Ukraine
Organic Day in Ukraine
Leistungsschau der ukrainischen Biobranche

Über 200 Teilnehmende zeigten am 25. September 2023 an der Konferenz ‚Organic Day in Ukraine‘ gemeinsam eine eindrückliche Leistungsschau der ukrainischen Biobranche. Unter den Gästen und Rednern waren Vertreter des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums sowie der staatlichen Agentur ‚Entrepreneurship and Export Promotion Office‘, einer Delegation der Europäischen Union in der Ukraine, der Schweizer Botschaft in der Ukraine sowie Experten aus internationalen Projekten, der Zertifizierungsstelle für ökologische Standards, Einzelhändler und Bio-Betriebe.
Neben dem Export kommt mit dem Blick auf die Zukunft der Weiterentwicklung der heimischen Bionachfrage eine strategische Bedeutung zu. Vor der Konferenz, am 23. und 24. September, organisierte die Branchenorganisation ‚Organic Initiative‘ zusammen mit Silpo, einer der größten Einzelhandelsketten der Ukraine, das Bio-September-Festival ukrainischer Bioprodukte.
In seiner Begrüßungsrede zur Eröffnung der Konferenz sagte Taras Vysotskyi, Erster Stellvertretender Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine: „Die Ukraine hat einen langen und schwierigen Weg auf dem Weg zur Entwicklung des ökologischen Sektors zurückgelegt. Dies ist ein Bereich der europäischen Integration, in dem wir stolz auf unsere Leistungen sein können. Die ukrainische Bio-Gesetzgebung wird derzeit aktiv an die EU-Gesetzgebung angepasst. Dutzende von Bio-Betrieben wurden bereits in das staatliche Register für ökologische Unternehmen eingetragen. Daher können wir nicht nur den EU-Bio-Tag feiern, sondern auch den ukrainischen“.
Während der Konferenz ‚Organic Day in Ukraine‘ wurden die operativen Monitoring-Daten von 2022 vorgestellt, die das Ministerium von den ausländischen Zertifizierungsstellen gesammelt hat, die die ökologische Produktion und den Verkehr von ökologischen Produkten in der Ukraine gemäß der EU-Verordnung und dem US-amerikanischem National Organic Program (NOP) zertifiziert haben. Leider ist die landwirtschaftliche Nutzfläche aufgrund der großflächigen Invasion zurückgegangen: Per 31. Dezember 2022 gab es 263.619 Hektar zertifizierte ökologische Nutzfläche, das sind 38 Prozent weniger als 2021. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche betrug 0,6 Prozent. Auch die Zahl der Öko-Betriebe ging auf 462 zurück, davon 380 landwirtschaftliche Erzeuger, so die Ergebnisse des Monitorings 2022. Dank der rechtzeitigen Unterstützung durch internationale Projekte und Partner und der harten Arbeit des ukrainischen Öko-Sektors sank die Zahl der Betriebe jedoch nur um zwölf Prozent.
Aufgrund des russischen Angriffskriegs wurde ein Rückgang der Verkäufe auf dem heimischen Markt erwartet, wobei sich der Gesamtumsatz mit Bioprodukten aus eigener Produktion auf 627 Millionen UAH gegenüber 900 Millionen UAH im Jahr 2021 (etwa 30 Prozent) belief. Die Verkaufsmengen beliefen sich im Jahr 2022 auf 6.280 Tonnen gegenüber 9.780 Tonnen im Jahr 2021 (ca. 34 Prozent). Der ukrainische Bio-Export blieb im Jahr 2022 fast gleich wie 2021. Zum Abschluss der Konferenz wurden die ersten ukrainischen Bio-Produzenten ausgezeichnet, die nach der ukrainischen Bio-Gesetzgebung zertifiziert sind. Das staatliche Register umfasst nun etwa 50 Unternehmen und wächst stetig. Einen weiteren erfolgreichen Schritt für die Etablierung einer eigenständigen Vermarktungspositionierung bildet zudem die Lancierung eines eigenständigen ukrainischen Bio-Logos.
Kommentar von bioPress-Korrespondent Peter Jossi
Organic Ukraine – solidarisch-vielfältige Biobranche
Die Stärke von Organic Ukraine liegt in der solidarischen Kooperation der vielfältigen Biobranche. Agrarunternehmen wie Arnika Organic, die mit großflächiger Best Practice einen großen Impact für die zukunftsfähig-nachhaltige Landwirtschaft leisten einerseits und klein-strukturierte Biohöfe ergänzen sich in Angebot und Ausrichtung gegenseitig und tragen gemeinsam zur zukunftsorientierten Stärkung der Biobranche insgesamt bei.
Die Biobranche beweist sich derzeit als Speerspitze bei der Diversifizierung der traditionell starken Agrarnation. Der großflächige Anbau von Agrarrohstoffen wird wichtig bleiben und mit Blick auf Nachhaltigkeit und Klimaziele an Bedeutung gewinnen, wie etwa die Erfolgsgeschichte Donau Soja zeigt, zu einem substantiellen Anteil auch dank ukrainischem Anbau. Die Verkürzung der Wertschöpfungspartnerschaften und das Bewusstsein für die Notwendigkeit verlässlicher Qualitätsstandards bieten gute Perspektiven für mehr. Bioqualität und der Wille zu richtungsweisenden Best Practice-Innovationen weisen den Weg in die Zukunft.
Als starkes Agrar- und Lebensmittelland liegen die Zukunftsperspektiven der Ukraine in einer qualitativ hochstehenden Ernährungswirtschaft für die heimische Nachfrage wie für die Agrar- und Lebensmittel-Exporte gleichzeitig. Für sorgfältig ausgewählte ukrainische Spezialitäten – vorzugsweise in Bioqualität – mit einer starken Produktgeschichte besteht dabei das größte Erfolgspotenzial, einen Stammplatz in den Regalen der westlichen Verkaufsregale zu sichern.
Die ukrainische Biobranche beweist unter schwierigsten Herausforderungen täglich ihre Leistungs- und Durchhaltefähigkeit an der ‚economic front‘. Was es jetzt braucht, sind verlässliche Rahmenbedingungen für die Sicherstellung und rechtliche Absicherung des Marktzugangs – und ein Ende der politischen Lotterie und der EU-Grenze zu den Nachbarländern. Dieser Schritt ist jetzt notwendig geworden, als konkreter und wichtiger Beitrag zur Überwindung der russo-faschistischen Aggression gegen ganz Europa.