem visionären und eindrucksvollen Vortrag, den er stellvertretend für den Industrie- und Handelsminister von Uganda hielt. Er zeigte sich absolut überzeugt von Afrikas Eignung und Fähigkeiten als Exportnation: "Afrika sieht die Chancen, die der Bio-Handel bietet", meinte er. Auch wenn die Afrikaner die Wünsche und Bedürfnisse der Partner teilweise erst noch besser kennen lernen müssten. Die globale Nachfrage nach ihren Bio-Produkten steige immer mehr, beispielsweise nach typischen exotischen Erzeugnissen. "Es ist Zeit zu handeln", forderte Opolot deshalb ebenso seine Landsleute wie die Exportunternehmen auf. Auch Uganda sei ein riesiges Land mit großen Möglichkeiten, doch würden sie noch lange nicht optimal genutzt. "Wir möchten Bio bei uns gesellschaftsfähig machen", sagte er und das empfehle er auch den anderen afrikanischen Staaten. "Nur so wird der Bio-Handel zur wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas insgesamt beitragen."


Besonders in Afrika kann man die Augen nicht vor den vielen Problemen verschließen, seien es Armut, Krankheiten oder Bürgerkriege. Bio hat längst noch nicht überall den Mainstream erreicht. Doch ginge die Individualität einzelner Regionen langsam aber sicher in Gemeinschaft über. Als Beispiel bekamen die Zuhörer der Veranstaltung die bereits vorhandenen einheitlichen Bio-Standards in Ostafrika vorgestellt - auch wenn dort momentan noch Agrochemie und Monokulturen die Überhand haben.

Patricia Francis vom International Trade Center Schweiz und Pascal Liu, FAO Italien, sagten den afrikanischen Ländern ebenfalls eine sichere Zukunft als Exporteur von ökologischen Erzeugnissen voraus. Beide Organisationen engagieren sich stark darin, Maßnahmen und Zusammenarbeit verschiedener Partner oder Staaten zu unterstützen. Die erfolgreiche Einführung biologischer Produktionsmethoden erfordere entsprechendes Wissen und Kontrollen, was aber erlernbar sei, meinte Francis. Bauern, die sie anwendeten, könnten dann auch allgemein zu besseren Geschäftsleuten werden. Damit das Marketing zu einem "Export-Anstoß" führe, sollte es zusätzlich eine Botschaft beinhalten. Faire Handelsbedingungen oder Erhalt einer traditionellen Kultur wären Beispiele für einen derartigen Mehrwert. Aus Afrika stammten außerdem reizvolle Innovationen wie die stark gefragte Sheabutter. "
Wir müssen sicher stellen, dass auch Entwicklungsländer wettbewerbsfähige Qualitäts-Bio-Lebensmittel herstellen", forderte sie ihre Mitstreiter auf. Für viele Afrikaner erschienen die diversen privaten und staatlichen Standards für eine Öko-Zertifizierung kompliziert und streng. Doch gebe es zahlreiche öffentliche Organisationen und private Initiativen beziehungsweise NGOs, die die Menschen erst bei der Planung und dann bei der Belieferung des lukrativen Marktes helfen. Liu berichtete hier davon, wie die FAO und IFOAM schon seit rund zehn Jahren zusammenarbeiten. Er sah viele afrikanische Länder noch in den Kinderschuhen. Die FAO könnte ihnen helfen, Wissens- und Informationslücken zu schließen. Einen persönlichen Einblick in ihre Arbeit gaben in diesen Zusammenhang schließlich Moses Muwanga vom staatlichen National Organic Agriculture Movement in Uganda und Maria Selin von der Swedish International Development Cooperation Agency.

Bettina Pabel

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