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Leichtes Ökolandbau-Wachstum in Europa und weltweit

Bio-Flächenboom in Afrika und Lateinamerika

Leichtes Ökolandbau-Wachstum in Europa und weltweit
Helga Willer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) präsentiert neue Zahlen zum internationalen Bio-Markt auf der Branchenbilanzpressekonferenz der Biofach.

2023 ist die Ökolandbau-Fläche in der Europäischen Union um 3,6 Prozent gewachsen, global lag die Zunahme bei 2,6 Prozent. Besonders mit Blick auf die ganze Welt konnte damit der zweistellige Wachstumsschub von 2022 nicht fortgesetzt werden, einen Zuwachsrekord verzeichnete aber Lateinamerika mit einer Million Hektar (fast elf Prozent) mehr zertifizierte Bio-Fläche. Das höchste relative Flächenwachstum erzielte dieses Jahr der afrikanische Kontinent mit plus 24 Prozent. Die neuen Zahlen wurden vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sowie dem Dachverband IFOAM - Organics International vergangene Woche auf der Biofach vorgestellt.

  • © FiBL

Insgesamt wurden 2023 weltweit fast 99 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet (2,1 Prozent der gesamten Landwirtschaftsfläche). Mehr als die Hälfte dieser Fläche befindet sich in Ozeanien, während Europa 20 Prozent, Lateinamerika zehn Prozent und Asien gut neun Prozent umfasst. Die Schlusslichter sind Afrika und Nordamerika mit jeweils 3,4 Prozent.

Afrika konnte 2023 allerdings das bemerkenswerteste Bio-Flächenwachstum verbuchen, während Nordamerika fast acht Prozent Einbußen hinnehmen musste, sodass die beiden Kontinente im Ranking die Plätze tauschten. Über zwei Drittel der globalen Bio-Fläche wird von Grünland eingenommen, auf Ackerland entfallen gut 16 Prozent und auf Dauerkulturen knapp sieben Prozent des Ökolandbaus.

Mit Blick auf die einzelnen Länder liegt Australien vorne, dessen Öko-Fläche im Fokusjahr bei 53 Millionen Hektar stagnierte. Indien auf Platz 2 musste nach einer starken Zunahme 2022 wieder einen leichten Rückgang verzeichnen, auf 4,5 Millionen Hektar. Auf Platz 3 folgt Argentinien mit vier Millionen Hektar Ökolandbau.

Absolut betrachtet konnte der größte Anstieg der Bio-Fläche in Uruguay beobachtet werden, das um mehr als 30 Prozent zulegte. China erzielte mit 18 Prozent und Spanien mit fast zwölf Prozent plus ebenfalls eine hohe Wachstumsrate.

EU-Bio-Fläche erreicht fast elf Prozent

  • © FiBL
Biolandwirtschaftsfläche 2023

Hierdurch löste Spanien mit drei Millionen Hektar den bisherigen Spitzenreiter Frankreich (2,8 Millionen Hektar) in der EU ab, gefolgt von Italien und Deutschland (mit 2,5 und 1,9 Millionen Hektar). Die gesamte Bio-Fläche in der EU belief sich 2023 auf 17,7 Millionen Hektar, was fast elf Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche entspricht.

Die Länder mit dem höchsten Bio-Flächenanteil konnten ihre Position behaupten: Weltweit vorne bleibt Liechtenstein mit über 44 Prozent Ökolandbau, auf Platz 2 folgt der EU-Vorreiter Österreich mit über 27 Prozent, dicht darauf Uruguay mit mehr als 25 Prozent.

Was die Zahl der Bio-Landwirtschaftsbetriebe angeht, so konnte die EU eine Steigerung von 1,8 Prozent auf über 430.000 erreichen. Die meisten Bio-Höfe hatte Italien vorzuweisen (über 84.000). Weltweit fiel die Anzahl der Erzeuger um vier Prozent auf 4,3 Millionen Bio-Betriebe. Besonders Thailand und Indien hatten laut FiBL Einbußen zu verzeichnen, wobei letzterer mit über 2,3 Millionen das Land mit den meisten Bio-Betrieben bleibt. Bemerkenswerte Zuwächse habe es in Vietnam, Sri Lanka und Burkina Faso gegeben.

Italien ist ebenfalls das Land mit den meisten Bio-Verarbeitern in der Europäischen Union: 25.000. Die gesamte EU zählt 94.000 Bio-Verarbeitungsbetriebe. Bei den Importeuren liegt wiederum Deutschland EU-weit mit fast 2.000 von insgesamt 6.700 an erster Stelle. Sowohl Verarbeiter als auch Importeure gab es 2023 mehr als zuvor. Dabei ging die Zahl der Bio-Exporte in die USA stark nach oben, während Bio-Importe in die EU rückläufig waren.

Globale Bio-Umsätze stagnieren

  • © FiBL
Verteilung der Bio-Einzelhandelsumsätze nach Kontinent 2023

Der globale Bio-Markt ist 2023 anders als im Vorjahr nur sehr wenig gewachsen, von 135 auf 136 Milliarden Euro. Diese Zunahme sei zudem überwiegend auf höhere Preise statt Mengen zurückzuführen, so das FiBL. Stärker legte Bio in der Europäischen Union zu: um 2,9 Prozent auf 46,4 Milliarden Euro. Die EU bleibt damit der zweitgrößte Binnenmarkt nach den USA, wo Bio-Lebensmittel im Wert von 59 Milliarden Euro umgesetzt wurden.

Innerhalb der EU landete Deutschland mit 16,1 Milliarden Euro erneut auf Platz 1. Während die meisten Länder im Jahr 2023 Zuwächse im einstelligen Bereich vermeldeten, stiegen die Umsätze in Estland und den Niederlanden zweistellig (plus 13 bzw. 12,5 Prozent).

In der EU gaben Verbraucher 2023 durchschnittlich 104 Euro pro Person für Bio-Lebensmittel aus. Ganz vorne im Pro-Kopf Ranking steht weltweit nach wie vor die Schweiz mit 468 Euro, gefolgt von Dänemark mit 362 Euro, das gleichzeitig mit 11,8 Prozent den höchsten Anteil von Bio am gesamten Lebensmittelmarkt hält.

Bio in Zeiten des Umbruchs

IFOAM-Vizepräsident Marco Schlüter blickte auf der Biofach trotz der global herausfordernden politischen Lage optimistisch in die Zukunft. In der EU sei der Green Deal als ‚Faustpfand‘ gesetzt und Bio werde mehr gebraucht denn je. Global lasse sich bis 2033 jährlich ein zweistelliges Bio-Markt-Wachstum von rund elf Prozent prognostizieren.

Als Hauptthema für Bio weltweit im Jahr 2025 wurde das endgültige Inkrafttreten der EU-Öko-Verordnung auch in Drittländern identifiziert. Durch den darin festgesetzten Übergang vom ‚Äquivalenz‘-Standard zur ‚Compliance‘ müssen alle Drittländer ohne anderslautende Verträge den Bio-Standard der EU eins zu eins umsetzen, was weniger Flexibilität für die lokalen Bedingungen vor Ort, mehr Bürokratie und für einige Landwirte und Unternehmen einen enormen Aufwand bedeutet – besonders für Kleinbauernkooperativen, die sich aufgrund der Vorgaben neu strukturieren müssen. FiBL und IFOAM befürchten daher den Austritt mancher Bio-Bauern aus dem EU-Markt, mit folgender Knappheit von Waren wie Kaffee, Kakao und tropischen Früchten.

In Thailand wurde 2023 ein neuer Aktionsplan zur Entwicklung des Ökolandbaus verabschiedet, berichtete Schlüter, und in Afrika gewinne das Konzept der Agrarökologie zunehmend an Relevanz. Alarmiert sei die IFOAM über den weit verbreiteten Missbrauch des Begriffs ‚regenerativ‘. In seiner Generalversammlung in Taiwan im vergangenen Dezember hat der internationale Bio-Dachverband deshalb ein Statement zur regenerativen Landwirtschaft veröffentlicht.

Die Daten zum Ökolandbau hat das FiBL zusammen mit Partnern aus der ganzen Welt bereits zum 26. Mal erhoben und gemeinsam mit der IFOAM veröffentlicht – unterstützt vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit, von Bio Suisse und der NürnbergMesse. Für das Jahr 2023 fand die Erhebung zwischen Juli 2024 und Februar 2025 statt. Daten aus 188 Ländern, die von NGOs, Kontrollstellen, Regierungen und Forschungseinrichtungen bereitgestellt wurden, sind miteingeflossen.

Die Ergebnisse werden im Jahrbuch ‚The World of Organic Agriculture‘ zusammengefasst.

Lena Renner

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