Ausland
Nachhaltige Macadamia-Nüsse: Biodiversität und lokale Entwicklung in Kenia
Deutsch-kenianisches Sozialunternehmen Limbua stärkt Wertschöpfung vor Ort

Ökolandbau, fairer Handel und lokale Wertschöpfung: Das Bio-Unternehmen Limbua liefert Macadamia-Nüsse, die Umweltschutz und sozialen Mehrwert vereinen. Nach dem Anbau in Agrarforstsystemen und Mischkulturen werden die Nüsse von Limbua abgenommen und vor Ort unter Einsatz von Handarbeit erntefrisch verarbeitet. Für schonende Röstung oder Pasteurisierung sorgt die deutsche Firma Kreyenborg.
Zwischen Mangos und Avocados recken sich bis zu 20 Meter hohe Macadamia-Bäume in den Himmel. Ihre glänzenden, dunkelgrünen Blätter spenden Schatten, schützen den Boden vor Austrocknung und sind Teil artenreicher Bio-Mischfarmen. An den grünen Hängen des Mount Kenya bauen über 9.000 Kleinbauernfamilien in Kooperation mit dem deutsch-kenianischen Sozialunternehmen Limbua die ‚Königin der Nüsse‘ an. Eingebettet zwischen anderen Nutzpflanzen reifen die runden, harten Früchte in nachhaltigen Agroforstsystemen heran. Anders als in vielen Ländern, wo die Macadamia nur als Exportrohware gehandelt wird, verarbeitet das Unternehmen sie vollständig vor Ort – mit Vorteilen für Umwelt und Gemeinschaft.
Bio-Macadamia-Anbau – Agroforst statt Monokultur
Seit der Gründung 2009 setzt Limbua konsequent auf ökologischen Landbau. Was mit wenigen Kleinbauern begann, ist heute zu einer Kooperation mit mehreren tausend Familien angewachsen – alle nach strengen Bio-Standards zertifiziert. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den Anforderungen der EU-Bio-Verordnung, sondern auch auf weiterführenden Standards wie Demeter und dem Regenerative Organic Certification (ROC). Bis heute sind bereits 5.260 Hektar Land auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Agroforst, Direktsaat und Zwischenfrüchte stärken die Bodenfruchtbarkeit. Dank des jährlichen Niederschlags von über 1.000 Millimetern in der Region südlich des Mount Kenya ist keine künstliche Bewässerung notwendig.
Den Weg zur Bio-Zertifizierung begleiten regelmäßige Schulungen und individuelle 1:1-Betreuung auf den Höfen durch spezialisierte Agrarteams des Unternehmens. Diese unterstützen die Kleinbauern bei alltäglichen Fragen rund um die Kompostierung über natürlichen Pflanzenschutz bis zur fachgerechten Pflege der Bäume. Nach erfolgreicher Zertifizierung ist die Abnahme der jährlichen Macadamia-Ernte vertraglich gesichert und bildet eine verlässliche wirtschaftliche Grundlage für die Familien.
Direkter Einkauf und transparente Lieferkette
Einmal im Jahr ist es soweit: Mitten in der Natur trifft traditionelle Landwirtschaft auf moderne Technologie. Und zwar dann, wenn die Einkaufszeit ansteht. Denn die Ernten werden direkt auf den jeweiligen Bio-Höfen von firmeneigenen Teams erworben: mit selbst entwickelter Software, Laptops, Waagen und einem Fingerabdrucksystem, das jede Macadamia-Kiste fälschungssicher erfasst. Die Bezahlung der Landwirte erfolgt per Mobiltelefon – Betrug durch Zwischenhändler ausgeschlossen.
„Alle Schnittstellen sind digital vernetzt, jede Nuss ist zu 100 Prozent rückverfolgbar“, betont Matti Spiecker, der das Unternehmen Limbua aufgebaut hat. Der Ausschluss der Zwischenhändler schütze dabei nicht nur vor Betrug, sondern sorge auch dafür, dass die Landwirte den vollen, vereinbarten Preis erhalten. Für die Familien bedeutet dies sichere Einnahmen – und eine direkte Anbindung an den internationalen Markt, ohne Umwege.
Wertschöpfung vor Ort – Warum die Macadamia Lebensgrundlage ist
Nach dem Einkauf gelangen die Nüsse auf kurzen Transportwegen zu den Produktionsstätten mitten auf dem Land, wo sie erntefrisch verarbeitet werden. Rund 900 Mitarbeitende – überwiegend Familienangehörige der Landwirte – finden hier ein stabiles Einkommen und soziale Absicherung. Frauen und junge Menschen werden dabei gezielt eingestellt. Denn die Landflucht junger Menschen ist in Kenia ein drängendes Problem. Viele suchen Arbeit in der Stadt und landen in den Slums mit prekären Lebensbedingungen. Das Unternehmen begegnet diesem Trend, indem es in der ländlichen Region langfristige Jobs mit fairer Entlohnung schafft. „So wird verhindert, dass die Familien auseinandergerissen werden“, erklärt Limbua-Gründer Spiecker.
Ein Weg, um möglichst viele qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen, ist dabei der bewusste Einsatz von Handarbeit: vom schonenden Trocknen der Nüsse über das Knacken bis hin zum Sortieren und Verpacken für den Export. Dabei gilt die Macadamia als härteste Nuss der Welt. Die eigens entwickelten manuellen Nussknacker sind so konstruiert, dass sie den Kern von der extrem harten Schale trennen, möglichst ohne ihn zu beschädigen. Denn ganze Nüsse erzielen einen höheren Marktwert – ein Vorteil, der direkt den Kleinbauern zugutekommt.
Auf Wunsch werden die Macadamia nach dem Knacken pasteurisiert oder geröstet – mit der schonenden Infrarot-Technologie der deutschen Firma Kreyenborg. Der Vorteil des Verfahrens ist der Erhalt der Bio-Zertifizierung und eine effektive Keimreduktion ohne Zusatzstoffe oder Chemikalien. So wird die gesamte Wertschöpfungskette in Kenia abgedeckt, qualifizierte Arbeitsplätze entstehen und der Bedarf an energieintensiven Transporten sinkt deutlich.
Aus Macadamia-Schalen wird erneuerbare Energie
„Die Macadamia ist aber nicht nur ein wertvolles Lebensmittel, sondern auch eine Quelle für erneuerbare Energien“, stellt Spiecker fest. Die bei der Verarbeitung anfallenden Schalen werden zur Energieerzeugung genutzt: Ein Teil dient als nachhaltiger Brennstoff für die Öfen im schonenden Trocknungsprozess, ein anderer treibt den Holzvergaser an, der CO²-neutral Wärme und Strom erzeugt. Die restlichen Schalen werden zu organischem Dünger verarbeitet und wieder auf den Bio-Mischfarmen eingesetzt.
Dadurch schließt sich der Kreislauf – von der Ernte bis zur Rückgabe wertvoller Ressourcen an die Böden, auf denen die Macadamia-Bäume gedeihen. „Die Macadamia-Nuss ist also nicht nur ein hochwertiges Bio-Produkt, sondern fördert auch einen nachhaltigen Wirtschaftskreislauf, der Umwelt und Menschen gleichermaßen stärkt“, so Spiecker.