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Bio-Produzent trotzt dem Hochwasser in Pakistan

Taj Food steht für nachhaltigen Reis aus Pakistan

Bio-Produzent trotzt dem Hochwasser in Pakistan © Taj Food
In der Sindh-Region wurde knapp die Hälfte der letzten Reisernte durch Überschwemmungen beschädigt.^

Überschwemmungen, Zollkosten und strenge Pestizidkontrollen: Das Bio-Unternehmen Taj Food aus der pakistanischen Provinz Punjab war im letzten Jahr mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Gegründet 1993, versorgt der heute größte Bio-Lieferant aus Pakistan Europa und die USA mit großen Mengen an Reis. Trotz vieler Widrigkeiten geht der Hersteller weiter in Richtung Nachhaltigkeit und plant, seine Energieversorgung auf eine erneuerbare Energiequelle umzustellen.

Die Reisindustrie weltweit hatte im letzten Jahr mit wetterbedingten Problemen zu kämpfen. Die USA, Indien und Italien waren von Trockenheit und zu geringen Wasservorräten betroffen. Kalifornien, der größte Reisanbauer der USA, hatte die geringste Erntemenge an Mittelkorn- und Kurzkornreis seit den 1980er Jahren. Dadurch sind dort jetzt andere Reislieferanten wie Argentinien oder Pakistan gefragt. Aber auch in Pakistan gab es aufgrund von Überschwemmungen gravierende Ernteverluste.

Dazu kommen für Bio-Landwirte Export-Probleme aufgrund von Pestizidrückständen. „Sowohl EU als auch die USA werden immer strenger mit den Pestizidkontrollen“, erklärt Kadeer, der Sohn des Gründers von Taj Food, der mit seinem Unternehmen AKC Commodities den Export in die USA verantwortet. Auch der Mittlere Osten reguliere seine Bio-Importe inzwischen deutlich rigoroser als noch vor ein, zwei Jahren. Insgesamt ist dadurch das globale Reisangebot sehr knapp, die Nachfrage bleibt hoch und die Preise gehen stark nach oben.

Überschwemmungen in Pakistan

15 bis 20 Prozent seiner vormalig 25.000 Hektar Anbaufläche hat Taj Food durch die Überschwemmungen verloren und konnte im letzten Jahr nur eine halb so große Erntemenge wie gewohnt einfahren – 20.000 statt 40.000 Tonnen. Besonders schlimm getroffen hat es die Dattel- bauern. „Die Ernte war gerade vollständig abgeschlossen, da kam das Hochwasser und hat alles komplett zerstört“, bedauert Anabela Alves, die für den Verkauf in die EU zuständig ist. Daher hat Taj Food gerade überhaupt keine Datteln im Sortiment. Auch beim Langkornreis gab es hohe Ernteverluste.

Von Versicherungen, die dabei helfen könnten, den Schaden etwas abzufedern, können die betroffenen Landwirte in Pakistan nur träumen. Auch viele Häuser wurden zerstört und viele der Bauern haben nichts zu essen, noch nicht einmal Reis. Unterstützung von den Kunden im Ausland wäre in dieser Situation sehr willkommen und ein positiver Aspekt der Globalisierung, der bei einem rein regionalen Fokus außen vor bleibt.

Die gemeinnützige Taj Welfare Foundation, die Anfang der 2010er Jahre gegründet wurde, hilft den Flutopfern wo nur möglich, stellt Reis-Mahlzeiten zur Verfügung und unterstützt zerstörte Dörfer beim Wiederaufbau der Infrastruktur. Gleichzeitig werden die bereits installierten Wasseraufbereitungsanlagen von der Stiftung weiterhin regelmäßig gewartet und in Stand gehalten.

Marke Earth’s Promise & Heritage Gardens floriert

Seit rund zwei Jahren bietet AKC Commodities für die USA die eigene Herstellermarke ‚Earth’s Promise & Heritage Gardens‘ an. Mit der Entwicklung ist Kadeer zufrieden. Rund 2.500 Händler im ganzen Land hätten die Marke bereits gelistet, darunter ein paar große Einzelhändler, aber auch kleinere selbstständige Märkte und Naturkostläden. Zwei große amerikanische Distributoren vertreiben die Produkte mittlerweile für das Unternehmen. Das Wachstum sei nicht exponentiell, aber stetig.

Für Private Label-Anfragen des Handels ist AKC ebenfalls offen. Man könne sich auch vorstellen, das Konzept in Zukunft auf Europa auszuweiten. Der Reisimport nach Europa ist allerdings wesentlich komplizierter, wie Anabela Alves weiß. Die Zollkosten sind sehr hoch, vor allem bei weißem Reis. Große Verarbeiter importieren daher braunen Reis, lassen ihn in Europa schälen und verkaufen ihn dann als weißen weiter. Die Kosten für das Schälen sind dann immer noch deutlich geringer, als es die Zollkosten für weißen Reis wären. So wird die Wertschöpfung nach Europa verlagert. Um es diesen großen Firmen nachzutun und den Reis in Europa zu verarbeiten, fehlen allerdings die nötigen Kapazitäten – die Mühlen wurden alle von der Konkurrenz aufgekauft. Die einzige Möglichkeit wäre also, eine eigene Reismühle zu bauen.

Unabhängig von Zollfragen hat sich das durch Corona stark beeinträchtigte Transportgeschehen mittlerweile wieder normalisiert. Kostete ein Container im letzten Jahr teilweise 10.000 Dollar, so sind es jetzt nur noch 4.000 oder 5.000 Dollar pro Container.

Solarenergie und Fortbildungen

Zusätzlich zum Bio-Anbau will das Unternehmen in Zukunft auch die Energieversorgung nachhaltiger gestalten. Bis 2030 soll die gesamte Produktion inklusive der Reismühlen auf Solarstrom umgestellt werden. „Wir brauchen sehr viel Elektrizität“, erklärt Kadeer. Um die 1.200 Megawatt sollen in wenigen Jahren über Sonnenkollektoren produziert werden. Die ersten Gespräche mit einem Anbieter seien bereits gelaufen.

Darüber hinaus bietet der Betrieb weiterhin Fortbildungen zu nachhaltigem Anbau für seine Landwirte an. Darin lernen sie etwa, weniger Wasser zu verbrauchen oder schädliche Insekten mit natürlichen Methoden zu bekämpfen. Sehr effektiv als Pflanzenschutzmittel sei zum Beispiel die Neem-Pflanze, die letztes Jahr bei 60 Farmern um ihre Felder herum angebaut wur-de.
Neue Innovationen und Produkte sind gerade in Planung und sollen Mitte 2023 auf den Markt kommen, wenn alles gut geht. „Die letzten Tests laufen noch“, so Alves.

Lena Renner

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