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Ernährungssouveränität

IFOAM fordert Vorrang für ökologische Landwirtschaft

Der Biosektor fordert die Landwirtschaftsminister auf, agrarökologischen Innovationen Vorrang vor technologischen Lösungen zu geben  

IFOAM fordert Vorrang für ökologische Landwirtschaft

BRÜSSEL, 1. SEPTEMBER 2023 - IFOAM Organics Europe fordert die Agrarminister auf, einen systemischen Ansatz für Innovation und Nachhaltigkeit im Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor zu verfolgen, der auf Agrarökologie, agrarwissenschaftlichen Erkenntnissen und naturbasierten Lösungen beruht. Um die vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen unsere Lebensmittelsysteme konfrontiert sind, müssen wir weg von input-intensiven, kurzfristigen Lösungen, zu denen auch die Förderung spezifischer Technologien mit unbewiesenem Nutzen und potenziellen unbeabsichtigten Auswirkungen und Risiken gehört, wie etwa neue genomische Techniken (NGT).

In einem Schreiben an die Minister im Vorfeld des informellen Treffens des Rates der Landwirtschaftsminister vom 3. bis 5. September, bei dem die Mitgliedstaaten einen Meinungsaustausch zum Thema "Neue Technologien für eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Landwirtschaft" führen werden, argumentiert IFOAM Organics Europe, dass eine Kombination aus präventiven Strategien zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten und agronomischen Instrumenten mit geringem Input, die auf den in der Natur bereits stattfindenden Wechselwirkungen beruhen, eher zu langfristiger Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit unserer landwirtschaftlichen Systeme führen wird als technologische Lösungen wie synthetische Pestizide oder genveränderte Pflanzen.

So Eduardo Cuoco, Direktor von IFOAM Organics Europe: "Innovation in der Pflanzenzüchtung ist notwendig, aber sie sollte nicht auf den Einsatz von Gen-Editing-Technologien reduziert werden, deren angebliche Vorteile für die Nachhaltigkeit derzeit auf Annahmen beruhen. Auch sollte ein Produkt oder ein landwirtschaftliches Produktionssystem nicht allein aufgrund der Verwendung einer bestimmten Pflanzensorte, geschweige denn einer Eigenschaft, als "nachhaltig" deklariert werden."

Cuoco fährt fort:"Hoffnungen auf Vorteile, die auf Annahmen beruhen, sollten nicht dazu führen, dass wichtige Biosicherheitsvorschriften abgebaut werden, die bisher zur Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft und zum guten Ruf der europäischen Lebensmittel sowohl auf dem Binnenmarkt als auch auf den Exportmärkten beigetragen haben.Die Aufrechterhaltung der Rückverfolgbarkeit und der Kennzeichnung des Einsatzes von Gen-Editierungstechnologien ist auch der Schlüssel, um eine Übernahme des europäischen Züchtungssektors durch die großen Biotech- und Pestizidunternehmen zu verhindern, die die Patente auf GVO und NGT besitzen und das Patentsystem nutzen, um Monopole auf genetisches Material und Eigenschaften zu errichten - zum Nachteil der Hunderte von KMU, die den Reichtum des europäischen Züchtungssektors ausmachen. Die politischen Entscheidungsträger sollten sich genau überlegen, wer die Gewinner und wer die Verlierer der Förderung bestimmter Technologien sein werden. Der Zugang zu genetischen Ressourcen, die Erhaltung eines Genpools, der frei von genetischen Veränderungen und monopolistischen geistigen Eigentumsrechten ist, sowie unabhängige Züchtungskapazitäten sind für die Ernährungssouveränität der Europäischen Union von entscheidender Bedeutung."

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