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Bio und weiter?
AöL diskutiert auf Frühjahrstagung über die Zukunft von Bio

Unter dem Motto ‚Bio in Zeiten globaler Veränderung‘ kamen die Mitglieder der Assoziation ökologischer Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller (AöL) zur Frühjahrstagung in Fulda zusammen. Im Austausch ging es um ganzheitliche Werte, gesellschaftliche Verantwortung und die Rolle der Bio-Unternehmen im aktuellen politischen Klima.
Gemeinsam mit dem politischen Historiker Volker Weiß warf die AöL einen Blick in die Gesellschaft. „Gerade als werteorientierte Branche müssen Sie für Aufklärung sorgen und Begriffe wieder mit Substanz füllen“, hob Weiß die Relevanz demokratischer Grundwerte in Zeiten von rechtsextremen Strömungen hervor.
Viele Unternehmen seien zunehmend mit gesellschaftlichen Polarisierungen konfrontiert – sowohl in städtischen als auch in ländlichen Räumen. „Wir dürfen das Thema Personen mit rechtsextremen Einstellungen nicht unterschätzen, das sind inzwischen große Gruppen. Ich wünsche mir, ein Miteinander zu finden und der Kluft zwischen ‚Wir‘ und ‚Die‘ etwas entgegenzusetzen, egal von welcher Seite – wir gehören in einer Gesellschaft bei aller Klarheit unserer gegensätzlichen Standpunkte zusammen“, sagte Amos Ramsauer, Geschäftsführer Agriprotein GmbH.
„Das größte Problem ist, dass Menschen einander nicht mehr zuhören und man nicht weiß, was das Motiv dahinter ist. Methoden zum Reden und Zuhören sind wichtig, um daran etwas zu ändern“, so Johannes Ehrnsperger, Inhaber der Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG. „Für mich ist der Schlüssel der Respekt voreinander und die kritische Auseinandersetzung“, meinte Alexander Beck, Geschäftsführer der AöL.
In seinem Impuls thematisierte Beck ein neues Selbstverständnis der Bio-Branche. Bio sei heute ein Marktsegment und habe die Mitte der Gesellschaft erreicht. „Wie können Unternehmen im Einklang mit der Umwelt wirtschaften und was ist ein zukunftsfähiges Ernährungssystem?“, sind für Beck die Ursprungsfragen von Bio. „Der Bio-Gedanke geht über die Bio-Zertifizierung hinaus“, meint der AöL-Geschäftsführer. „Wenn wir innovativ bleiben wollen, ist es wichtig, alte Strukturen und die ‚alten Bilder vom Neuen‘ loszulassen. Wenn ich auf das Labor Gesellschaft schaue, passiert hier ganz viel.“ Bio müsse weiterentwickelt werden – mit Offenheit und Innovationsfreude. Es stehe für mehr als Produkt-Qualität: für Transparenz, Beziehungen und eine werteorientierte Wirtschaft.