Start / Ausgaben / BioPress 50 - Februar 2007 / Bio- Nation Italien

Italien

Bio- Nation Italien

Seit Jahren stärkster ausländischer Aussteller auf der Biofach

Italien präsentiert sich auf der BioFach 2007 als Land des Jahres. Nach Deutschland hat das Mittelmeerland seit Jahren den größten Auftritt in Nürnberg. 2006 präsentierten 273 italienische Bio-Produzenten und Händler ihre Delikatessen dem Fachpublikum. In Italien werden rund 1,1 Million Hektar biologisch bewirtschaftet. In Deutschland sind es rund 800.000 Hektar. 49.900 Unternehmen immerhin 20 Prozent mehr als noch 2004 produzierten oder handelten nach Angaben des 2005 neu gegründeten Bio-Dachverbands Federbio mit biologischen Lebensmitteln.

Die Bio-Branche in Italien sieht sich mit der neuen Regierung unter Romano Prodi im Aufwind. Das Bekenntnis zur ökologischen Landwirtschaft war Teil des Wahlprogramms der Mitte-Links-Grünen Parteien. Neuer Landwirtschaftsminister ist Paolo De Castro, der hohe Wertschätzung genießt. „Für ihn ist die ökologische Landwirtschaft wichtig und Teil einer Offensive für italienische Qualitätsprodukte," so der italienische Bio-Markt Experte Roberto Pinton.

Schon im ersten Monat seiner Amtszeit traf sich De Castro mit dem Vorsitzenden des Bio-Dachverbands Federbio zum Meinungsaustausch und berief einen Bio-Vertreter in die Kommission „Tavolo agro-alimentare", in der die Regierung mit Verbänden der Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft fachpolitische Fragen diskutiert.

Daher sieht die Bio-Branche Italiens mit viel Optimismus in die Zukunft und erwartet sich einiges von der Umsetzung des Nationalen Bio-Aktionsplans, den bereits die Vorgängerregierung im Dezember 2005 verabschiedet, aber noch nicht umgesetzt hatte.

Italien ist einer der bedeutendsten europäischen Bio-Märkte. Nach Schätzungen Pintons betrug der Umsatz im Jahr 2005 rund 2,4 Milliarden Euro.

Bio-Produkte für 700 Millionen Euro, etwa ein Drittel, wurden exportiert. In Deutschland, dem größten Bio-Markt Europas, lag der Umsatz 2005 bei rund 3,9 Milliarden Euro.

Deutschland ist für die italienischen Bio-Produzenten bedeutendster ausländischer Markt. Nach jahrelangen leichten Rückgängen stieg 2005 auch wieder die Anbaufläche auf heute rund 1,1 Millionen Hektar. Davon sind allerdings 338.000 Hektar Umstellungsfläche. In Deutschland beträgt die Bio-Fläche rund 800.000 Hektar.

Auf 160.000 Hektar wird jenseits der Alpen biologisches Getreide angebaut. 99.000 Hektar befanden sich 2005 in Umstelung! Hauptsächlich Hartweizen für Teigwaren wird erzeugt. Die Nudelhersteller brauchen sich also keine Sorgen um ihren wichtigsten Rohstoff zu machen.

Beim Obst ist Italien der führende Erzeuger in Europa. Zur Biofläche kommt noch einmal ein Drittel Umstellungsland dazu. Das Angebot an Trauben, Zitrusfrüchte, Kern- und Steinobst wird also kontinuierlich größer werden in den nächsten beiden Jahren.

Besonders stark ausgeweitet wird bei den Oliven. 65.000 Hektar sind biologisch bepflanzt. Noch einmal 42.000 Hektar sind in Umstellung. Italien steht auf dem Gas, während Deutschland sich eher an der Bremse festhält.

Die Bio-Erzeuger sind im Süden des Landes zu finden, die Verarbeiter und Verbraucher eher im Norden. Auf Sizilien bestellen mit 7.900 die meisten Bio-Bauern ihre Felder, vor Pulien mit 5.700 und der Basilicata mit 4.900. Die meisten Verarbeiter sitzen in der Emilia Romagna mit 650, vor Sizilien mit 450 und Venetien mit 440. Dicht gefolgt von der Toscana und Lombardei mit je 420.

In Italien gibt es 16 vom italienischen Landwirtschaftsministerium anerkannte Kontrollstellen zur Zertifizierung. Die Anerkennung durch das Ministerium erfolgt auf der Basis des Ministerialerlasses 220/95 nach einer Prüfung ihrer Unabhängigkeit, Unparteilichkeit, Effizienz, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit.

Vier Organisationen gehören dem internationalen Dachverband des ökologischen Landbaus IFOAM an mit den noch strengeren Qualitätsstandards als die europäischen Normen. Von der Autonomen Provinz Südtirol wurden außerdem die deutschen Kontrollstellen ABCert, IMO, INAC, QC & I sowie die österreichische Organisation Biko auf ihrem Territorium autorisiert.

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