Markt
Deutscher Bio-Markt wächst um fünf Prozent
Verbraucher geben über 16 Milliarden Euro für Bio aus
Zur Biofach haben Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) und Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) neue Zahlen zur Bio-Markt-Entwicklung in Deutschland präsentiert. Demnach gaben Verbraucher im Vorjahr insgesamt 16,1 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel aus – fünf Prozent mehr als 2022. Die Bio-Fläche konnte um 4,3 Prozent zulegen, sodass heute bundesweit 1,94 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet werden – 11,8 Prozent der kompletten Landwirtschaftsfläche.
Wie schon in den Vorjahren war für das Marktwachstum hauptsächlich der Lebensmitteleinzelhandel verantwortlich, der seine Bio-Umsätze 2023 um 7,2 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro steigerte und damit einen Marktanteil von 67 Prozent erreichte. Davon entfielen 40 Prozent auf die Discounter. Während Bio im Trockensortiment insgesamt deutlich mehr zulegte als in der Frische, konnten Discounter ihre Einnahmen bei Bio-Frische-Lebensmitteln um 8,6 Prozent erhöhen. Ein noch größeres Bio-Wachstum als die Discounter erzielten laut AMI-Expertin Diana Schaack die Drogeriemärkte, die mittlerweile im Bio-Trockensortiment auf einen Marktanteil von 25 Prozent kommen.
Mit dem 2022 stark gebeutelten Naturkostfachhandel ging es seit Mai 2023 wieder bergauf, sodass er das Jahr mit einem Wachstum von 0,2 Prozent (auf 3,2 Milliarden Euro Umsatz) abschließen konnte. Allerdings gingen die Verbraucherausgaben für Frische-Produkte im Fachhandel weiter zurück. Ebenfalls zurück gingen laut Fabian Ganz von bioVista die Pro-Kopf-Einkäufe: Es gab mehr Kassenbons, aber weniger Produkte pro Bon. Der Hauptgrund für die Umsatzstabilisierung liege demnach in einer höheren Kundenfrequenz.
Andere Bio-Einkaufsstätten wie Reformhäuser, Hofläden, Online-Handel, Wochenmärkte, Bäckereien und Metzgereien erzielten im Vorjahr einen leichten Zuwachs von 1,8 Prozent und einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro. Laut BÖLW sorgten in dieser Kategorie vor allem Lebensmittelhandwerk und Wochenmärkte für ein Plus.
Marktanteil bleibt niedrig – vor allem im Osten
Da der konventionelle Lebensmittelmarkt 2023 noch stärker zulegte als der Bio-Markt ging der Bio-Anteil an den gesamten Lebensmittelausgaben minimal zurück: von 6,3 Prozent im Jahr 2022 auf 6,2 Prozent 2023.
Wie Schaack erklärte, war die Lebensmittelteuerung im Vorjahr wieder deutlich moderater als 2022 und der Optimismus bei den Konsumenten entsprechend größer. BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres hob zudem die Inflationsbremse Bio hervor: Bei einer Gesamtinflationsrate von neun Prozent waren Bio-Produkte 2023 nur um fünf Prozent teurer als im Vorjahr. „Die steigenden Düngerkosten haben die wahren Kosten etwas sichtbarer gemacht“, so Andres.
Auch die Erzeugerpreise verhalten sich im Bio-Bereich nach wie vor stabiler. Lagen sie bei Kuhmilch Ende 2022 fast auf einer Ebene mit konventionell erzeugter Milch, so verzeichneten die Erzeugerpreise konventioneller Milch im ersten Halbjahr 2023 einen deutlich stärkeren Einbruch, als es bei Bio der Fall war. Momentan steigen die Preise in beiden Sparten wieder.
Durch den stärkeren Preisanstieg bei konventionellen Produkten sowie die Ausweitung von Preiseinstiegsbio bleibt der Trend bestehen, dass sich die Verbraucherpreise von Bio und konventionell immer mehr annähern. Auch die Preise in verschiedenen Einkaufsstätten gleichen sich laut Schaack immer weiter an. Neben dem anhaltenden Bio-Boom bei Discountern und Drogeriemärkten geht der Handelsmarkenanteil weiter nach oben und liegt jetzt bei 56 Prozent.
Bei Frische-Bio liegt der Marktanteil deutschlandweit aktuell bei acht Prozent. Mit Blick auf die verschiedenen Bundesländer sind die Berliner Spitzenreiter in puncto Bio-Anteile: Zwölf Prozent ihrer Ausgaben für frische Lebensmittel entfielen auf Bio-Produkte. Dahinter folgen Hamburg und Hessen mit über zehn Prozent sowie Baden-Württemberg und Bayern mit jeweils 9,4 Prozent. Die Schlusslichter bilden die ostdeutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt mit unter fünf Prozent Bio-Ausgaben in der Frische.
Pflanzendrinks weiter im Trend, Fleischersatz-Käufe gehen zurück
Was verschiedene Produktgruppen angeht, so hält der Boom von Pflanzendrinks sowohl bei konventionell als auch Bio unverändert an. Weil konventioneller Milchersatz teurer ist als die Bio-Varianten, werden Bio-Pflanzendrinks besonders viel gekauft. 2023 lag der Umsatzzuwachs bei 15 Prozent. Bei Fleischersatz befinden sich Bio und konventionell preislich auf einem ähnlichen Niveau, er wurde 2023 allerdings weniger gekauft als im Vorjahr (rund neun Prozent Rückgang).
Käse und Wurst in Bio-Qualität verzeichneten einen Anstieg von sechs beziehungsweise fünf Prozent, was laut Schaack vor allem auf die vermehrte Listung bei Discountern zurückzuführen ist. Während Fleisch im konventionellen Bereich um drei Prozent weniger gekauft wurde, ging es für Bio-Fleisch mit 0,3 Prozent minimal nach oben. Andersherum ist die Entwicklung bei Obst und Gemüse (konventionell im Plus, Bio im Minus), was laut Schaack unter anderem mit Ernteverlusten und einer zu geringen Warenverfügbarkeit im Bio-Bereich zu bergründen ist.
Die Mehl-Einkäufe gingen konventionell stark zurück, aber in Bio-Qualität nach oben. Zu den Umsatzgewinnern zählen nach Angaben des BÖLW außerdem Trockenprodukte wie verpackte Backwaren, Süßwaren, Brotaufstriche und Feinkost sowie Tiefkühlkost mit jeweils zweistelligen Zuwächsen.
Verbandsbio im Aufwind
Deutschlandweit nahm die Bio-Anbaufläche 2023 um 4,3 Prozent oder 80.460 Hektar zu. Täglich wurde damit laut BÖLW eine Fläche in der Größe von über 300 Fußballfeldern umgestellt. Mit knapp zwölf Prozent Bio-Anteil ist der Bund von seinem 30-Prozent-Ziel allerdings nach wie vor weit entfernt.
Mehr als die Hälfte der Bio-Anbaufläche bestand aus Dauergrünland, etwas weniger aus Ackerland, auf dem überwiegend Getreide angebaut wird. 2022 legten laut BÖLW besonders Roggen, Winterweizen und Dinkel deutlich zu, außerdem wuchsen die Flächen für Ölsaaten durch die starke Nachfrage nach Sonnenblumen und Sojabohnen.
36.536 Höfe wirtschafteten im Vorjahr ökologisch – das sind 14,3 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe. Außerdem bleibt Verbandsbio im Aufwind: 46 Prozent der Bio-Betriebe sind momentan in einem Bio-Verband organisiert und bewirtschaften 66 Prozent der gesamten Bio-Fläche.
Bei den Bio-Herstellern sind erst Daten für 2022 verfügbar: Dort gab es neun Prozent mehr Bio-Verarbeiter als 2021 und 36 Prozent mehr als noch 2018.
Weitere Zahlen können Sie im Bio-Branchenreport 2024 des BÖLW kostenlos einsehen.
Lena Renner