Trockenfrüchte
Die Rosinen-Picker
Der Lebensmitteleinzelhandel findet Geschmack an Bio-Trockenobst
Trockenfrüchte sind fester Bestandteil der Bio-Sortimente im Lebensmitteleinzelhandel. Die Bio-System-Lieferanten bieten allesamt Trockenfrüchte an. Die Systemanbieter beschränken sich dabei oft auf eine handvoll Artikel wie Rosinen, Aprikosen, Pflaumen, Datteln und Bananen. Das größte Sortiment der Systemanbieter führt Alnatura mit mehr als 20 Artikeln. Im LEH gibt es Spezialisten wie Kluth mit seiner Zweitmarke Biofarm. In ihren Eigenmarken führen die Lebensmittelketten ebenfalls einige Trockenfrüchte. Der Handel findet Geschmack daran und greift zu: Bio-Trockenfrüchte sind in zahlreichen Supermärkten zu finden.
Rosinen sind das Hauptprodukt unter den Trockenfrüchten. Jeder Anbieter pickt sie sich heraus. Sie sind in verschiedenen Ausprägungen erhältlich. Am häufigsten zu finden sind die Sultaninen, hergestellt aus der hellen, kernlosen und süßen Sultana-Traube. Ursprungsland ist meist die Türkei. Wenn Weinbeeren auf der Packung zu lesen ist, handelt es sich in der Regel um die hellen Thompson Seedless (kernlos) aus dem US-Bundesstaat Kalifornien. Die dunklen Korinthen, benannt nach der griechischen Stadt, sind aus kleinbeerigen roten Trauben. Davert, der Hersteller aus Senden, hat sie im Programm.
Die Lieferanten der Bio-Trockensortimente für den LEH, die Müslis mischen, brauchen Trockenobst als Zutat und können es dann auch noch als Mono-Produkt anbieten. Die Produkte sind zudem werthaltig und machen Hersteller und Handel gleichermaßen Spaß, da sie nicht zu den Eckartikeln zählen. Aufgrund der langen Haltbarkeit sind sie zudem einfach zu handhaben. Die Produkte laufen besonders gut vor Weihnachten, weil sie zum Backen verwendet werden.
Display für Sonderplatzierungen
Der Marktführer Bio-Zentrale aus Stubenberg/Bayern bietet dem Handel für die Trockenfrüchte ein Display für Sonderplatzierungen an. Hier werden Feigen, Datteln, Kokoschips, Mischobst und gezuckerte Ingwerstäbchen gefällig präsentiert. Seit Oktober wird es ergänzt durch ein Display für die schokolierten Früchte wie Schoko-Sultaninen, Zartbitter-Pflaumen, Vollmilch-Apfelscheiben und Joghurt-Cranberries.
Rila hat in seinem Bio-Vollwert-Linie Rinatura ein Quartett an Trockenobst: Bananenchips, Aprikosen, Datteln und Rosinen. Der Hersteller aus Stemwede-Levern bietet als Besonderheit in seinem Internet-Auftritt Rezepte zur Verwendung der getrockneten Früchte an.
Eine kompetentes Sortiment bietet die Rapunzel-Tochter BioGourmet dem LEH. Die Aprikosen und Sultaninen stammen aus Vertragsanbau in der Türkei. Rund 700 Bauern bewirtschaften bei Malatya 5.500 Hektar Land nach den Richtlinien des kontrolliert biologischen Landbaus. Das Anbaugebiet am Oberlauf des Euphrat ist das weltweit größte Anbaugebiet für die Prunus armeniac, so der botanische Name der Aprikose. Auch Ananas aus Afrika, kalifornische Pflaume, Dattel und Feigen hat BioGourmet im Programm.
Bei den knusprigen Bananenchips handelt es sich um die Sorten Saba und Cardava, die beide von den Philippinen bezogen werden. Die Bananen werden zunächst in Kokosöl frittiert, dann in eine Zucker-Honig-Lösung getaucht und anschließend nochmals frittiert. Sie sind keine getrockneten Früchte im eigentlichen Sinne.
Perlinger-Spezialität Dattel-Konfekt
Perlinger-Bio aus Itter in Tirol macht mit einer zweistelligen Produktzahl ein recht umfangreiches Angebot. Allerdings hat der Bio-Pionier im LEH schon allein vier Rosinen-Artikel im Programm. Helle und dunkle gibt es im 250 und im 500 Gramm Beutel. Die helle Sorte wird aus der Türkei bezogen, die dunkle aus Kalifornien. Zwei Sorten Datteln gibt es, darunter ein Konfekt mit Kokosraspeln, ein Geheimtipp für Genießer. Perlinger empfiehlt den Konfekt zu Kaffee, Tee oder als Dessert. Daneben liefert der Bio-Betrieb noch Ananas aus Sri Lanka, Bananen von den Philippinen, Pflaumen aus Frankreich und Äpfel aus Slowenien. Die Ware wird im Bulk bezogen und selbst abgepackt. Darüber hinaus wird noch Co-Packing angeboten.
Trockenfrüchte passen schon deshalb gut ins Sortiment, weil sie Gesundheit mit Genuss verbinden, entsprechend dem Firmenkonzept. Einkäufer Roland Kluy bezeichnet die Mono-Produkte als attraktiv, obwohl die Preise wegen gestiegener Energiekosten für die Trocknung angezogen haben. Der Hersteller kann sie aktuell aber nicht an den Handel weitergeben.
2007 werden die weicheren Soft-Früchte mit einem höheren Wasseranteil dazu kommen. Nach dem Trocknen wird den Früchten mit Dampf wieder Feuchtigkeit zugeführt. Davert ist schon seit einigen Jahren mit Soft-Früchten auf dem Markt. Sie haben den Vorteil, dass sie nicht auszuckern.
Fairtraide-Qualität
Deglet Nour ist die beliebteste Dattelsorte in Europa. Aus Hazoua in Tunesien kommen die weltweit einzigen Datteln in biodynamischer und Fairtrade-Qualität. 60 Bauernfamilien haben sich hier zum Groupement de Développement de l’Agriculture Biodynamique, GDABD, zusammengeschlossen. Sie erzeugen Bio-Datteln von hoher Qualität und außergewöhnlicher Größe an besonders reich gefüllten Rispen, die vom Verarbeitung Beni Ghreb aufbereitet werden. Die Schweizer Bio-Importfirma Vita Terra sorgt für den Absatz in Europa. Die Produktqualität wird sichergestellt durch ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem, das von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und Vita Terra speziell entwickelt wurde. Import und Vermarktung durch Vita Terra öffnen neue Absatzkanäle, um einer möglichst großen Zahl von Erzeuger-Familien die Teilnahme an der nachhaltigen Wertschöpfungs-Kette anbieten zu können.
Faire Früchte
Das Fair Handelshauses gepa vermarktet Bio-Datteln aus Tunesien und Mangos von den Philippinen. Die Mangos werden zwar biologisch produziert, sind aber noch nicht zertifiziert. „Die Mangos sind unser Produkt mit den stärksten Zugriffen", sagt Fairtriebsleiter Peter Bierhance. Die Verarbeitung geschieht komplett im Ursprungsland, um möglichst viel Wertschöpfung in der dritten Welt zu schaffen. „Bei Trockenfrüchten sind wir noch nicht so stark. Das hat aber Zukunft", prophezeiht Bierhance.
Juers aus Hamburg bietet die drei tropischen Fruchtchips Mangos, Bananen und Ananas aus Brasilien an. Die Früchte werden von Hand vorsortiert, geschält, entkernt, geschnitten und durch Vakuumgefriertrocknung verarbeitet. Bei dem schonenden Verfahren entstehen knusprige Chips mit einer langen Haltbarkeit von 36 Monaten.
Die Feuchtigkeit der Chips liegt unter fünf Prozent. Entsprechend gering ist die Ausbeute. Sage und schreibe 29 Kilo Ananas werden für ein Kilo Chips gebraucht. Bei Mangos werden 25 Kilo benötigt, um ein Kilo Trockenfrüchte zu bekommen. Bei Bananen ist die Ausbeute wesentlich höher. Hier genügen neun Kilo Rohware für ein Kilo Trockenfrüchte. Verpackt wird in der 40 Gramm Kleinpackung und im fünf Kilo-Beutel für Großverbraucher.
Die Horst Walberg Trockenfrucht Import GmbH in Kisberg existiert seit Ende des Jahres 1979 und wird von dem Gründer Horst Walberg sowie seinem Sohn Thomas Walberg geleitet. Hauptgeschäftsfeld ist der Import, Export und Großhandel von Trockenfrüchten, Nusskernen, Nüssen und Saaten aus kontrolliert biologischem und konventionellem Anbau. Die Kunden werden mit Bulk als auch mit abgepackten Produkten der Marke HOWA oder Eigenmarken beliefert. Aprikosen und Sultaninen türkischen Ursprungs sind lieferbar. Walberg ist Mitglied im Warenverein der Hamburger Börse und seit zwei Jahren im Bio-Arbeitskreis des Vereins vertreten. „Mit den bereits getätigten Investitionen in der Vergangenheit sowie den angestrebten Projekten in naher Zukunft sehen wir uns gut positioniert. Wir blicken positiv in Richtung Zukunft und freuen uns über die tägliche Mitgestaltung des europäischen Lebensmittelmarktes", erklärt Geschäftsführer Thomas Walberg.
Die Agentur Edwin Lorenz aus Hamburg beschafft getrocknete Ananas, Mango, Papaya, Jackfrucht, Sauerkirschen, Pflaumen, Äpfel usw. Geschäftsführer Oliver Knospe lässt auch Eigenmarken für den Einzelhandel direkt im Ursprungsland abpacken. Die Preisdifferenzen sind bei manchen Produkten zwischen konventioneller und Bioware sehr gering, so dass es durchaus Sinn macht, ein konventionelles Produkt durch ein Bioprodukt zu ersetzen, meint Knospe. Der Biomarkt entwickelt sich immer noch rasant im Gegensatz zu manchen konventionellen Produkten, die stagnieren oder rückläufig sind. Knospe ist seit einem dutzend Jahre im Import von Bio-Waren tätig und geht davon aus, weiterhin von dem stetig wachsenden Markt zu profitieren.
Biosanica hat LEH im Fokus
Biosanica aus Steinfeld bei Würzburg offeriert dem Handel ein halbes Dutzend Trockenfrüchte. Äpfel und Birnen kommen aus eigener Herstellung. Aprikosen, Mangos und Ananas werden unter anderem aus Sri Lanka und Brasilien geholt. Hauptprodukt sind die Apfelchips. Die Äpfel werden gewaschen, entkernt und zu Chips oder Sticks geschnitten. Die wertvolle Schale bleibt erhalten. Getrocknet wird mit Warmluft. Zehn Kilo Rohware werden für ein Kilo des Endproduktes gebraucht. Die Birnen werden weniger stark getrocknet und ergeben ein Soft-Produkt. Geschäftsführer Georg Thalhammer beliefert über den Naturkost-Großhandel rund 800 Fachgeschäfte. Der Vertriebsschwerpunkt liegt aber anderswo: „Der LEH steht bei uns im Fokus." Die Bayern exportieren zudem nach Österreich und Italien. Auch mit dem Discount ist er im Geschäft. „Der Discounter verhilft dem Bio-Markt zu mehr Menge", sieht Thalhammer das Engagement der Billig-Anbieter positiv. Der Markt ist noch nicht ausgereizt, sondern weiterhin entwicklungsfähig.
Kluth, der Spezialist für Trockenfrüchte, Nüsse und Getreide aus Henstedt-Ulzburg bei Hamburg, hat mit Biofarm eine kleine Bio-Range aufgelegt. Darunter die drei Trockenfrüchte: Sultaninen, Aprikosen und Bananenchips. Die Packungen mit Sichtfenster enthalten 50 Gramm weniger als die konventionellen bei gleichem Preis. Vertreten ist das Unternehmen unter anderem bei der Edeka Minden-Hannover.
Anton Großkinsky