Ausland
Fachkräfte-Offensive für Bio-Ukraine
Bildungsinvestitionen sorgen für Weiterentwicklung des Ökolandbaus

Mit vielfältigen Aus- und Weiterbildungs-Aktivitäten festigt die ukrainische Biobranche derzeit ihre Kompetenz trotz der schwierigen Kriegsbedingungen mit der Zukunft im Blick. Der Fachkräfte-Mangel erweist sich angesichts der Kriegsbedingungen als besonders dringlich. Ein zukunftsfähiger Ausweg liegt im Ausbau der Aus- und Weiterbildungs-Angebote. Für die Biobranche mit ihren spezifischen Know-how-Anforderungen ist dies besonders wichtig.
Mit zeitgemäßen Technologien in An-bau, Verarbeitung und Vermarktung begegnet die ukrainische Biobranche den aktuellen Herausforderungen. Professionelle Qualitätsmanagement- und Bio-Zertifizierungs-Systeme schaffen Sicherheit und Vertrauen. Dem optimalen Einsatz digitaler Tools und Netzwerke kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie erhöhen die Leistungsfähigkeit und Resilienz entlang der Wertschöpfungspartnerschaften in der Ukraine und vor allem im Ausbau verlässlicher Export-Infrastrukturen.
Trotz aller Erschwernisse durch die andauernden russischen Angriffe gelang es im Verlauf der vergangenen Jahre, die Transport- und Logistikinfrastruktur nicht nur instand zu halten, sondern weiter auszubauen und zu professionalisieren. Die traditionelle Schwarzmeer-Route funktioniert heute wieder weitgehend auf Vorkriegs-Niveau. Die Voraussetzung dafür war der Erfolg der ukrainischen Streitkräfte. Heute ist die russische Marine aus dem Gebiet westlich der Krim weitgehend verdrängt. Als wesentlicher Faktor erweist sich dabei eine ukrainische Erfindung: Die ‚See-Drohnen‘, flexibel im Schwarm einsetzbare automatisierte Kleinboote.
Gleichzeitig erfolgte seit Februar 2022 ein Ausbau der Gütertransport-Kapazitäten auf der Schiene. Vermehrt können dadurch die ebenfalls im Ausbau stehenden polnischen und baltischen Ostseehäfen bedient werden. Ergänzend findet dank zeitgemäß digital gestütztem Know-how ein Revival der Fluss-Logistik statt, namentlich mit den ukrainischen und rumänischen Donau-Häfen als Ausgangspunkt.
Ökolandbau, Ernährungssicherheit und digitale Innovation
Über 120 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Fachleute aus der Bio-Produktion, Mitarbeitende von Zertifizierungsstellen und Vertreter von öffentlichen und internationalen Organisa- tionen nahmen an der XII. Internationalen wissenschaftlich-praktischen Konferenz ‚Ökologischer Landbau und Ernährungssicherheit: Digitale Technologien und Innovationen‘ teil, die am 15. Mai 2025 in Zhytomyr stattfand. Die Konferenz wurde von der ‚Polissja Nationaluniversität‘ und der ‚Föderation der Bio-Bewegung der Ukraine‘ mit Unterstützung des Projekts ‚Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau‘ organisiert.
Die Konferenz zeigte, dass sich der ökologische Landbau in der Ukraine trotz äußerst schwieriger Bedingungen dank der Einführung moderner innovativer Agrartechnologien, digitaler Lösungen sowie der Stärkung der internationalen Zusammenarbeit und der aktiven Integration in die europäischen und weltweiten Märkte für ökologische Produkte weiterentwickelt. Die Konferenz bot eine Plattform für die Diskussion innovativer Lösungen für den Bio-Sektor und von Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Technologien im Ökolandbau. Im Fokus standen die Einhaltung moderner Qualitätsanforderungen für ökologische Produkte sowie europäische Ansätze zur Organisation der landwirtschaftlichen Produktion. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschungen im Bereich des Ökolandbaus und den praktischen Erfahrungen führender ukrainischer Fachkräfte aus der Bio-Produktion vertraut zu machen sowie Vorträge von Fachleuten ausländischer Bio-Zertifizierungsstellen und Branchenverbänden über den Einsatz digitaler Technologien in ihrer Arbeit zu hören. Während der Konferenz stellte die ‚Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau‘ die Vorteile der digitalen ‚Organic Knowledge Platform‘ als Quelle für vielfältige Informationen und praktische Materialien zum ökologischen Landbau in ukrainischer Sprache vor, die damit einer breiten Öffentlichkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Studierenden sowie Praxiskräften aus allen Sektoren der Ökobewegung zugänglich sind.
Wissenschaftliches Zentrum für ökologische Produktion
Am 13. Mai 2025 fand an der Fakultät für Veterinärmedizin und Tierhaltungstechnologien der Podil-Staatsuniversität in Kamianets-Podilskyi im Südwesten der Ukraine die feierliche Eröffnung des Bildungs- und Wissenschaftlichen Beratungszentrums für ökologische Produktion statt. Das Zentrum wurde mit finanzieller und informativer Unterstützung des Projekts ‚Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau‘ eingerichtet.
Mehr als 150 Teilnehmende nahmen an der Eröffnungsfeier teil, sowohl offline als auch online. Zu den Gästen der Veranstaltung zählten:
- Taras Vysotsky, Erster Stellvertretender Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine
- Oleksandr Haidu, Vorsitzender des Ausschusses für Agrar- und Bodenpolitik der Werchowna Rada
- Dr. Stefan Dreesmann, Leiter des Projekts ‚Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau‘
- Serhiy Tkachuk, Leiter des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Dr. Maria Kucheruk, außerordentliche Professorin am Lehrstuhl für Tierhygiene und Veterinärwesen der Nationalen Polizei der Ukraine an der Podil-Staatsuniversität
- Vertretungen lokaler Behörden
- Vertretungen aus den Biobetrieben (PP ‚Kalinivsky Klyuch‘, LLC ‚Koudays Ukraine‘)
Ökologische Bildung für Alle
Das Zentrum ist mit einem interaktiven Whiteboard und der für eine effektive Ausbildung erforderlichen Ausstattung sowie mit Ständern mit Informationen über den ökologischen Landbau und Links zu nützlichen Ressourcen, darunter die ‚Organic Knowledge Platform‘ , ausgestattet.
Die Aktivitäten des Zentrums zielen auf die Ausbildung von Studierenden, die Beratung von Landwirten, die Verbesserung der Qualifikationen von Veterinär- und Agronomie-Fachleuten sowie die Schaffung einer Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Vertretern des ökologischen Landbaus ab.
Seit seiner Gründung hat das Zentrum bereits eine Reihe von Treffen und Veranstaltungen mit Partnerorganisationen durchgeführt, darunter die Zweigstelle Kamianets-Podilskyi des Regionalen Arbeitsamtes Chmelnyzkyj, die sich aktiv für die Beschäftigung von Studierenden und die Umschulung der Bevölkerung einsetzt.
Peter Jossi